Baumaschinenbranche zuversichtlich

bauma gilt als der Gradmesser für zukünftige Marktentwicklungen

VDMA bauma München
Joachim Schmid: Generell kann man sagen, die bauma ist weltweit für die Branche die Technologie-Messe Nummer Eins. Foto: VDMA

Die weltweit größte Präsentation von Bau- und Baustoff-maschinen, die bauma 2013, öffnet wieder für eine Woche ihre Pforten. Über die Leistungsschau der Superlative und über die konjunkturelle Lage der Branche sprach kurz vor Messestart Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung, mit Joachim Schmid, VDMA Geschäftsführer des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen.

ABZ: Herr Schmid, die bauma ist jedes Mal wieder eine Standortbestimmung der Branche. Wie schätzen sie die gegenwärtige konjunkturelle Lage ein?

Schmid: Veranstaltungen wie die bauma haben durchaus einen wichtigen Einfluss auf konjunkturelle Entwicklungen. Sie ist nicht nur die größte Bau- und Baustoffmaschinenmesse der Welt, sondern auch die Messe, auf der die meisten Weltneuheiten zu sehen sind. Effizienz, Umweltverträglichkeit und Arbeitssicherheit sind einige der vorherrschenden Themen. Diese Ideenbörse gilt als der Gradmesser für zukünftige Marktentwicklungen weltweit. In diesem Jahr haben wir bereits im Vorfeld der Veranstaltung gespürt, dass die Branche zuversichtlich für dieses Jahr ist. Dennoch, die Zeiten sind ungewisser denn je und das schlägt sich auch auf die Erwartungen nieder: Wie geht es mit Europa und der Schuldenkrise weiter, was passiert im Nahen Osten, kommt China wieder in Fahrt? Die Auftragseingänge im letzten Quartal 2012 deuten nicht gerade auf Wachstum hin. Deshalb erwarten die Baumaschinenhersteller für dieses Geschäftsjahr auch keinen Boom, sondern eine Fortsetzung der Entwicklung auf einem ordentlichen Niveau.

ABZ: Im Vorfeld der bauma wird ja häufig in Superlativen gesprochen – was neue Technik und Aussteller anbelangt. In welchen Bereichen macht sich der technische Fortschritt besonders bemerkbar?

Schmid: Generell kann man sagen, die bauma ist weltweit für die Branche die Technologie-Messe Nummer Eins. Im Vorfeld der Leistungsschau bekamen wir bereits durch die Bewerbungen auf den Innovationspreis einen Einblick in diese Entwicklungen. So wird der Trend fortgesetzt, dass zahlreiche Aussteller sich immer mehr mit Umwelttechnologien beschäftigen. Dazu gehört der Hybridantrieb, der sicherlich wieder eine Rolle spielen wird. Auch andere alternative Antriebsarten spiegeln den Stand der Technik wieder. Anforderungen des Marktes und Vorgaben des Gesetzgebers wie Vibrations-, Lärm-, Abgas- und CO2Verminderungen bestimmen das Tempo im Maschinenbau. Allerdings stellt so manche Vorschrift, die aus Brüssel kommt, den Maschinenbau vor große Probleme. EU-Beschlüsse werden häufig zu schnell verabschiedet. "Nur sauber muss es sein" kann nicht die alleinige Maxime sein. In Deutschland stellen wir schon die umweltfreundlichsten Maschinen her, die teilweise in Wachstumsmärkten gar nicht gekauft werden, weil die Regulierungen und Bedingungen andere sind. So bleiben hoch technologisierte, mit einem riesigen Aufwand entwickelte Maschinen auf einen konstanten Absatzmarkt beschränkt. Natürlich muss der Umweltschutz auf allen Märkten der Welt im Vordergrund stehen. Er sollte aber auch sinnvoll sein. Denn jeder Fortschritt muss sich auch rechnen.

ABZ: Man könnte Regulierungswut auch als Ansporn werten, neue Modelle, neue Modellreihen zu schaffen ...

Schmid: Es ist schon verschiedentlich diskutiert worden, ob diese Regulierungswut nicht auch positiv zu werten ist. Denn es wird ein hoher technologischer Standard erreicht, den viele Länder nicht erreichen können. Dadurch schottet sich der Markt in gewisser Weise auch ab. Diese verordnete Innovation ist in gewissem Rahmen nötig, aber sicher nicht der Schlüssel zum Erfolg für deutsche Firmen. Unsere Firmen brauchen ausreichend Luft, um kreativ und innovativ zu sein.

ABZ: Sie unterstützen als VDMA ja auch den Bereich Ausbildung. Sie laden Schüler und Schulklassen zu den Herstellern ein, um ihnen die Technik näher zu bringen und dafür zu werben ...

Schmid: Für uns als VDMA war die Ausbildung schon immer ein echtes Anliegen. In diesem Jahr ist es tatsächlich ein Hauptthema, das wir erstmals in großem Ausmaß verfolgen. Mit der Kampagne "Think Big" wollen wir den Schülern und Abiturienten Berufe rund ums Bauen näher bringen. Es gab bereits zur vergangenen bauma einen Tag, an dem 140 Schüler mit uns zu den Firmen gingen. Diese Firmen kamen danach auf uns zu und machten den Vorschlag noch mehr junge Leute anzusprechen . Daraus erfolgte jetzt die neue Kampagne, "Think Big", bei der man rund 10.000 Schüler erreichen will. Der Landbautechnikverband hat gemeinsam mit uns ein Programm aufgestellt, Firmen gestalten und übernehmen Info-Points, die Messe München stellt die Halle zur Verfügung. Eine Agentur kümmert sich um die Organisation, Kontakte und Koordination mit den Schulen. Inzwischen haben wir über 9000 Schüleranmeldungen. Ansprechpartner an den Ständen sind meistens auch junge Leute, teilweise Azubis, die von ihren Firmen in einem Projekt dafür vorbereitet wurden. Insgesamt gesehen muss natürlich für die Bau- und Maschinenbauberufe auch von anderen Verbänden und Organisationen kontinuierlich geworben werden.

ABZ: Wir haben bereits über den deutschen Markt gesprochen. Werden nicht die großen Geschäfte doch mehr in Amerika und Asien gemacht?

Schmid: Wenn man über Wachstum redet, über dynamische Entwicklungen, dann redet man in der Tat nicht über Europa, sondern seit Jahren über China. Aber auch dort sind inzwischen erste Anzeichen, dass auch da die Bäume nicht in den Himmel wachsen. 2012 ist dort der Baumaschinenmarkt um über 30 Prozent abgestürzt. Nach Angaben der Experten von Off-Highway-Research wurden 2012 weltweit mobile Baumaschinen im Wert von 100 Milliarden US-Dollar abgesetzt. Davon entfielen allein rund 30 Milliarden auf den chinesischen Markt, rund 22 Milliarden auf Nordamerika und nur 12 Milliarden auf Europa.

Ähnlich der Automobilindustrie ist China für die Entwicklung der Baumaschinenproduktion und des Baumaschinenabsatzes zu einem entscheidenden Faktor geworden. Im Moment hat das Land zwar mit Finanzierungsproblemen und Überkapazitäten auf dem lokalen Markt zu kämpfen. Alle Branchenkenner gehen aber davon aus, dass sich der chinesische Markt in den nächsten 18 Monaten erholen wird. Langfristig gesehen, wird China der Topmarkt für Baumaschinen bleiben.

ABZ: Indonesien ist zur bauma 2013 Partnerland. Welche Wirtschaftskraft steckt dahinter?

Schmid: Die Wirtschaftsdaten Indonesiens sind beeindruckend: Ein Bruttoinlandsprodukt von 840 Milliarden US-Dollar (2011), die am drittschnellsten wachsende Wirtschaft Asiens und eine der 20 größten Volkswirtschaften der Welt. 2011 wuchs die indonesische Wirtschaft um 6,5 %, für 2012 wird ein erneutes Wachstum um knapp 7 % erwartet. Die Bauwirtschaft trägt 10,2 % zur Wirtschaftskraft des Landes bei und ist damit der fünft wichtigste Sektor des Landes. Der Absatz von Baumaschinen ist in den letzten Jahren kräftig gestiegen; wurden 2007 rund 7500 schwere Erdbaumaschinen abgesetzt, waren es 2011 schon 20.000 Einheiten. Auch im Rohstoffsektor stehen mittelfristig große Investitionen bevor.

Bis 2025 will das Land den sogenannten "Master plan for the Acceleration and Expansion of the Economic Development (MP3EI)" umsetzen. Dafür ist ein Budget von rund 400 Milliarden US-Dollar vorgesehen, von dem rund die Hälfte für Infrastrukturprojekte eingesetzt werden soll. Insgesamt hat die Regierung 21 prioritäre Projekte mit einem Wert von 33,4 Milliarden US-Dollar ausgewiesen, u. a. den Bau von Mautstraßen, Brücken und Häfen oder Wasserversorgungseinrichtungen. Auch der Bedarf an Baustoffen steigt ständig. Die Regierung geht davon aus, dass Indonesien 2012 rund 48,4 Mio. t Zement verbraucht hat, 13,3 Mio. t Stahl und 1,3 Mio. t Asphalt, Tendenz steigend.

Zur bauma wollen wir indonesischen Entscheider davon überzeugen, in die richtige Technologie und moderne Standards zu investieren. Die bauma bietet dafür den besten Rahmen. Nur dort sehen Investoren so umfassend und geballt den aktuellen Stand der Technik und was heute im Bereich der nachhaltigen Investitionen in die Bau-, Baustoff- und Bergbauindustrie möglich ist.

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