Interview mit Peter Schrader, Geschäftsführer Zeppelin Rental

"Prinzipiell muss auch ein Umdenken stattfinden"

Die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation am Wohnungsbau bekommt auch der Baumaschinenhandel zu spüren, wie Peter Schrader, Geschäftsführer Zeppelin Rental, im Interview mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga verrät. Dennoch blickt der Dienstleister zuversichtlich in die Zukunft und will besonders in den Bereichen Nachhaltigkeit und klimafreundliche Dienstleistungen Akzente setzen.
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Peter Schrader, Geschäftsführer der Zeppelin Rental GmbH. Foto: Andreas Gebert

ABZ: Herr Schrader, Zeppelin Rental hat jüngst die Marke "ecoSolutions" vorgestellt. Was steckt dahinter?

Schrader: Schon 2011 haben wir im Bereich der Maschinen- und Gerätevermietung ecoRent eingeführt, ein Siegel, das Produkte mit klar nachvollziehbaren Umweltvorteilen aus unserer Mietflotte kennzeichnet. Genau 13 Jahre ist das nun her! In dieser Zeit haben wir unser Leistungsspektrum kontinuierlich ausgebaut und uns zu einem baunahen Dienstleister entwickelt, der neben der Vermietung Lösungen in der Baulogistik und der temporären Infrastruktur anbietet. Entsprechend war es nun an der Zeit, unter einer weiteren Nachhaltigkeitsmarke alle klimafreundlichen, klimaneutralen, energieeffizienten und ressourcenschonenden Dienstleistungen für jedes Projekt und jede Baustelle zu bündeln. "ecoSolutions" verkörpert für uns die Vision, führend in der grünen Transformation der Baubranche zu sein, und bietet unseren Kunden und Stakeholdern eine klare Orientierung, wenn es um Umweltfreundlichkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung geht.

ABZ: Welche Kundenzielgruppe wollen Sie mit der neuen Marke ansprechen?

Schrader: Nachhaltige Lösungen müssen eine hohe Relevanz für alle haben – aus gesamtgesellschaftlicher Verantwortung heraus genauso wie aus wirtschaftlicher Sicht. Wir bieten für jede Kundengruppe Produkte oder Leistungen, die nachhaltiges Bauen ermöglichen und Emissionen reduzieren. Angefangen von einer professionellen Entsorgungslogistik für maximale Recyclingquoten bis hin zur Bereitstellung einer effizienten Ladeinfrastruktur oder die Vermietung von Maschinen mit alternativen Antrieben aus dem ecoRent-Programm. Damit sprechen wir sowohl Bauherrn als auch Generalunternehmer sowie Bauunternehmen aller Größen an. Aber auch im Bereich Event werden nachhaltige Leistungen immer wichtiger – auf dem Festival Summer Breeze Ende August betanken wir alle unsere Mietmaschinen mit konventionellem Antrieb mit HVO.

ABZ: Mit "ecoSolutions" setzen Sie klimafreundliche Dienstleistungen in den Vordergrund. Bei Baumaschinenherstellern entwickelt sich die Nachfrage nach Baumaschinen, die elektrisch oder mit alternativen Antriebssystemen betrieben werden können, sehr zurückhaltend. Wie entwickelt sich denn die Nachfrage nach Baumaschinen, die weniger Emissionen erzeugen oder elektrisch betrieben werden, in der Vermietung?

Schrader: Wir haben schon 2017 die ersten elektrisch betriebenen Radlader zugeführt und stellen seitdem einen stetigen Anstieg der Nachfrage nach Maschinen mit alternativen Antrieben fest – wenn auch auf einem geringeren Niveau. Uns ist es wichtig, den Markt für neue und innovative Produkte stets im Blick zu behalten, zu testen, und marktreife Maschinen und Geräte zuzuführen, um ein Mietangebot zu schaffen. Wenn wir konkret E-Baumaschinen betrachten, sehen wir inzwischen bei den Kleinen und Mittleren zufriedenstellende Technologien mit erfreulichen Batterieleistungen, die mindestens eine Arbeitsschicht abdecken.

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Neu bei Zeppelin Rental im Mietprogramm: der komplett emissionsfrei arbeitende elektrisch betriebene Minibagger Cat 301.9 E. Foto: Jörg Eberl/action press

ABZ: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hemmnisse in dieser Entwicklung?

Schrader: Als Herausforderungen lassen sich mit Sicherheit die höheren Anschaffungs- und damit auch Mietpreise nennen sowie die Ladeinfrastruktur. Für Letzteres bieten wir jedoch mit unserem Leistungsbereich Stromerzeugung und Klimatechnik sowie mit unserer rElektro-Baustelleneinrichtung bereits Lösungen an. Bei großen Baumaschinen ist die technologische Entwicklung noch nicht abgeschlossen.

ABZ: Was kann oder muss getan werden, um die Entwicklung zu fördern?

Schrader: Im Rahmen des Green Deals der EU gibt es bereits zahlreiche Steuerungsmechanismen, die dafür sorgen sollen, dass nachhaltiges Arbeiten und Bauen an Bedeutung gewinnen. Dazu gehören die EU-Taxonomy, die Unternehmen zur Angabe des ökologischen Anteils am Umsatz sowie den Investitions- und Betriebsausgaben verpflichtet, die Corporate Sustainability Reporting Directive zur Aufnahme von Nachhaltigkeitsthemen in den Geschäftsbericht und die Sustainable Finance Disclosure für Anbieter von Finanzprodukten, die angeben müssen, wie grün ihr Portfolio ist. Diese Vorgaben werden sich verstärkt auf nationale Ausschreibungen auswirken. Prinzipiell muss am Markt aber auch ein Umdenken stattfinden: Für einen Anstieg nachhaltiger Maschinen und Geräte muss die Bereitschaft vorhanden sein, nachhaltige und klimafreundliche Leistungen den preisgünstigen und konventionellen vorzuziehen. Denn es gibt bereits zahlreiche Lösungen, um klimafreundlich oder sogar klimaneutral zu arbeiten.

ABZ: Welchen Stellenwert nimmt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen ein?

Schrader: Das Thema Nachhaltigkeit hat für uns eine sehr große Bedeutung. In der strategischen Ausrichtung unseres Unternehmens wird es in allen Initiativen, unseren so genannten Must-Win-Battles, berücksichtigt. Auch unsere Mission haben wir kürzlich entsprechend angepasst: Wir sorgen dafür, dass unsere Kunden effizient, sicher und nachhaltig arbeiten können. Dass wir bereits auf dem richtigen Weg sind, zeigt unsere Nominierung für den renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis: Wir haben uns erfolgreich mit klimafreundlichen Lösungen und Leistungen aus allen unseren Geschäftsfeldern beworben und sind in zwei Branchen gelistet. Im eigenen Geschäftsbetrieb arbeiten wir am konzernweiten Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein.

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Peter Schrader, Geschäftsführer von Zeppelin Rental (r.), und Dr. Markus Heidak, Senior CSR Manager von Zeppelin Rental (l.), präsentieren die neue Nachhaltigkeitsmarke ecoSolutions. Foto: Christina Czybik/action press

ABZ: Zeppelin Rental wurde auch kürzlich von der Corporate Social Responsibility-Ratingplattform mit dem Platinum-Status ausgezeichnet und zählt demnach zu den Top 1 Prozent der nachhaltigsten Unternehmen in Deutschland. Was bedeutet das für Ihre tägliche Arbeit und für Ihre Kunden?

Schrader: Wir sind sehr stolz auf die Platin-Auszeichnung, die unsere kontinuierlichen Anstrengungen und Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz noch einmal unterstreichen. Ein ecoVadis-Rating stellt zudem inzwischen in vielen Ausschreibungen ein wichtiges und zum Teil sogar verpflichtendes Kriterium dar. Ich schätze einen neutralen "Nachweis" für Nachhaltigkeit daher als sinnvoll und notwendig ein, um auch Aktivitäten zu bewerten und den politischen Vorgaben zu entsprechen.

ABZ: Der Bundesverband der Baumaschinen-, Baugeräte- und Industriemaschinen-Firmen (bbi) berichtete zuletzt im Februar zur Konjunkturentwicklung von Baumaschinenhandel und -vermietung, dass der Umsatz im ersten Quartal 2024 bei 70 Prozent der Branchenunternehmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank. 20 Prozent meldeten ein Wachstum der Vermietumsätze. Im Durchschnitt sank der Vermietumsatz demnach um knapp 2 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Für das zweite Quartal 2024 erwarten 60 Prozent der Branchenunternehmen rückläufige Gesamtumsätze. Herr Schrader, wie skizzieren Sie die aktuelle Marktentwicklung in der Vermietung (in Deutschland)?

Schrader: Die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation am Bau spüren auch wir bei Zeppelin Rental. Wir haben in den letzten Jahren hohe Investitionen in unseren Mietpark, Initiativen wie den Aufbau eines Service-Centers und Schulungszentrums in Weimar und vieles mehr getätigt, was sich auf die Ergebnisentwicklung auswirken wird. Nichtsdestotrotz blicken wir zuversichtlich in die Zukunft. Das Event-Geschäft beispielsweise hat sich sehr erfreulich entwickelt.

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Das Event-Geschäft entwickelt sich bei Zeppelin Rental laut eigener Aussage sehr positiv. Auf dem Festival Summer Breeze beispielsweise werden die vermieteten Maschinen mit konventionellem Antrieb zum zweiten Mal in Folge mit HVO betankt und tragen so zu klimafreundlichem Arbeiten bei. Foto: Jörg Eberl/action press

ABZ: Zeppelin Rental ist europaweit aktiv. Wie würden Sie die Entwicklungen in den Marktplätzen Europas skizzieren, in denen Zeppelin Rental vertreten ist?

Schrader: In allen unseren europäischen Märkten – Österreich, Tschechien, der Slowakei, Schweden und Dänemark – sehen wir Wachstumspotenzial, wenn auch auf unterschiedlicher Basis. Der Baumarkt in Österreich ist aktuell schwach, was sich auf die Mietnachfrage auswirkt. In Tschechien entwickelt sich der Markt potenziell gut mit leichten Wachstumstendenzen, ebenso in der Slowakei. Die nordischen Länder zeichnen sich seit jeher durch starke Mietmärkte aus. Jedoch stagniert der Baumarkt in Dänemark eher, während man in Schweden von einer Baukrise sprechen kann. In den beiden letztgenannten Ländern befinden sich unsere Aktivitäten und unsere Markenpräsenz noch im Aufbau.

ABZ: Was würden Sie als die aktuell größten Herausforderungen im Markt definieren?

Schrader: Ich würde die Herausforderungen mit dem Wort "Widerspruch" beschreiben: Einerseits arbeiten wir intensiv an gesellschaftlich hochrelevanten Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit oder kurz gesagt, der Transformation der Baubranche. Andererseits sind diese Bemühungen und Aktivitäten in der Umsetzung schwierig und kostenintensiv – diese konstant steigenden Ausgaben spiegeln sich aber nicht in den Baupreisen wider. Eine zweite Schwierigkeit stellt die bereits angesprochene Fragilität des Marktes insgesamt dar. Zwar sehen wir eine extreme Notwendigkeit für Investitionen in die Infrastruktur, gleichzeitig gibt es Unsicherheiten und Beschränkungen durch komplizierte Genehmigungsprozesse. Die Bauindustrie könnte ein Konjunkturmotor für Deutschland sein, leider fehlen aus meiner Sicht entsprechende Zeichen und konkrete Maßnahmen der Bundesregierung. Wir hören an einigen Stellen, dass inzwischen auch Arbeitskräfte aus dem Bau abwandern – wenn wir einen Corona-Effekt wie den in der Gastronomie vermeiden wollen, muss hier gegengesteuert werden.

ABZ: Die Bauindustrie in Deutschland verzeichnet seit rund eineinhalb Jahren negative Entwicklungen im Wohnungsbau. Welchen Einfluss hat das auf das Vermietgeschäft?

Schrader: Wir spüren einen negativen Einfluss, vor allem bei der Miete von Bau- und Kleingeräten. Durch unser breites Leistungsspektrum und unterschiedliche Kundensegmente können wir dies aber gut abfedern und ausgleichen. Dennoch erleben wir, dass kleineren Subunternehmen Aufträge fehlen – das wird leider auch eine langfristige Wirkung haben und sich möglicherweise zudem auf die Vermietung von Minibaggern und kompakten Radladern niederschlagen. Rein gesellschaftlich betrachtet könnten die fehlenden Wohnungen in Deutschland sowie die gestiegenen Mieten und Kaufpreise in den Städten auch für noch mehr soziale Ungleichheit sorgen. Auch hier wäre aus meiner Sicht die Politik gefragt . . .

ABZ: Zeppelin Rental konnte im vergangenen Jahr den European Rental Award für "Best Initiative in People" in Empfang nehmen, der das Unternehmen für seine Vielfalt der durchgeführten Kampagnen und Initiativen zur Personalgewinnung und -bindung auszeichnete. Ist Fachkräftemangel heute noch ein Thema für Ihr Unternehmen (Entwicklung seither, Bedarf, Marktpotenzial)?

Schrader: Die Suche nach Fachkräften bleibt eine Herausforderung und ein wichtiges Handlungsfeld. Wir befinden uns in einem Arbeitnehmermarkt – Aktivitäten zur Stärkung unserer Arbeitgebermarke und zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität werden uns in den kommenden Jahren weiter begleiten. So werden wir zum Beispiel die anstehenden Messen wie NordBau, GaLaBau und bauma verstärkt für das Recruiting nutzen. Zudem steht die Bindung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fokus.

ABZ: Welche Wünsche tragen Ihre Kunden aktuell an das Unternehmen heran?

Schrader: In der Vermietung legen die Kunden nach wie vor Wert auf schnelle Lieferzeiten und attraktive Preise, außerdem auf eine professionelle und prompte Reaktion bei Schadensfällen oder anderen Herausforderungen. Erwartet werden moderne Technologien und ein guter Maschinen- und Gerätezustand. Dazu kommen Wünsche nach Erleichterungen in der Geschäftsabwicklung durch digitale Lösungen sowie von großen Unternehmen auch nach gemeinsamen Diskussionen zu Branchenthemen wie Nachhaltigkeit.

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