CO2 speichern

Firmen nehmen neue Negativemissions-Anlage in Betrieb

Biberist/Schweiz (ABZ). – Um bis 2050 die Netto-Null-Emissionen zu erreichen, muss neben einer deutlichen Reduktion der Emissionen auch CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden. Der Industrieanlagenanbieter neustark hat zu diesem Zweck laut eigener Aussage eine Negativemissionstechnologie entwickelt und eingesetzt, die bereits heute CO2 aus der Atmosphäre entfernt.
Abbruchtechnik
Die neue Großanlage zur CO2-Speicherung in Biberst, Schweiz. Foto: neustark

Es sei das erste Unternehmen weltweit, das die Kohlenstoffentfernung durch Mineralisierung in Abbruchbeton in die kommerzielle Praxis umgesetzt und ein Netz von Speicheranlagen eingerichtet habe.

Der bisher größte Standort in Biberist ist nun in Betrieb, wie neustark kürzlich bekannt gab. Damit betreibt das Unternehmen derzeit eigenen Angaben zufolge neun Speicheranlagen, weitere sind im Bau. Mit der Großanlage zur CO2-Speicherung in Biberist hat neustark zusammen mit seinen Partnern bisher neun solcher Anlagen in der ganzen Schweiz in Betrieb genommen. Das 2019 als Spin-off der ETH Zürich gegründete Schweizer climate-tech Unternehmen hat sich laut eigener Aussage in den letzten drei Jahren von ersten Tests über Prototypen bis hin zu einem Netzwerk von Abscheidungs- und Speicheranlagen entwickelt.

Die erste stationäre Anlage, die CO2 in Abbruchbeton speichert, ging vor weniger als einem Jahr in Betrieb. Seither sind acht weitere Anlagen entstanden, die bereits täglich Tonnen von CO2 entfernen.

Die neu in Betrieb genommene Anlage ist die bisher größte und hat eine Speicherkapazität von rund 1000 t CO2 pro Jahr. Zwei innovative Schweizer Abbruchrecycling- und Betonproduktionsunternehmen, die Alluvia AG und die Vigier Beton, haben gemeinsam mit neustark dieses Projekt geplant und betreiben nun die Anlage. Sie wurde auf einem großen Abbruchgelände (Papierfabrik in Solothurn) gebaut, um einen direkten Zugang zum Abbruchbeton zu ermöglichen.

Emissionen reduzieren

"Um unsere weltweiten Netto-Null-Ziele bis 2050 zu erreichen, ist es entscheidend, dass wir die Emissionen so weit wie möglich reduzieren und den Rest entfernen. Dank unserer Mineralisierungstechnologie und der Wertschöpfungskette von der Abscheidung bis zur Speicherung ist neustark ein Pionier bei der dauerhaften Entfernung von Kohlenstoff. Wir entziehen der Atmosphäre schon heute tonnenweise CO2 und morgen noch mehr", sagt Valentin Gutknecht, Gründer und Co-CEO von neustark.

Mit über 1 Milliarde Tonnen pro Jahr ist Abbruchbeton der größte Abfallstrom der Welt. neustark hat eigenen Angaben zufolge eine Technologie und eine Wertschöpfungskette entwickelt, die diesen Abfallstrom in eine "Senke" verwandelt, die schwer vermeidbare Emissionen aus der Atmosphäre aufnimmt. Wie das geht? Indem CO2 aus Biogasanlagen abgeschieden und zu nahe gelegenen Speicheranlagen transportiert wird, wo das CO2 während des Recyclingprozesses in das Granulat von Abbruchbeton injiziert wird.

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Die Partner Alluvia, neustark und Vigier vor der Speicheranlage in Biberist – vertreten durch die Projektleiter Gerd Aufdenblatten (v. l.), Erik Turner und Bruno Stettler. Foto: neustark

Die Technologie von neustark löst einen Mineralisierungsprozess aus, bei dem das CO2 in Kalkstein umgewandelt und so an die Poren und die Oberfläche des Granulats gebunden wird. Das CO2 wird dauerhaft im Abbruchbeton gespeichert und so der Atmosphäre entzogen.

Das Unternehmen arbeitet mit Biogasanlagen zusammen, um von ihnen CO2 abzufangen, mit Baustoffrecyclern, um bei ihnen CO2 zu speichern sowie mit Unternehmen mit ehrgeizigen Klimazielen, die die CDR-Zertifikate (Carbon Dioxide Removal) erwerben.

Das mit dem CO2 injizierte Betongranulat kann dann wie üblich von den Recyclern zum Bau von Straßen oder zur Herstellung von neuem Recyclingbeton verwendet werden.

Dauerhafte Speicherung

Johannes Tiefenthaler, Gründer und Co-CEO von neustark, bekräftigt: "Neustark hat als erstes Unternehmen in der Praxis gezeigt, dass die dauerhafte CO2-Speicherung durch Mineralisierung in Betonabbruch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist. Mit unseren neun bereits in Betrieb befindlichen Speicheranlagen in der ganzen Schweiz und weiteren, die sich derzeit im Bau befinden, erzeugen wir jeden Tag entscheidende Negativemissionen."

In den ersten Monaten seines Betriebs hat neustark bereits mehr als 300 t CO2 dauerhaft entfernt, wie das Unternehmen betont.

Im schnell wachsenden Bereich der Negativemissionstechnologien bereits heute zur Beseitigung des Kohlenstoffs beizutragen, sei ein großer Erfolg. neustark speichert etwa 10 kg CO2 pro Tonne Abbruchbeton. Eine Anlage kann in einer Stunde das leisten, wofür 50 Bäume ein Jahr brauchen.

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