Bomag Innovation Days 2024
Optimistischer Blick in die Zukunft
von: Kai-Werner FajgaEs ist schon beeindruckend, mit welcher Professionalität und gleichzeitiger Gelassenheit die Verantwortlichen und Ausführenden bei Bomag auch in diesem Jahr die Innovation Days abspulen. Über zwei Stunden werden sie diesmal brauchen, um das gesamte Portfolio das Baumaschinenherstellers live im Training Center in Boppard Kunden und Pressevertretern vorzuführen, Neuheiten und Besonderheiten zu erklären.
Insgesamt 1400 Gäste erwartete der Hersteller zu den Bomag Innovation Days 2024, und wie immer erwartete die Teilnehmer ein buntes Programm aus Werksführung, Maschinen- und Servicesvorstellungen, Vorträgen und Einzelgesprächen, das keine Fragen offen lassen sollte.
In den einführenden Vorträgen gab es dann aber doch eine Premiere, denn Dr. Ingo Ettischer trat als Nachfolger von Ralf Junker erstmals als neuer Präsident der Bomag bei den Innovation Days auf. Und er hatte gute Nachrichten zu verkünden, denn nachdem sein Vorgänger mit der Bomag Gruppe das erste Mal einen Jahresumsatz von einer Millarde Euro erzielt hatte, konnte nun Dr. Ettischer verkünden, dass 2024 das zweite Geschäftsjahr sein wird, in dem diese Umsatz-Schallmauer durchbrochen werden soll. Allerdings räumte er ein, dass nach drei starken Wachstumsjahren nach der Pandemie das Marktumfeld nun "schwieriger geworden" sei. Die globale Präsenz von Bomag sei in der aktuellen Situation eine ausgleichende Hilfe, für 2025 erwarte man ein stabiles Geschäftsaufkommen in Europa, Wachstum im mittleren Osten, Afrika und Asien sowie einen Rückgang der Entwicklung in Nordamerika. Als Teil der Fayat Gruppe plane das Unternehmen aber langfristig und blicke optimistisch in die Zukunft.
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Die Bomag Gruppe sieht sich selbst als "Vorreiter bei der Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz und im Unternehmen"- und hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, zur globalen CO2-Neutralität mit seinen Produkten und Lösungen beizutragen. Das Unternehmen stellte Lösungsansätze und Produktvergleiche vor, die anschaulich belegen konnten, wie mithilfe moderner Baumaschinen und Dienste oder alternativen Antriebstechnologien sowohl an der Baustelle als auch im Unternehmen hohe Einsparungen erzielt werden können.
Neue Dienste
Im Fokus der vorgestellten Produkte und Lösungen stand einmal mehr die ASPHALT PRO-Lösungen für Bomag-Kunden. Für die Diensteplattform, die mit jedem handelsüblichen Tablet steuerbar sein soll, wurde die neue Anwendung "Bomap Pave" vorgestellt. Durch die automatisierte Einspielung verschiedener Sensordaten soll damit etwa der Materialverbrauch auf Baustellen in Echtzeit dargestellt werden und so das ferngesteuerte Management unterstützt werden. Erstmals zu den Innovation Days wurde auch der BOMAG Notbremsassistent "Emergency Brake Assist" vorgestellt, der nun in die Serienreife überführt werden soll. Die Asphaltwalze ROBOMAG BW 154 und der Walzenzug ROBOMAG BW 177 dienen dabei als Technologieträger, mit denen alle Subsysteme entwickelt und getestet werden, die auf dem Weg zum voll-autonomen Betrieb notwendig sind. Der BOMAG Notbremsassistent scannt in Echtzeit die Umgebung der im Betrieb befindlichen Baumaschine und erkennt bewegliche wie auch statische Hindernisse und Gegenstände.
Objekte, die durch die Maschinenbewegung potenziell gefährdet werden könnten, werden durch das System automatisch erkannt. Droht eine Kollision, wird eine automatische Verlangsamung bis zum Stillstand eingeleitet. So werden mögliche Gefahrensituationen, rechtzeitig bevor sie tatsächlich eintreten, verhindert. Die Technik wurde zur diesjährigen INTERMAT in Paris in der Kategorie "Roads, Materials and Foundations Industries" mit dem Gold-Award ausgezeichnet. Der Notbremsassistent wird in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit ausgewählten Kunden auf unterschiedlichen Baustellen getestet und kann auf Tandemwalzen der –5 Generation des Herstellers eingesetzt werden – und ist damit unabhängig vom Einsatz auf einer vollautonomen Asphaltwalze.
Vor der Serienreife stehe noch die finale Zertifizierung aus, an der in Zusammenarbeit mit Experten momentan gearbeitet werde.
Neuer Walzenzug
Ganz neu stellte Bomag in den Walzenzug BW 177 BVO-5 PL vor. Die leistungsstarke und vielseitige Maschine eigne sich für vielfältige Anwendungen auf kleineren und mittleren Baustellen für die Bodenverdichtung, so der Hersteller. Die Verdichtung mit Oszillationstechnik macht die Maschine explizit auf schwierigem Untergrund oder bei sensiblen Verdichtungsarbeiten in Gebäudenähe einsetzbar.Darüber hinaus soll sich die der Walzenzug durch seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten auszeichnen.
Mit drei einstellbaren Verdichtungsmodi – Oszillation, kleine Amplitude und große Amplitude – ist die Maschine für unterschiedlichste Baustellenanforderungen gerüstet. Während die große Amplitude beeindruckende Tiefenverdichtung ermöglicht und Schichtdicken von bis zu 50 Zentimeter auf Kies und Sand sowie 40 Zentimeter auf Mischböden problemlos bewältigt, soll der Oszillationsmodus für sanfte, aber effektive Verdichtung in sensiblen Bereichen sorgen. Damit ist der BW 177 BVO-5 PL nicht nur für den klassischen Erdbau, sondern auch für Arbeiten über Rohrleitungen oder in der Nähe von Gebäuden ideal geeignet, verspricht Bomag.
Der BW 177 BVO-5 PL ist wartungsfreundlich konzipiert. Bomag verfolgt nach eigenen Angaben mit dem Konzept "Easy Service" das Ziel, Wartungspunkte zu minimieren und notwendige Wartungsarbeiten so einfach wie möglich zu gestalten. So kommt der Walzenzug beispielsweise ohne Abschmierpunkte aus, und alle wichtigen Komponenten wie Ölstab, Filter und Einfüllstellen sind bequem vom Boden aus zugänglich.
Auch die Gummipuffer an der Bandage können ohne Demontage von Rahmenteilen ausgetauscht werden.
Neuer Stabilisierer
Neue Maßstäbe bei Bodenstabilisierung und Recycling will Bomag mit den beiden Modellen RS 600-2 (Tier 3) und RS 650-2 (Tier 4/Stage 5) setzen. Sie sollen durch überdurchschnittliche Tagesleistung, herausragender Zuverlässigkeit und einer rundum durchdachten, ergonomischen Gestaltung der Arbeitsumgebung überzeugen. In der Anwendung sind sie laut Hersteller besonders flexibel und können sowohl für das Kaltrecycling als auch bei Maßnahmen zur Bodenstabilisierung und Baugrundverbesserung eingesetzt werden. Anlässlich der Innovation Days 2024 konnten internationale Kunden das Modell RS 650-2 erstmals live im Einsatz erleben. RS 600-2 und RS 650-2 unterscheiden ich ausschließlich in der eingesetzten Motovariante, die beim RS 600-2 die Abgasnorm Tier 3, beim RS 650-2 Tier 4/Stage 5 erfüllt. Beide Abgasstufen werden mit einem Deutz 8-Zylinder mit unterschiedlichen Abgasnachbehandlungssystemen erreicht. Der Motor ist besonders leistungsstark und versetzt den RS 600-2 bzw. den RS 650-2 in die Lage, während des Mischprozesses einen Bitumenemulsion-Tankwagen von circa. 40 Tonnen zu schieben und dabei gleichzeitig einen Wassertankwagen von rund 30 Tonnen zu ziehen, so Bomag. Das ermögliche es, selbst anspruchsvollste Projekte in kürzester Zeit zu bewältigen.
Die Maschinen können sowohl vorwärts als auch rückwärts arbeiten und bieten so maximale Flexibilität auf der Baustelle. Unterstützt wird dies durch ein Kamerasystem, das dem Bediener eine 360-Grad-Sicht auf die Arbeitsumgebung ermöglicht. Optional können zwei weitere Kameras installiert werden, um den Bereich vor dem Rotor und das aktuelle Mischergebnis noch besser im Blick zu haben.
Durch vier verschiedener Lenkmodi (Hinterachslenkung, Knicklenkung, Synchronlenkung und Hundegang) lassen sich die großen Bodenstabilisierer auf der Baustelle in jeder Situation einfach, schnell und sicher manövrieren. Eine Eigenschaft, die die hohe Produktivität und Einsatzflexibilität zusätzlich unterstützen soll. RS 600-2 und RS 650-2 sind mit zwei Rotorvarianten erhältlich: Neben der Standardbreite von 2400 mm steht optional ein Rotor mit einer Breite von 2600 Millimetern zur Verfügung, der die Flächenleistung weiter erhöht.
Die Bedienung der neuen Maschinen ist besonders einfach und intuitiv gestaltet. Alle wichtigen Funktionen, wie die Einstellung der drei Rotorklappen und die Frästiefe, können angepasst werden, ohne die Hand vom Fahrhebel zu nehmen.
Das integrierte Display bietet einen umfassenden Überblick über alle Maschinenfunktionen und ermöglicht eine einfache Steuerung der Einspritzsysteme für verschiedene Materialien. Am Ende der Innovation Days konnten die Bomag-Verantwortlichen erneut in viele zufriedene Gesichter blicken, wenngleich einige Weiterentwicklungen zwar angedeutet, aber (noch) nicht vorgestellt wurden – etwa im Bereich der emissionsarmen Antriebe. Mit Verweis auf die im kommenden Jahr anstehende Bauma mussten Neugierige noch um etwas Geduld gebeten werden, was der Stimmung in Boppard aber sicherlich nicht entgegen wirkte.