Energiekosten gleich Null

Hotel-Turm mit Photovoltaik-Fassade versehen

Photovoltaik Fassaden
700 Photovoltaik-Glaspaneele des Sys-tems StoVentec ARTline Inlay erzeugen rd.39.000 kWh Strom jährlich. Foto: kuhnle + knödler fotodesign/Sto

Radolfzell (ABZ). – Gebäude mit besonders niedrigem Energiebedarf las-sen sich schon heute ausschließlich über regenerative Energien versorgen. Eine vorgehängte hinterlüftete Photovoltaik-Fassade trägt gleich mehrfach dazu bei: Das System dämmt, erzeugt Strom und schützt zudem die Bausubstanz. Beim "aquaTurm" in Radolfzell fügt es sich wie ein Puzzleteil in die vielen anderen Maßnahmen zur Energiegewinnung und Ressourceneffizienz ein – und so gelingt die umweltfreundliche Energieversorgung sogar bei einem Hotel.

Das weltweit erste Hochhaus, das weniger Energie verbraucht als es selbst produziert, steht in Radolfzell. Dort haben Jürgen, Norman und Thorsten Räffle, die zugleich Bauherr, Investor und Architekt sind, den historischen Wasserturm des alten Milchwerks in ein wahrhaft herausragendes High-Tech-Hotel verwandelt und im April 2017 eröffnet. Der nun mehr als 50 m hohe aquaTurm ist das zweithöchste Gebäude der Stadt am Bodensee. Seine faszinierenden energetischen Eigenschaften, die als Modellprojekt vom Bundesumweltministerium gefördert wurden, basieren auf extrem hoher Effizienz (geringe Verbräuche) und einem ausgeklügelten Mehrfachkonzept regenerativer Energiegewinnung. In den 14 Geschossen des spiegelnden Hotelturms stehen künftig 15 Doppelzimmer, vier Einzelzimmer und die Zeller-Spa-Suite im obersten Stockwerk für Gäste bereit. Vor dem Turm unterstreichen neun Elektro-"Tank"-Stellen für Autos und E-Bikes die Zukunftsorientierung des Bau- und Nutzungskonzepts.

Energieeffiziente Gebäude können die für Heizung, Warmwasser und sonstige Haustechnik benötigte Energie zu einem großen Teil von der Sonne beziehen. StoVentec ARTline Inlay integriert beide Schlüsseltechnologien der Energiewende in ein Produkt: Eine Mineralwolledämmung sorgt unter der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) für einen niedrigen Heizwärmebedarf, die darüber liegenden 700 m² mit Photovoltaik-Glaspaneelen erzeugen aktiv Strom (voraussichtlich über 39.000 kWh pro Jahr) und dienen zudem als Wetterschale für die Fassade. Eine vierköpfige Familie in Mitteleuropa verbraucht übrigens durchschnittlich ca. 4500 kWh pro Jahr. Außer durch Photovoltaik gewinnt der aquaTurm Energie aus Windkraft, Solar- und Geothermie, wobei letztere die Temperatur des Grundwassers nutzt und sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen des Gebäudes dient. Ob die Energieverbräuche und Erträge auch während der realen Nutzung als Hotel den Berechnungen entsprechen, wird während der nächsten drei Jahre kontinuierlich gemessen und überwacht. So lange wird der Betrieb des Gebäudes wissenschaftlich begleitet und dokumentiert, sowie – falls notwendig – optimiert.

Im Rahmen des umfassenden Nachhaltigkeits-Konzepts kamen nur ökologische Baustoffe und möglichst lokale oder regionale Kräfte zum Einsatz. So wurden z. B. mit einem nahe gelegenen Betrieb spezielle Fenster entwickelt, die den ehrgeizigen Passivhausstandard nochmals um 30 % unterbieten. Moderne Lüftungsanlagen sorgen ständig für frische, feinstaub- und pollenfreie Luft, wobei über 90 % der Wärme aus der verbrauchten Luft zurückgewonnen werden. Die Toiletten werden mit gespeichertem Regenwasser gespült. Im Hotel-Inneren finden sich Echthölzer und recycelte Holzwerkstoffe, Natursteine und die sparsamsten Wasserhähne der Welt (0,6 l/min). Die Wände wurden mit Kalk und Ton verputzt. Im Treppenhaus galt es dabei, eine besondere Hürde zu nehmen: Da dort nicht geheizt wird, um keine Energie zu verschwenden, besteht die Gefahr der Kondenswasser-Bildung. Das war jedoch mit dem mineralischen Regulierputzsystem StoCalceFunctio in den Griff zu bekommen. Es übertrifft selbst Lehmputze um mehr als 50 % in der Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, zwischenzuspeichern und später beim Lüften schnell wieder abzugeben. Seine von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa gemeinsam mit Sto entwickelten Grundputze und Innenspachtel vereinen die positiven Eigenschaften von Kalk und Lehm und sind frei von Konservierungsmitteln. Zudem sind sie im Gegensatz zu vielen anderen Naturprodukten wasser- und abriebfest und können so einfach wie gewöhnliche Kalkputze verarbeitet – und überarbeitet – werden. Sie reduzieren Schwankungen der Luftfeuchte und beugen Problemen mit kondensierender Feuchte vor.

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