Kommentar
Nix Auto
von: Kai-Werner FajgaParkhäuser und Hauptbahnhof sollen weiterhin erreicht werden können, Lieferverkehr und öffentliche Verkehrsmittel seien erlaubt. In Bereichen, die weiterhin für Autos befahrbar sind, solle eine Höchstgeschwindigkeit von 20 oder maximal 30 Kilometern pro Stunde gelten. Was auf den ersten Blick nach einem umfangreichen Innenstadtkonzept aussieht, ist auf den zweiten Blick das Verbot des Individualverkehrs auf vier Rädern. Denn es soll in Hannover keine Rolle mehr spielen, ob Touristen, Shopper oder Pendler mit einen Verbrenner oder Elektroauto anreisen wollen – alle Pkw sollen raus aus der Stadt.
"Wir sehen den Fußverkehr als Basismobilität, denn jeder geht zu Fuß. Auch die Wege zum ÖPNV, zum Parkhaus oder zum Fahrrad sind Fußwege", habe Onay gesagt. Das führt in einer Stadt, die sich jahrelang als "Die Einkaufsstadt" angepriesen hat, zu heftigen Diskussionen. Ob zigtausende Shopper und Touristen, die bisher auch per Auto anreisten, sich künftig mit Einkaufstüten in den ÖPNV quetschen oder alternativ im noch längeren Parkhaus-Stau stehen wollen? Zweifel erscheinen da mehr als angebracht. Widersinnig wirkt da die Aussage, dass durch das Konzept "das Zentrum als resilienter Einzelhandels- und Wirtschaftsstandort" gestärkt werden soll.
Zudem ist die Zuverlässigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs in Hannover – den Autofahrer alternativ nutzen sollen – allenfalls durchwachsen: Während die Stadtbahn als recht pünktlich gilt, machen ÖPNV-Betreiber der Umlandverkehre durch Zugausfälle und Verspätungen regelmäßig Negativ-Schlagzeilen. Es erscheint fraglich, ob ein solches Konzept des öffentlichen Nahverkehrs für andere Städte als Vorbild dienen sollte.