Jubiläum in Osnabrück
Partnerschaft mit Zukunft
ABZ: Herr Rüth, was kennzeichnet Ihre Partnerschaft mit BKT?
Rüth: Zum einen haben unsere Unternehmen eine vergleichbare Philosophie und wir teilen die gleichen Wert. Bodenständigkeit, Nachhaltigkeit und eine große Nähe zu den Kunden sind bei beiden Unternehmen gelebte Werte. Und es besteht ein hohes Maß an Vertrauen in die jeweilig andere Organisation. In beiden Unternehmen sind viele Mitarbeiter schon lange dabei und man kennt und respektiert sich. Das führt dazu, dass sich beide Unternehmen in den vergangenen Jahren gemeinsam gut entwickelt haben. Wobei das nicht nur für den deutschen Markt gilt, sondern auch die DACH-Region und Teile von Ost- und Südwesteuropa. BKT zählt als Hersteller aus Indien vom Preis- und Leistungsniveau her zum Besten, was derzeit möglich ist. Wir haben zusammen über Jahre ein großes Portfolio entwickelt, wobei sich BKT immer wieder als sehr dynamischer Lieferant auszeichnet. Wenn wir eine Anfrage für einen Reifen bekommen, der für eine spezielle Anwendung benötigt wird, dann ist BKT einer derjenigen, der solche Produkte zur Verfügung stellt und auch weiterentwickeln kann. Wir sind froh darüber, dass wir mit BKT nicht nur einen Qualitätshersteller im Programm haben, mit dem man den Markt bearbeiten kann, sondern der auch bei Kunden so gut wie keine Probleme macht.
ABZ: Welchen Einfluss hatten die Pandemie und gestörten Lieferketten auf das Geschäft von Bohnenkamp?
Rüth: Ich glaube, das ist allen ziemlich gleich ergangen, aber wir waren mit unseren Importen aus Asien schon ganz besonders betroffen. Auch in Indien gab es teilweise Produktionsunterbrechungen, die Lieferzeiten sind massiv nach oben gegangen und wir mussten sehr perspektivisch bestellen.
Als Großhändler ist es nicht ganz einfach, wenn man ein Jahr im Voraus sagen soll, welche Bedarfe letztendlich der Markt haben soll – vor allem auch wegen der sich daraus entwickelnden Kostensituation. Gerade der Frachtbereich ist ja bei den Kosten explodiert. Die Containerwege wurden länger und länger, Schiffe kamen nicht so, wie sie sollten. Aber ich denke, wir sind ganz gut über die Krise gekommen, denn wir haben ein großes Lager und konnten uns über unsere Bevorratungen dann doch weitestgehend selbst helfen. Wir waren einer der wenigen Händler, die über diese Zeit Verfügbarkeit gewährleisten konnten.
ABZ-Stellenmarkt
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ABZ: Wie würden Sie die aktuelle Marktentwicklung beschreiben?
Rüth: Da muss man sicherlich jedes unterschiedliche Segment für sich betrachten. Im Agrarbereich hatten sich noch im letzten Jahr sehr viele unserer Kunden bevorratet. Das Kaufverhalten hat sich zwar inzwischen wieder beruhigt und Bestände werden wieder auf ein normales Maß gebracht. Aber hohe Lagerbestände beim Handel führen natürlich dazu, dass die Nachfrage beim Großhandel nicht unbedingt steigt. Aufgrund der Wettersituation war es zudem viel zu trocken, Reifen wurden letztendlich nicht in dem Umfang gebraucht, wie es dann bei einer nassen Witterung der Fall ist. Insgesamt hat das schon dazu geführt, dass der Markt durchaus rückläufig war, bis zum Anfang dieses Jahres. Aber jetzt sehen wir dort doch wieder eine Normalisierung. Im Bereich OTR (Anm. d. Red: Off-the-Road-Reifen) verhält sich das ganz anders. Da sind wir eher positiv überrascht, da hier die Geschäfte sehr gut laufen. Wir gewinnen hier deutlich an Akzeptanz, und die Nachfrage steigt in dem Bereich weiter an. Corona hat uns da vielleicht auch etwas geholfen und unseren Kunden gezeigt, wie wichtig es ist, auf Verfügbarkeit und die Sicherheit von Lieferketten zu achten. Auch der Industriebereich hat sich wieder normalisiert, was Staplerreifen und ähnliche Produkte angeht. Die Mitarbeiter in den Betrieben haben wieder ein normales Level an Arbeitslast und benötigen entsprechend unsere Produkte.
ABZ: Welchen Anteil hat der Bereich Baumaschinenreifen, also OTR bei Bohnenkamp?
Rüth: Wir sind mittlerweile bei rund 15 Prozent angekommen.
ABZ: Welches Ziel wollen Sie mit Bohnenkamp in 2023 erreichen?
Rüth: Unser Ziel ist erst einmal eine Konsolidierung. Unser Volumen wird sich in etwa auf dem Niveau des letzten Jahres bewegen. Wie gesagt, es sind viele Nachholeffekte gewesen, die jetzt ausgeblieben sind. Ich gehe daher von einem ganz normalen Geschäftsjahr aus. Alles Weitere wird sich zeigen. Mittelfristige Ziele, verfolgen wir natürlich auch. Da geht es primär um unsere neuen Geschäftsbereiche beziehungsweise die Bereiche, die wir 2012 ergänzt haben, um eine starke Unabhängigkeit von dem Bereich Agrar zu bekommen, und gleichzeitig dem zunehmenden Maschineneinsatz über Segmentsgrenzen hinaus Rechnung zu tragen. Besonders für Erdbewegungs- und Baustellenreifen sowie im Bereich Lkw und Transporter sehen wir Potentiale, die wir heben möchten. Hier sind wir inzwischen mit unserem Service und der Komplettradmontage auch bei einzelnen Erstausrüstern angekommen und erwarten eine weiterhin positive Entwicklung.
ABZ: Wie sind die Lagerkapazitäten bei Bohnenkamp strukturiert?
Rüth: An unserem Hauptstandort Osnabrück ist auch unser Hauptlager. Hier haben wir rund 90.000 Quadratmeter Fläche unter Dach und versorgen von hier aus ganz Deutschland. Darüber hinaus verfügen wir noch über eine Niederlassung in Leipzig als Vertriebsniederlassung sowie Auslieferungslager im Osten und in Süddeutschland. In Süddeutschland führen wir schwerpunktmäßig Montagen durch, ein Vertriebsbüro ist dort auch vorhanden.
ABZ: Bohnenkamp ist der größte Partner von BKT in Deutschland, die Feier ihrer 25-jährigen Partnerschaft war aber nicht der einzige Grund für das Event in Osnabrück?
Rüth: Das ist korrekt. Wir wollten unseren Kunden auch unsere neue Radmontage vorstellen. Wir haben uns 2018 entschieden, diese Maschine zu bauen. Sie verarbeitet Räder von 20 bis 54 Zoll. Hier können wir nun Kompletträder ohne Rüsten und Vorbereitung produzieren. Das Besondere ist, dass nicht nur der Reifen auf die Felge montiert wird, sondern dass wir durch eine integrierte Vermessung den höchstmöglichen Rundlauf im fertigen Produkt erreichen. Zusätzlich werden diese und auch alle relevanten Produktdaten gespeichert und via QR-Code mit dem Rad verbunden. Alle Daten können dann später für Nachbestellungen genutzt werden. Das ist etwas, was nicht nur in Deutschland ziemlich einzigartig ist.