Messe München über die bauma 2022

"Der persönliche Kontakt lässt sich nicht digitalisieren"

Stefan Rummel, Geschäftsführer Messe München und verantwortlich für die bauma 2022, sprach mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga darüber, was Aussteller und Besucher in diesem Jahr erwartet. "Nach rund drei Jahren Pandemie-Abstinenz kann die Vorfreude auf die größte Baumesse der Welt kaum größer sein", sagt Rummel. Die bauma startet wieder mit 3000 Ausstellern, die Freifläche nimmt mit 414.000 Quadratmetern den größten Platz auf dem Messegelände ein.
Messen und Veranstaltungen
Stefan Rummel ist Geschäftsführer der und verantwortlich für die bauma 2022. Messe München

ABZ: Herr Rummel, die bauma findet das erste Mal seit 2019 wieder statt. 2019 war alles anders. Die Zeichen standen auf Wachstum in der Bauindustrie. Die bauma selbst war die größte Messe nach wie vor und größer als je zuvor. Welches Bild wird sich den Besuchern in 2022 bieten?

Rummel: Die bauma wird auch in diesem Jahr wieder über 3000 Aussteller in München haben und sie belegt erneut 614.000 Quadratmeter Fläche. Davon sind 414.000 Quadratmeter Freigelände und 200.000 Hallenflächen. Von außen gesehen ist die bauma 2022 also nicht wirklich anders als die bauma 2019 und daher sind wir tatsächlich sehr, sehr zuversichtlich, dass wir wieder eine erfolgreiche Veranstaltung haben werden.

ABZ: Es ist erfreulich, dass Ausstellungsfläche und Anzahl der Aussteller trotz der Pandemie konstant geblieben sind. Was erwartet die Besucher in diesem Jahr auf der bauma?

Rummel: Aufgrund der 3000 Aussteller und angesichts der Fläche ist die bauma schon alleine durch ihre Größe ein riesiges Erlebnis. Es wird eine Fülle an Exponaten und Innovationen geben, denn der Innovationszyklus der Branche ist ja ausgerichtet unter anderem auf die bauma alle drei Jahre. Das heißt, wir werden zahlreiche Weltpremieren bei unseren Kunden sehen. Und für die Besucher bedeutet die Messe nach wie vor hochkarätige Geschäftskontakte. Wenn die anderen Messen, die wir bisher seit Beginn der Corona-Pandemie durchgeführt haben, ein Indikator sein können, dann lässt sich festhalten, dass zwar etwas weniger Besucher kommen, die Qualität der Kontakte für Aussteller aber sehr hoch ist.

Das war zum Beispiel bei der IFAT und der EXPO REAL auch so. Wir hatten rund 20 bis 30 Prozent weniger Besucher im Durchschnitt, aber dafür reisten mehr Entscheider an. Und unter dem Aspekt gehen wir davon aus, dass zur bauma wie immer hochkarätige Geschäftskontakte möglich sein werden.

Ein spannendes Rahmenprogramm und die persönlichen Gespräche sind auch zwei wesentliche Faktoren, die die Messe auszeichnen. Alle wollen sich wieder treffen. Es gibt genug Themen, die zu diskutieren sind. Und natürlich freuen sich alle darauf, nach München, in die gewohnte bauma-Stadt zu kommen.

ABZ: Einige Aussteller und Teilnehmer haben Befürchtungen, dass das vor der bauma stattfindende Oktoberfest vielleicht zu einem erneuten Pandemie-Spreading ausarten könnte, und womöglich weniger Besucher zur bauma anreisen. Wie gehen Sie damit um?

Rummel: Wie sich das Oktoberfest beziehungsweise daraus resultierende Erkrankungswellen auf die Besucherzahl der bauma auswirken, ist kaum zu beurteilen.

Was sich aber eher beurteilen lässt, ist, dass wir erwarten können, dass weniger chinesische Besucher anreisen und auch die Anzahl der russischen Besucher deutlich zurückgehen wird. Denn letztlich haben wir aufgrund der aktuellen politischen Konstellation keine russischen Aussteller zugelassen. Insofern werden wir schon allein deswegen weniger Besucher zählen. Ich hatte aber eben schon erwähnt, dass aktuell mehr Entscheider auf anderen Veranstaltungen begrüßt werden konnten. Und unsere Umfragen zeigen, dass es auch der bauma guttun wird, weil oftmals Personen anreisen, die entscheidungsfähig sind und einkaufen können.

ABZ: Welche Themen stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt der bauma?

Rummel: Es gibt fünf Themen, an denen die bauma ausgerichtet wird. Das eine ist das Thema "Der Weg zur autonomen Maschine". Ganz groß bleibt das Thema Digitalisierung beziehungsweise die digitale Baustelle. Zudem die Bereiche "Bau-weisen und Materialien von morgen" und Mining – und hier insbesondere die Nachhaltigkeit sowie effiziente und zuverlässige Ausgestaltung im Mining. Und dann noch, ganz klar, "der Weg zu Null Emissionen". Das sind die Leitthemen, die auch wirklich auf unterschiedlichsten Ebenen diskutiert werden. Unsere Aussteller greifen die Themen natürlich ebenfalls auf und man wird es an den einzelnen Ständen dann sehen können.

ABZ: Kommen wir zu den Höhepunkten der bauma 2022. Was soll sich ein Besucher auf keinen Fall entgehen lassen?

Rummel: Die bauma besteht ja aus unseren Kunden als Aussteller. Die sind elementarer Bestandteil der Messe und mit ihren zahlreichen Innovationen natürlich das eigentliche Highlight. Was unsere Aussteller auch bieten, sind Live-Vorführungen. Die vielen Firmen, die speziell für die bauma ihre Produkte in "demonstration areas" zeigen oder vorführen, was die Maschinen können – das wird ein Highlight werden, da muss man auf alle Fälle vorbeischauen.

Dann haben wir natürlich die ganzen Themen im Rahmenprogramm, also beispielsweise die Themen "Digitale Baustelle" oder "Der Weg zur autonomen Maschine". Das sind spannenden Themen, wo es viel zu entdecken geben wird, da sind zahlreiche neue Technologien dabei.

Die bauma wird aber auch ganz einfach begeistern, weil sie ein Großereignis ist und ein einzigartiges Live-Erlebnis bietet. Vielleicht noch ein Tipp: Wir fassen das Thema Innovationen und das, was Start-ups in diesem Bereich leisten können, zusammen in einem gesonderten Bereich.

ABZ: Sie sprechen damit das "LAB0" an. Was verbirgt sich genau hinter dem Begriff?

Rummel: Unsere Innovationshalle, die bauma LAB0, ist angeschlossen an das ICM und beides zusammen ergibt einen Schmelztiegel aus Industrie, Wissenschaft, Start-up-Szene, Keynotes, Podiumsdiskussionen und Ausstellungsbeiträgen.

Zusätzliche bieten wir das bauma-Forum, wo Beiträge aus der Industrie und aus der Start-up-Szene sowie aus der Wissenschaft zusammenkommen. Dann noch den Science Hub, der Forschung erlebbar macht und eben neu eine Start-up Area, wo Jungunternehmen ihre Innovationen präsentieren. Letzteres Konzept haben wir auf anderen Messen schon erprobt. Dieses Konzept war sehr erfolgreich bei der EXPO REAL und der IFAT und wird jetzt eben auch ein Bereich für Jungunternehmen und Start-ups auf der bauma. Und dann haben wir noch das Thema "Machines in Construction 4.0", das Projekt MIC 4.0 Bus – ein Meilenstein in Richtung "Anbaugerät als IoT Devices". Die Automatisierung und Vernetzung von Maschinen auf der Baustelle wird Inhalt unserer VR Experience in der Innovationshalle sein. Hier können Besucher die Baustelle von morgen über eine VR-Brille erleben. Das Projekt wird gemeinsam mit der TU Dresden und dem Dienstleister Mimetik aufgesetzt. Das alles finden Sie in diesem Bereich.

ABZ: Viele Hersteller beschäftigen sich etwa mit dem Thema alternative An-triebe mit Wasserstoff oder elektrisch. Werden solche Innovationen auch im LAB0 gesammelt?

Rummel: Das Thema wird mit Sicherheit auch bei den Start-ups mit aufgegriffen. Allerdings ist es so, dass, wer solche Technologien in Aktion oder live sehen will, zu den Ausstellern gehen muss. Da gibt es wirklich viele, die das Thema schon aufgegriffen haben. Spannend wird es zum Beispiel dann, wenn es auch um größere Geräte wie eine Tunnel-Bohrmaschinen oder Mini-Bagger geht. Da werden interessante Lösungen zu sehen sein, die Aussteller natürlich lieber an ihren Ständen präsentieren. Allerdings bieten wir die Möglichkeit, unser Aussteller-Verzeichnis entsprechend nach Sonderthemen filtern zu können.

ABZ: Ein großes Thema der gesamten Branche ist der Fachkräftemangel. Wie wird das Thema auf der bauma unterstützt?

Rummel: Das ist aktuell das brennendste Thema, auch für die bauma. Da sind unsere ausstellenden Firmen schon sehr, sehr aktiv. Seit einigen Jahren organisieren wir gemeinsam mit dem VDMA zudem die Initiative "Think BIG!", die an Schülerinnen und Schüler gerichtet ist. Da präsentieren die Firmen im ICM Technik zum Anfassen.

Das heißt, die Teilnehmer können etwa in einen Bagger einsteigen und alles ausprobieren. In der Halle B0, direkt im ICM, wollen wir also an Ingenieursberufe heranführen. Dort sind auch Universitäten vertreten. Da gibt es dann Werkstatt-Shows, Mitmach-Aktionen, Spiel und Informationen, alles rund um dieses Thema berufliche Zukunft in der Branche. Und damit haben wir bisher eigentlich sehr guten Erfolg gehabt. Es sind auch wirklich immer viele Schülerinnen und Schüler und Studentinnen und Studenten gekommen.

ABZ: Die bauma findet ja erstmals im Herbst statt. Wird das in Zukunft so bleiben?

Rummel: In Zukunft wird die bauma wieder auf dem angestammten Termin stattfinden, die nächste also im April 2025.

ABZ: Herr Rummel, sie haben unlängst mit Herrn Reinhard Pfeiffer die gemeinsame Führung bei der Messe München übernommen. Ihr bisheriger Mitstreiter in der bauma-Leitung, Klaus Dittrich, ist seit Ende Juni im Ruhestand. Was haben Sie sich für die zukünftige bauma vorgenommen?

Rummel: Zunächst einmal ist es so, dass ich seit 2015 Geschäftsführer bei der Messe München bin. In dieser Funktion habe ich unter anderem den Geschäftsbereich der Investitionsgütermessen geleitet. Dazu gehörte damals schon die bauma, die EXPO REAL oder die IFAT. Die bauma-Leitung haben Herr Dittrich und ich über Jahre geteilt, wobei Herr Dittrich die bauma nach außen hin verkörpert hat, während ich die bauma 2016 und 2019 operativ aktiv mitgestaltet habe. Seit dem 1. Juli 2022 bin ich nun vollumfänglich für die bauma verantwortlich. Insofern freue ich mich auf diese bauma und darauf, dass wir für die nächste neue strategische Weichenstellungen angehen können.

ABZ: Inwieweit können oder werden sie dort Themen wie Preisexplosionen, Rohstoffknappheit und Lieferkettenprobleme einbinden können, die aktuell Unternehmen beschäftigen?

Rummel: Diese Themen sind virulent und eigentlich die dominierenden Themen der Branche. Generell gilt, dass wir Segmente und Themen, die wir auf der bauma haben, entlang der Bedürfnisse der Branche immer ganz konsequent weiterentwickeln. Dann werden natürlich auch solche Themen wie Lieferketten-Problematiken oder Rohstoffversorgung, aufgegriffen.

Es ist ganz klar: Wir sind immer der Spiegel der jeweiligen Branche – eine Messe sollte immer der Spiegel der jeweiligen Branche sein.

Die bauma – das sagen uns unsere Kunden – hat natürlich den entscheidenden Vorteil, dass sie die Leitmesse der Branche ist und große Unternehmen ihre Budgets immer für die Nummer-Eins-Messe der Branche nutzen. Und da ist die Messe München natürlich mit ihrem Portfolio extrem gut aufgestellt und auch die bauma ist gut aufgestellt. Wir müssen die Messe trotzdem weiterentwickeln und haben aus der Pandemie zwei Dinge gelernt, die uns wichtig sind. Das eine ist, den Mehrwert der bauma noch einmal ganz klar herauszuarbeiten und vor allen Dingen beim Thema Neukunden- und Bestandskunden-Pflege den perfekten Match zwischen den richtigen Besuchern und den richtigen Ausstellern in Zukunft zu unterstützen. Da werden wir bis 2025 sehr stark daran arbeiten. Der zweite Lerneffekt ist, dass sich der persönliche Kontakt nicht digitalisieren lässt. Die Menschen wollen, dass wir solche Erlebnisse schaffen und die bauma an sich ist ein Erlebnis – und genau diese Erlebnisse werden wir auch zukünftig weiter ausbauen. Ziel ist es, den Erlebnischarakter mit dem ganz klaren Mehrwert der richtigen Kundenkontakte noch besser zu verbinden. Wenn wir das hinkriegen, auch digital unterstützt, dann werden wir für 2025 auch wieder eine sehr erfolgreiche bauma veranstalten.

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