Bauwirtschaft

Sauber planen und Baubudgets einhalten

Bauwirtschaft
Friedhelm NOSS,Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen, Bonn

Der öffentliche Bau investiert nach wie vor zu wenig und bereitet den Unternehmen weiterhin Sorge. Gleichwohl gehen die Unternehmen von einer Besserung in 2014 und sogar in den Folgejahren aus, nicht zuletzt aufgrund der Aussagen in dem Ende 2013 geschlossenen Koalitionsvertrag, denen hoffentlich auch Taten folgen werden. Im Wirtschaftsbau sah es zunächst so aus, als wenn diese Sparte einen kleinen Umsatzeinbruch hinnehmen müsste. Mittlerweile hat sie sich jedoch stabilisiert und es ist sogar eine geringe Zunahme in 2013 zu verzeichnen. Der Wohnungsbau hat auf relativ hohem Niveau zwar einen leichten Dämpfer erlitten, nach wie vor ist der Wohnungsbau aber das Zugpferd der gesamten Bauwirtschaft. Zurückzuführen ist dies auf die niedrigen Zinsen, die steigenden Einkommen, die wachsende Zahl von Haushalten und die zunehmende Angst der Bevölkerung vor steigenden monetären Verlusten.

Auch bei der Anzahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe gibt es keine großen Veränderungen. Während es im Jahr 2012 ca. 740.000 Mitarbeiter gewesen sind, zählte das Bauhauptgewerbe in 2013 ca. 750.000 Mitarbeiter. In diesem Jahr wird sich hieran voraussichtlich nicht viel ändern. Die Bauunternehmen würden gerne mehr Mitarbeiter einstellen, doch der Arbeitsmarkt ist quasi "leer gefegt" und junge Fachkräfte für die Bauwirtschaft zu gewinnen, entpuppt sich zunehmend als echte Herkules-Aufgabe. Die demographische Entwicklung in Deutschland wird diese Misere zusätzlich erschweren.

Ein Problem mit besonders gravierenden Auswirkungen ist mit dem zunehmenden Verlust der öffentlichen Bauherrenkompetenz und der häufig fehlerhaften und mangelnden Planungstiefe bei Ausschreibungen verbunden. Der starke Personalabbau der öffentlichen Bauverwaltung hat inzwischen dazu geführt, dass die Mitarbeiter in den Bauverwaltungen oft total überlastet und überfordert sind. Die Folgen sind fatal: die Ausschreibungen von Bauvorhaben und die bauherrenseitige Projektsteuerung sind fehlerhaft, eine effiziente Abwicklung von Bauleistungen wird zunehmend erschwert und die Qualität leidet deutlich. Überschreitungen der Baubudgets und der Bauzeiten, steigende Baukosten, Terminschwierigkeiten sowie juristische Auseinandersetzungen zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern sind an der Tagesordnung. Damit leiden insgesamt die Effizienz des Bauens und die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Bauverwaltung und den Bauunternehmen.

Mehr denn je ist es erforderlich, dass die öffentliche Hand in die Stärkung der Bauverwaltungen und deren Bauherrenkompetenz investiert. Die öffentliche Hand, aber auch die Bauwirtschaft, ist auf eine gut aufgestellte Organisation mit bautechnischem Sachverstand und Entscheidungskompetenz und mit umfassenden Kenntnissen von allen Planungsprozessen angewiesen. Zudem ist es notwendig, dass die Bauwirtschaft auf den Baustellen wieder auf Augenhöhe mit öffentlichen Institutionen kooperieren und kommunizieren kann. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf. Im Baubereich vollziehen sich heute große Veränderungen in sehr kurzen Zeiträumen. Technische Anforderungen, Umweltfaktoren, ablaufbedingte und bautechnische Notwendigkeiten erfordern zunehmend individuelle Lösungen von Bauherren, Bauunternehmen, Ingenieuren und Architekten. Zudem rücken Themen wie erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zunehmend in den Focus des Bauens. Entsprechend müssen alle am Bau Beteiligten in die zusätzliche Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren. Bei der Planung und Steuerung von Projekten, die sich oft über einen langen Zeitraum erstrecken, ist ein vorausschauendes und vernetztes Denken ohne Vorbehalte ein unbedingtes Muss. Kooperation statt Konfrontation muss im Vordergrund des Handels bei Bauprojekten stehen. Nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingt es, optimale technische, ökologische und wirtschaftliche Lösungen zu garantieren. Voraussetzung dafür ist, dass

1. wieder mehr in die bauvorbereitende Projektplanung investiert wird, auch wenn die Projektkosten damit auf den ersten Blick steigen;

2. die Kostenehrlichkeit für Projekte wieder verbessert wird. Dazu ist es erforderlich, dass die Genehmigungs- und Planungszeiten verkürzt werden und schon bis zur endgültigen Ausschreibung des Projektes eine transparente Kostenfortschreibung erfolgt;

3. Risiken von Planungsänderungen, des Baugrundes, der Rohstoffe und von Witterungsverhältnissen durch ausgewogene Regeln fair verteilt werden und last but not least;

4. die Projektmanagement- und Entscheidungskompetenz auf den Baustellen wieder erhöht wird.

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