Kommentar
Starker Gegenwind
von:Rainer Oschütz
Die Anforderungen an die Bauwirtschaft in Deutschland, aber auch an die Zulieferbranchen, wie die Bau- und Rohstoffproduzenten, werden in den kommenden Jahren enorm zunehmen. Allein die Sanierung der Verkehrswege und die Modernisierung und der Neubau von dringend benötigtem Wohnraum fordern die Branche in höchstem Maße.
Welche Rahmenbedingungen für die Rohstoffproduzenten schnellstens von der Politik geschaffen werden müssen, das wurde jetzt auf einem Gipfeltreffen der mineralischen Rohstoffindustrie (Miro) in Berlin deutlich.
Nach einer Studie des Pestel Institutes im Auftrag der bau- und immobilienwirtschaftlichen Verbände wird der Bedarf an Wohnraum mit 400.000 Einheiten berechnet. Aktuell sind es etwa 260.000 jährlich. Wie der Miro-Geschäftsführer Dr. Olaf Enger vorrechnete, wächst der Baustoffbedarf schon allein aufgrund des Wohnungsbaus pro Jahr um 14 Millionen Tonnen gegenüber dem heutigen Niveau an. Zusammen mit dem Nachholdarf im Verkehrsinfrastrukturbereich wird sich der jährliche Zusatzbedarf an Gesteinskörnung auf 20 Millionen Tonnen addieren. Das entspricht mehr als 4% der heutigen Nachfragemenge.
Um die Bauaufgaben zu lösen, sind in Deutschland genügend nichtenergetische mineralische Gesteinsrohstoffe vorhanden. Natürlich sind damit auch Eingriffe in die Landschaft verbunden. Die Branche ist strengen Restriktionen unterworfen. Leider wird nicht erkannt, dass zahlreiche ehemalige Lagerstätten heute hochwertige Naturräume sind – der Gegenwind der Naturverbände nimmt zu. Gesehen wird auch nicht, dass die alternativlose Erzeugung von Baurohstoffen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Lande ist.
Ein weiterer Stolperstein für die Branche muss im wahrsten Sinne des Wortes dringend aus dem Weg geräumt werden: Die Verschleppung von Genehmigungen für neue Aufschlüsse behindert die Arbeit enorm. Der Verband fordert zu Recht von der öffentlichen Hand kurzfristige pragmatische Lösungen. In diesem Zusammenhang wurde betont, dass die Miro-Mitglieder keine Tonne Rohstoff nutzlos gewinnen, sondern nur bedarfsdeckend liefern – eine vernünftige und verantwortungsvolle Rohstoffpolitik.