"EDGE Suedkreuz Berlin"

Hier entsteht Deutschlands größter Holz-Hybrid-Bau

von: Robert Bachmann
Bauen mit Holz
Noch lagern hier Material und Baugerät, später wird sich an dieser Stelle das zentrale Atrium im Zentrum des Carré-Gebäudes befinden. Fotos: Bachmann

Berlin. – Im Süden Berlins, direkt am Bahnhof Südkreuz, entsteht derzeit das größte Holz-Hybrid-Bauwerk Deutschlands. Auf rund 32.000 Quadratmetern Brutto-Geschossfläche bringt das für den Bau verantwortliche und in Berlin ansässige Unternehmen Zech Bau SE Holz und Beton in modularer Bauweise zusammen. Bei einem Bau-stellenbesuch durfte sich die Allgemeine Bauzeitung (ABZ) das als besonders nachhaltig geltende Verfahren einmal genauer ansehen.Drei von sieben oberirdisch geplanten Etagen stehen bereits. Schalungselemente sieht man auf der Baustelle für das Projekt "EDGE Südkreuz Berlin" jedoch kaum. Stattdessen ragen zahlreiche Krane in den Himmel, von wo aus sie den Arbeitern die vorgefertigten Wand- und Deckenmodule anreichen, aus denen im schnellen Takt Etage um Etage zusammenmontiert wird.Für die Unternehmen Zech Bau SE, Cree und Rhomberg sieht genau so die Zukunft des Hochbaus aus: ressourcenschonend, zeitsparend und nachhaltig für Mensch und Umwelt. 2018 haben die international agierende Zech Group mit Hauptsitz in Bremen und das aus Österreich stammende Holz-Hybrid-Bauunternehmen Cree eine Partnerschaft ins Leben gerufen, um die moderne Bauweise voranzubringen. Unter dem Label "CREE BUILDINGS" realisieren sie seitdem gemeinsam Projekte in Holz-Hybrid-Bauweise.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
als Kalkulator GaLaBau (m/w/d) oder diese..., Münster  ansehen
Ingenieur*in / Geolog*in im Bereich Bodenschutz, Elmshorn  ansehen
Ingenieur/-in im Bereich Planung, Neubau, Pflege:..., Berlin  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Bauen mit Holz
Gaben einen Einblick in das Bauprojekt (v. l.): Andreas Schimmelpfennig (Geschäftsführer Cree Deutschland), Ingo Hiller (Oberbauleiter Zech Bau SE Niederlassung Berlin) und Holger Römer (Pressesprecher Zech Group).

Für die Stadt Berlin ist es das erste Projekt dieser Art, erklärt Oberbauleiter Ingo Hiller von der Zech Bau SE Niederlassung Berlin gegenüber der ABZ. Beim Rundgang über die Baustelle am Bahnhof Südkreuz werden die Unterschiede zur konventionellen Massivbauweise schnell sichtbar. In direkter Nachbarschaft zum Edge-Projekt entsteht zeitgleich ein weiteres Bürogebäude in klassischer Stahlbetonbauweise. Zwar stehen dort bereits einige Etagen mehr, jedoch lediglich als Rohbau-Skelett aus Decken und Trägern. Die Etagen des Edge-Gebäudes sind hingegen nahezu fertig, sobald die Module zusammenmontiert sind. Lediglich der Innenausbau und die Fassadenverkleidung müssen noch her.Insgesamt entstehen zwei Gebäudekomplexe auf der Baustelle: ein Solitär und ein Carré-Gebäude, das ein zentrales Atrium umschließt. Dabei kommen 32.000 Quadratmeter Geschossfläche zusammen. Damit ist das "EDGE Südkreuz Berlin" das derzeit größte in Holz-Hybrid-Bauweise ausgeführte Bauwerk Deutschlands. Oberirdisch wird sich das Gebäude nach Fertigstellung über sieben Etagen erstrecken. Dafür lässt Cree Buildings insgesamt 410 Wandelemente (inklusive Fenster) und 1150 Deckenelemente fertigen. Zwei weitere Etagen kommen unterirdisch hinzu. Wegen der besonderen statischen Anforderungen der Parkdecks werden diese jedoch in konventioneller Stahlbeton-Bauweise ausgeführt.Andreas Schimmelpfennig, Geschäftsführer von Cree Deutschland, erklärt, wie genau die modulare Holz-Hybrid-Bauweise funktioniert: Ähnlich wie im herkömmlichen modularen Fertigteilbau werden dabei Wand- und Deckenmodule werksseitig vorgefertigt. Diese werden bedarfsgerecht auf die Baustelle geliefert, wo sie dann lediglich noch miteinander verbunden werden. Das spart eine Menge Zeit und Vorhaltung von Material vor Ort. Im Vergleich zu der konventionellen Stahlbeton-Bauweise komme man etwa doppelt so schnell voran, erklärt Hiller.

Bauen mit Holz
So sieht der Holz-Hybrid-Bau von innen aus.

Die Herausforderung bei dieser Art des Bauens liege in der Vorplanung. "Sie muss sehr früh sehr konkret sein", so Schimmelpfennig. "Da die Bauteile just in time auf die Baustelle geliefert werden und nur wenig Raum für Änderungen an der Gesamtkonstruktion besteht, muss bei der Montage alles passen." Das erfordere vor allem eine gute Absprache zwischen den Gewerken.Während die Wandmodule komplett aus Holz bestehen, werden bei den Deckenelementen von der zur Zech Building gehörenden BWE Bau Fertigteilwerk GmbH der klassische Baustoff Beton und der nachwachsende Rohstoff Holz miteinander kombiniert. Auf diese Weise wird der Einsatz von Beton auf ein Minimum reduziert. Bis zu 50 Prozent Gewicht würden dadurch eingespart. Statisch ergeben sich daraus keine Nachteile, erklärt Hiller. Ganz im Gegenteil: Während klassische Betondecken in der Regel zwischen 18 und 20 Zentimetern dick seien, seien es bei der Holz-Hybrid-Bauweise nur 10 bis 16 Zentimeter. Schimmelpfennig zufolge werden so bis zu 80 Prozent CO2-Emissionen pro Quadratmeter Nutzfläche eingespart. Im Falle des "EDGE Südkreuz Berlin" würden 2650 Tonnen CO2 durch das Gebäude gespeichert.Um auch die Transportwege für die Wandmodule kurz zu halten, werden diese regional rund um Berlin gefertigt. Das Holz stammt aus heimischen Fichtenwäldern und ist FSC-zertifiziert, erklärt Schimmelpfennig. Dass es sich dabei um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, ist dem Cree-Geschäftsführer zufolge kein leeres Marketingversprechen. Das für den gesamten Bau verwendete Holz wachse innerhalb von nur elf Minuten wieder nach. Auch im weiteren Lebenszyklus des Gebäudes erweise sich das Verfahren als nachhaltig. So trage die Bauweise außerdem zu einem dauerhaft gesunden Raumklima für die Nutzer bei und die verwendeten Baumaterialien sind nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip weitgehend recyclingfähig. Entsprechend wurde das Ensemble bereits mit "DGNB Platin" und "WELL Core Gold" vorzertifiziert.Sobald alle Etagen stehen, müssen noch die Fassadenbekleidungen montiert und der Innenausbau vorgenommen werden. Im Gebäude werden dann unter anderem Heiz-Kühl-Decken verbaut, durch die auf Heizkörper im klassischen Sinne verzichtet werden kann. Insgesamt wurde darauf geachtet, dem späteren Nutzer eine möglichst freie und flexible Raumaufteilung zu ermöglichen. In diesem Fall ist das der Energieversorger Vattenfall, der das Gebäudeensemble nach Fertigstellung als neue Deutschlandzentrale nutzen will."Als größtes Holz-Hybrid-Gebäude-Projekt steht 'EDGE Südkreuz' in Deutschland für eine neue Denkweise in der Baubranche. Durch die Kombination von Holz und Beton und der Verwendung von Modulbauteilen, können wir von der Produktion bis hin zum gesamten Lebenszyklus der Immobilie das Thema Nachhaltigkeit weiter in den Mittelpunkt rücken. Wir freuen uns, bald das Endprodukt präsentieren zu dürfen", kommentiert Olaf Demuth, Vorstand der Zech Building SE und der Zech Group SE.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen