Big5 Riad

Neues Verständnis gefragt

New Murabba wird die neue, futuristische Downtown von Riad sein. Michael Dyke, CEO der New Murabba Development Co., Riyadh, geht im Interview mit Christian Brensing detailliert auf die unterschiedlichsten Aspekte des Giga-Projekts ein.
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Christian Brensing (l.) im Gespräch mit Michael Dyke. Foto: Christian Brensing

Brensing: New Murabba zeichnet sich durch seine für Riad bisher unbekannte Güte und Qualität des öffentlichen Raums aus. Wie genau sieht dieses Gefühl einer neuen Art von Urbanität aus?

Michael Dyke: Wir bezeichnen New Murabba als eine moderne Interpretation des traditionellen Stadtzentrums. Unser Ziel ist es Riad mit einer lebendigen Stadtvision komplett zu transformieren in der die Einwohner, wie auch die Besucher befähigt werden die neu geschaffenen Räume in vollen Zügen zu genießen.

Insgesamt schaffen wir 19 Quadratkilometer an neuem urbanem Raum, die Hälfte davon wird baulich für Gebäude entwickelt, die andere für Infrastruktur und Grünflächen. Das schließt eine Fläche von Quadratkilometern mit ein, wo Wohnraum für 450.000 Einwohner entsteht, 4,5 Quadratkilometer davon ist für Parks und Grünanlagen, aber auch Wadis vorgesehen. Schon allein diese Parameter ermöglichen es den dort lebenden und arbeitenden Menschen einen Lebensstil zu realisieren, der bisher in Riad – zumindest in dieser Größenordnung – noch nicht möglich war. Ich sehe darin eine bedeutende Verabschiedung von Prinzipien der sogenannten Postmodernen-Developments, wo jeder Quadratmeter erbarmungslos nach den Kriterien der Effizienz ausgequetscht wurde. Man könnte daher New Murabba vielleicht eher mit dem King Salman Park vergleichen, wo Strukturen und Annehmlichkeiten geschaffen werden, die Familien wie auch Geschäftsleute anziehen werden. Wir versuchen hier vieles unter ein Dach zu bekommen, von einer bestimmten identitären saudischen Bautradition bis hin zu einem modernen ökologischen Stadtbild.

Brensing: Für Saudi-Arabien ist das ein völlig neuer Ansatz im Städtebau.

Michael Dyke: Ja und nein, wenn Sie bedenken, dass schon Ende der 70er Jahre Albert Speer & Partner das neue Diplomatenviertel in Riad entwarfen. Natürlich war dies vornehmlich Botschaften und Diplomaten vorbehalten, aber nichtsdestotrotz etablierte es ein für das KSA absolut neues Verständnis von grüner Urbanität.

In Bezug auf meine eigene Bauerfahrung, versuchte der Developer Lendlease – für den ich von 2011-13 tätig war – im Londoner Stadtteil Elephant and Castle die größte grüne Oase seit über einhundert Jahren zu realisieren. Solche Gelegenheiten sind allerdings absolut rar und damit vergleichbar wird die Schönheit von New Murabba genau in dieser genuinen Kreation eines neuen Stadtteils für Riad liegen.

Brensing: Wer ist verantwortlich für den Masterplan?

Michael Dyke: AtkinsRéalis, die britsche Planungs und Managementfirma, wurde dafür gewonnen; sie setzen unsere Vision der weltweit größten neuen Innenstadtbebauung in die Realität um. Dem Städtebau liegt das Konzept der "15-Minutenstadt" zu Grunde: ein Denk- und Planungsansatz, der alle für Menschen notwendigen Dinge und Leistungen einfach und schnell erreichbar macht, eben in den besagten 15 Minuten. Unser ehrgeiziges Ziel ist, dass es maximal zehn Minuten bedarf, um alle notwendigen Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen, Arztpraxen, Geschäfte, Freizeiteinrichtungen etc. zu erreichen. Weitere fünf Minuten wird es dann brauchen, um von zuhause zur nächsten Haltestelle des ÖPNV zu kommen.

Brensing: Wie weit liegt New Murabba entfernt vom heutigen Stadtzentrum?

Michael Dyke: Es wird ein Teil von ihm werden. New Murabba grenzt an Riad an, wie wir es heute kennen. Daher wird es Riad bereichern, sozusagen als physisches Tor von der heutigen alten zur neuen zukünftigen Hauptstadt Saudi-Arabiens. Wie auf einem unsichtbaren Zeitstrang wird man von der einen Wahrnehmung zur nächsten befördert. Aus diesem Aspekt heraus ist es auch sehr interessant, dass New Murabba einen Hintereingang zum historischen Diriyah, also der Geburtsstätte des heutigen Saudi-Arabiens, herstellen wird. Und mit jeder neuen Erweiterung nach Norden oder Osten wird New Murabba ebenfalls diese Torfunktion übernehmen.

Brensing: Wie wird man erfahren, dass man in New Murabba ist? Wird man es zum Beispiele an signifikanten Gebäuden erkennen können?

Michael Dyke: Sicherlich werden eine ganze Menge von Indizien darauf hinweisen, wenn etwa Besucher mit dem öffentlichen Nahverkehr in den neuen Stadtteil New Murabba kommen. Jedoch allem voran wird man, wie im Fall des Eiffel Turms, das zentral angeordnete Mukaab-Gebäude aus vielen Kilometern Entfernung erkennen. Der Mukaab – arabisch für der Würfel – wird, abgesehen von seiner dominanten Struktur, auch als architektonische Ikone eines der größten und herausfordernsten Ingenieurbauwerke der Welt sein. Das schon allein ist bedingt durch seine enormen Dimensionen mit Kantenlängen von 400 x 400 x 400 Metern. Seine Lage wird zwischen zwei Stadtautobahnen sein und daher auch als städtisches Drehkreuz funktionieren. Ähnlich wie im Fall von Diriyahs "The City of Earth" mit seiner herausstechenden Lehmarchitektur, wird man sofort an Mukaab denken, wenn man das futuristische Riad vor Augen hat. Ich wiederhole: Der Mukaab im Kontext von New Murabba wird das Eingangstor zu einer anderen Welt sein.

Brensing: Wer ist für den Entwurf verantwortlich?

Michael Dyke: Erneut hat uns dabei, wie im Fall des Masterplans, AtkinsRéalis unterstützt. Zur gegenwärtigen Zeit bereiten wir die Ausschreibungen vor, wie wir das gigantische Bauvolumen in realisierbare Abschnitte unterteilen. The Größenordnungen des Vorhabens sind schlichtweg überwältigend. Wir müssen erreichen, dass wir die besten und talentiertesten Architekten und Ingenieure dafür gewinnen können.

Brensing: Wie lautet der Zeitplan für all dies?

Michael Dyke: Ja, den gibt es wirklich, der Mukaab wird 2030 eröffnet. Es wird der erste Meilenstein des Stadtteils New Murabba sein, einschließlich seiner umliegenden Parks und Wohnquartiere. Ein weiterer Grund für diese zeitliche Vorgabe ist, dass in 2030 die Weltausstellung in Riad standfinden wird und New Murabba ein wesentlicher Bestandteil davon sein wird. Darüber hinaus haben wir noch elf weitere Ankerprojekte, wie zum Beispiel ein Museum, eine Universität, eine multifunktionale Sportarena und ein Sportstadium für 45.000 Zuschauer. All diese zentralen Vorhaben werden über ganz New Murabba verstreut sein und aus dem ganzen Königreich und vielen Ländern der Welt werden Menschen nach New Murabba strömen, um dort zu arbeiten, leben oder ganz einfach nur ihre Freizeit dort zu verbringen. Unsere Hoffnung ist, dass wenn sie wieder nach Hause fahren, sie Impressionen von einer lebenswerten Zukunft mitnehmen.

Brensing: Wie unterscheidet sich all dies von dem, was wir heute schon in Dubai, zum Beispiel im direkten Umfeld des Burj Khalifa mit all seinen Einkaufs- und Freizeitangeboten haben?

Michael Dyke: Schon allein der Mukaab wird wesentlich vielseitiger sein, er wird über 2,2 Millionen Quadratmeter umbauten Raums verfügen, wovon die Hälfte für Wohnzwecke genutzt wird. Sein Innenvolumen wird dem von 18 Empire State Buildings gleichen. Vier markante Ecktürme zeichnen die Konstruktion aus, zwei davon Wohnhochhäuser und die zwei weiteren für Hotel- und Mischnutzungen. Das darüber spannende Dach ist 16 Hektar groß. Aus all diesen Gründen ist ein Vergleich mit dem Burj Khalifa nicht passend. Bedenken Sie auch, dass alleine schon der Einkaufsbereich etwa 980.000 Quadratmeter umfassen wird, alles Dimensionen, die sich nicht mit einer Mall of Dubai oder anderen Einkaufstempeln vergleichen lässt. Den architektonischen Höhepunkt der Mukaab wird sein im Zentrum befindlicher 360 Meter hoher Dom sein. Dort steht eine große Spiral-Konstruktion von ähnlicher Höhe mit einem Durchmesser von 380 Metern im Erdgeschoss. Darin werden Erlebnisse inszeniert, die die Welt bisher noch nicht gesehen hat. Aber trotz alledem wird der Mukaab keinen wildwüchsigen Themenpark darstellen, absolut nicht! Fassen wir zusammen, der Mukaab wird die erste Konstruktion seiner Art in der Welt sein, das bezieht sich sowohl auf seine Größe, die unterschiedlichsten Nutzungen, zum Beispiel Holographie-Darstellungen, und seine einzigartige Weise des räumlichen Erlebnisses.

Brensing: Herzlichen Dank für das informative Gespräch.

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