Bauaussichten 2024

Kohlenstoffspeicherfähigkeit: Holzbau wächst weiter

Von Peter Aicher, Vorsitzender Holzbau Deutschland
Bauaussichten
Foto: Holzbau Deutschland

Angesichts des voranschreitenden Klimawandels nimmt das Umweltbewusstsein zu und es besteht ein wachsendes Interesse an nachhaltigen Bauweisen. Es ist dringend erforderlich, die CO2-Emissionen im Gebäudesektor erheblich zu reduzieren. Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, den Gebäudebestand bis 2050 emissionsneutral und energieeffizient zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, sind klima- und ressourcenschonende Bauweisen sowie die energetische Sanierung und Modernisierung des bestehenden Gebäudebestands erforderlich. In Deutschland gibt es allein rund 22 Millionen Gebäude, die für ein Drittel der Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich sind.

Aufgrund seiner Kohlenstoffspeicherfähigkeit ist der Holzbau prädestiniert, um energieoptimiert und emissionsneutral zu bauen beziehungsweise zu sanieren. Zudem bilden die Grundbestandteile von Holz die Basis für biogene Dämmstoffe mit sehr guten Dämmwerten. Bei der energetischen Sanierung geht es darum, den Gebäudebestand zu erneuern, zu erweitern oder neu zu nutzen. Damit gewinnt er nicht nur an Qualität, sondern auch an Wert. Vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklung im Bereich der Digitalisierung und der Vorfertigung kann der Holzbau seine Stärken künftig noch besser ausspielen. Der nachwachsende Rohstoff Holz leistet als Baustoff einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und ist regional in ausreichender Menge verfügbar. Obendrein trägt eine gesteigerte sinnvolle Nutzung des Rohstoffs Holz dazu bei, dass der dringend erforderliche Waldumbau vorangetrieben wird.

Im vergangenen Jahr konnte sich der Holzbau trotz des allgemeinen Rückgangs bei den Baugenehmigungen gut entwickeln. Zwar ist die Zahl der Baugenehmigungen im Ein- und Zweifamilienhausbau rückläufig. Wenn jedoch gebaut wird, dann immer häufiger in Holzbauweise. Laut der Auswertungen des Statistischen Bundesamtes und der Heinze Marktforschung zu den Baugenehmigungen im 1. Halbjahr 2023 ist die Holzbauquote im Mehrfamilienhausbau auf durchschnittlich 6 Prozent (2022: 5,3 Prozent) gestiegen, der bislang höchste Wert in diesem Bereich. Auch die Zahl der vorwiegend mit Holz gebauten Ein- und Zweifamilienhäuser ist weiter gestiegen und lag bei durchschnittlich 25,4 Prozent (2022: 24,5 Prozent). Die Zahlen belegen: der Holzbau wächst weiter.

Leider wird der Holzbau in seinen Möglichkeiten aber noch immer ausgebremst. Die Bauordnungen einiger Länder bilden den aktuellen Stand der Technik unter anderem im Brandschutz nicht ab und erschweren dadurch den mehrgeschossigen Holzbau in den Gebäudeklassen 4 und 5.

Mit dem im November 2023 vorgelegten Entwurf der Muster-Holzbaurichtlinie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung gelungen, um künftig für mehr Gleichberechtigung der verschiedenen Bauweisen zu sorgen.

Im vergangenen Jahr haben das Bundesbauministerium und das Landwirtschaftsministerium eine Holzbauinitiative gestartet. Ziel ist es, den Einsatz von Holz zu verbessern, die Holzbauquote zu erhöhen, Hemmnisse abzubauen und gleiche Wettbewerbschancen für den Einsatz verschiedenster Baumaterialien zu gewährleisten, um den Holzbau insgesamt zu stärken und einen wichtigen Beitrag für ein klimagerechtes und ressourceneffizientes Bauen zu leisten. "In der Holzbauinitiative der Bundesregierung werden strategische Überlegungen mit konkreten Handlungsfeldern, Vertiefungsthemen und Lösungsansätzen im Bereich des klima- und ressourcenschonenden Bauens mit Holz und anderen Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen zusammengeführt", heißt es in einer von den beiden Bundesministerien herausgegebenen Handreichung zur Holzbauinitiative.

Bauland ist bekanntlich begrenzt und die Grundstückspreise hoch. Die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern ist deutlich rückläufig. Der Holzbau aber wird unter anderem durch zunehmende Modernisierungsmaßnahmen gestützt.

Im Geschäftsjahr 2021 haben die Arbeiten im Gebäudebestand (Restaurierung und Bestandsbau siehe Lagebericht Zimmerer/Holzbau) 49 Prozent der Umsatzanteile der Zimmerer und Holzbauunternehmen ausgemacht. Energetische Sanierungen aber auch Aus- und Umbauten bestehender Gebäude prägen die Arbeit im Zimmererhandwerk seit vielen Jahren und wir erwarten in den kommenden Jahren eine deutliche Zunahme der Arbeiten am Gebäudebestand. Künftig wird im Holzbau auch das serielle Sanieren und modulare Bauen eine immer größere Rolle spielen.

Für den Transformationsprozess hin zu einer CO2-Reduzierung im Gebäudebestand, bedarf es allerdings einer verlässlichen und planbaren Förderkulisse, um Bauherren zu motivieren in die energetische Sanierung zu investieren.

Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) einen Förderbonus "Serielles Sanieren" eingeführt, um vor allem standardisierte Gebäude effizient und mit digitaler Unterstützung energetisch zu verbessern. Holzbauelemente aus vorgefertigten Holzbauteilen, beispielsweise Fassaden- und Dachelemente, sind für diese Art der Sanierung besonders gut geeignet, da sie im Gegensatz zu zeitaufwändigen Lösungen vor Ort mit deutlich reduziertem Aufwand auf der Baustelle montieren lassen.

Hilfestellungen zur Umsetzung finden Planer und Ausführende im neuen "Leitfaden Serielles Sanieren" des INFORMATIONSDIENST HOLZ, an dessen Veröffentlichung auch das Holzbau Deutschland Institut beteiligt war. Gerade bei der Sanierung sprechen die ausgezeichneten wärmeschutztechnischen Eigenschaften bei gleichzeitig geringen Wandstärken, der hohe Vorfertigungsgrad, das geringe Gewicht, die trockene Bauweise sowie generell die Eigenschaft, ein nachwachsender Baustoff zu sein eindeutig für den Holzbau.

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