Hochschule Koblenz begleitete Baumaßnahme im Kaltrecycling

CO2-Sparpaket im Straßenbau

Treis-Karden (ABZ). – Kaltrecycling von Straßen ist nachhaltig, emittiert wenig CO2 und ist dazu noch wirtschaftlich. Es gibt sicherlich wenige Bauweisen, die mit all diesen Attributen versehen werden können. So stellt sich die Frage: Warum werden nur so wenige Fahrbahnen in dieser Bauweise saniert?
Recycling
Die Heinz Schnorpfeil Bau GmbH hat bereits seit 2010 im ganzen Bundesgebiet umfangreiche Projekte im Kaltrecycling erfolgreich durchgeführt. Foto: Schnorpfeil Bau

Gerade Land- und Kreisstraßen, die nach jahrzehntelanger Liegezeit ohne Sanierung in einem entsprechend schlechten Zustand sind, können mit der Kaltrecycling-Methode (KRC) schnell, kostengünstig, nachhaltig und bei minimalen CO2-Emissionen erneuert werden.

Die Bundesregierung hat klare Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen festgesetzt. Unter anderem soll Deutschland bis 2030 seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 % gegenüber dem Jahr 1990 verringern. Hier muss auch der Straßenbau seinen Teil beitragen. Mit dem weltweit erprobten Kaltrecycling in situ könnte der Verkehrssektor bei der Instandhaltung des Straßennetzes erhebliche Einsparungen erzielen und aktiv zum Klimaschutz beitragen.

Um das KRC als Bauweise wissenschaftlich zu analysieren, begleitete die Hochschule Koblenz im Zuge einer Masterthesis eine typische Baumaßnahme. Dabei wurde das Kaltrecycling mit Blick auf die CO2-Emissionen und auf die Kosten mit entsprechenden konventionellen Methoden verglichen. Konkret handelte es sich um die Sanierung einer klassischen Kreisstraße auf einer Länge von etwas über 2 km mit einer Fahrbahnbreite von etwa 6 m. Der vorhandene Fahrbahnaufbau setzte sich zusammen aus einer etwa 30 cm starken ungebundenen Tragschicht sowie einem teer- beziehungsweise pechhaltigen Straßenoberbau mit etwa 18 cm Stärke. Ausführende Baufirma war die Heinz Schnorpfeil Bau GmbH aus Treis-Karden.

Folgende Ergebnisse wurden im Rahmen der Masterarbeit festgestellt:

  • Bauzeit: Reduzierung um fast die Hälfte (etwa 45 %),
  • Lkw-Einsatzzeiten: Reduzierung um 86 %,
  • CO2-Emissionen für Baubetrieb und Fracht: Reduzierung um 56 %,
  • CO2-Emissionen inklusive Entsorgung: Reduzierung > 80 %,
  • Kosten: Reduzierung um mehr als 30 %.

Im Detail wären zum Beispiel für den Ausbau des Fahrbahnaufbaus und den Einbau von neuem Material 323 Stunden erforderlich gewesen. Mit KRC waren es nur 180 Stunden. Das entspricht einer Reduktion um etwa 45 %. Ähnlich ist die Situation bei den Transporten: Bei klassischer Bauweise wären Transporte des Fräsgutes und der Baustoffe in Summe von etwa 1800 Stunden nötig gewesen. Dank Recycling vor Ort waren es tatsächlich nur 240 Stunden. So fielen nur 13 % der üblichen Lkw-Einsatzzeiten an. Bezogen auf die Fahrstrecke ergibt das beim konkreten Projekt eine Reduktion von 45.000 Lkw-km auf 9500 Lkw-km. Oder einmal von Kairo nach Sydney und zurück. Der Blick auf die CO2-Emissionen durch Maschinen und Materialtransporte ergibt eine Reduzierung um 56 %: Statt 93 t wurden nur 39 t CO2 emittiert. Bezieht man die Asphaltherstellung und die Entsorgung (sprich: Verbrennung) des teerhaltigen Materials mit ein, sinken die CO2-Emissionen von etwa 1400 t auf etwa 240 t. Das entspricht einer Einsparung von über 80 %. Insgesamt wurden durch das Kaltrecycling bei der Sanierung dieser 2 km langen und 6 m breiten Kreisstraße weit über 1000 t CO2 und andere klimaschädliche Gase eingespart. Pro Streckenkilometer entspricht das dem jährlichen CO2-Ausstoß von etwa 140 Einfamilienhäusern mit Ölheizung.

Für das Kaltrecycling in situ nutzte Schnorpfeil einen Mixpaver – eine "fahrbare Mischanlage". Kurz vor dem Einsatz des Mixpavers wird der anstehende Fahrbahnbelag vorgefräst und profiliert. Danach wird Zement vorgestreut. Anschließend nimmt der Mixpaver den Baustoff auf und führt ihn in den Zweiwellenzwangsmischer, das Herz der Maschine. Dort werden während des Mischens Bitumenemulsion beziehungsweise Schaumbitumen und Wasser zugegeben.

So entsteht ein homogener Baustoff, der als komplette Schicht in vorgegebener Stärke über die integrierte Einbaubohle unmittelbar wieder eingebaut wird. Im Falle der Kreisstraße mit Bk1,3 wurde die kalt recycelte Schicht zum Abschluss mit einer Asphaltschicht in reduzierter Stärke überbaut. Das Kaltrecycling als Wiederverwendung hochwertiger Mineralstoffe ist darüber hinaus konform mit der neuen Ersatzbaustoffverordnung. Sie tritt ab 1. August 2023 in Kraft und regelt erstmalig bundeseinheitlich und rechtsverbindlich Anforderungen an die Herstellung und den Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe.

Beim Kaltrecycling handelt es sich um einen qualifizierten Wiedereinsatz der Baustoffe. Das Material kann vor Ort, ohne Materialtransporte und ohne Abstriche an der Qualität wieder verwendet werden. Auch beim Blick auf die langfristige Nutzung überzeugt das Kaltrecycling, denn eine mit KRC aufbereitete Fahrbahn kann unendlich oft wieder recycelt werden. Die technischen Geräte und Verfahren sind vorhanden und erprobt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Warum also zögern? Insbesondere die Landesbetriebe könnten hiermit einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie mit dem KRC die vermutlich CO2-sparendste Sanierungsmethode ausschreiben.

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