Kommentar

Widersprüchliches

von: Kai-Werner Fajga

Dass es in Deutschland an Wohnraum mangelt und gleichzeitig zu wenig gebaut wird, pfeifen mittlerweile die Spatzen von den Dächern, und so verwundert es auch nicht, wenn manches Vorhaben Schlagzeilen macht, das vor wenigen Jahren abwegig erschien. Eines dieser Projekte ist die Umnutzung von Gewerbe- und Büroflächen als Wohnflächen. Denn seit der Corona-Pandemie und der zwangsweisen Umsiedlung von tausenden Büro-Mitarbeitern in Homeoffices stehen viele Büro- und Gewerbeflächen in Deutschland leer.

Zudem werden weniger neue Bürogebäude gebaut, die Zahl der neu errichteten Bürogebäude in Deutschland 2023 um 13,6 Prozent gegenüber der Vor-Corona-Zeit ist eingebrochen, wie das Statistische Bundesamt jüngst mitteilte. Der Umbau leerstehender Büros könne aber tausende Wohnungen in Metropolen schaffen und dort die Wohnungsnot spürbar lindern, meint etwa das Immobilien-Beratungsunternehmen Lones Lang LaSalle (JLL).

Der aktuelle Wohnungsbedarf könne in den sieben größten Städten Deutschlands um bis zu einem Fünftel gedeckt werden, so das Unternehmen. Ein Potenzial von 11 300 Wohnungen böte sich. Dass sich derart umgewandelte Flächen nicht für sozialen Wohnungsbau eignen, erklärt sich von selbst, denn Vermieter in Bestlagen von großen Metropolen locken ihre Klientel bisweilen nicht mit Sonderkonditionen. Und die Umwandlung einer renditestarken Büroimmobilie in eine per se weniger ertragreiche Wohnimmobile planen Eigentümer und Wohnungsbaugesellschaften sicherlich nicht ohne jegliche Gewinnerzielungsabsicht.

Wie eine Studie des Branchenverbands Zentraler Immobilien-Ausschuss (ZIA) jüngst festhielt, wird aber das Vorhaben, geschlossene Kaufhäuser zu Wohnungen umzuwidmen, kaum genutzt. Der Umbau sei extrem teuer und aufwendig, der mögliche Beitrag von Warenhäusern zur Linderung des Wohnungsmangels sehr gering. "Die Vorstellung, dass Kaufhäuser, über deren Nachnutzung sich Entscheider vielerorts den Kopf zerbrechen, bald im großen Stil zu Wohnungen umgemodelt werden, ist reizvoll, leider aber oft zu schön, um wahr zu sein", sagte ZIA-Vizepräsidentin Iris Schöberl.

Angesichts einer geschätzten Zahl von 720.000 Wohnungen, die bis 2025 hierzulande fehlten, sei der Beitrag einer Umnutzung überschaubar. Ein weiterer Faktor erschwere zudem solche Projekte, wie JLL einräumt: "Bürostandorte sind nicht gleich Wohnstandorte", hieß es.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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