Mitgliederversammlung des Rohrleitungsbauverbandes

Statement an politische Entscheider

Dresden (ABZ). – Der Blick zurück auf ein bewegtes Jahr 2022, das von Materialpreissteigerungenund Lieferengpässen genauso geprägt war wie von gestiegenen Energiekosten und dem Ringen um eine sichere und bezahlbare Energieversorgung – dies stand im Mittelpunktder diesjährigen Mitgliederversammlung des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv), die vor einiger Zeit in Dresden stattfand.
Gebäudeenergiegesetz GEG Baupolitik
"Wir brauchen die von Leitungsbauern errichteten Gasnetze, um das Potenzial klimaneutraler Gase in der Industrie, im Wärmemarkt und insbesondere auch als Energiespeicher zu nutzen", lautete das deutliche Statement von rbv-Präsident Dr. Ralph Donath in seiner Begrüßung. Foto: rbv

Von dem Zusammentreffen der rbv-Mitglieder ging das deutliche Signal aus, dass sich die Branche, im Schulterschluss mit allen relevanten gleichgesinnten Verbänden, mit höchstem Engagement dafür stark machen wird, dass die von Leitungsbauern errichteten Gasnetze ein Herzstück der Energiewende sein müssen.

"Wir brauchen diese Netze, um das Potenzial klimaneutraler Gase in der Industrie, im Wärmemarkt und insbesondere auch als Energiespeicher zu nutzen. Andernfalls verspielen wir eine entscheidende Technologieoption, um unser Energiesystem erfolgreich zu transformieren und zu dekarbonisieren", betonte rbv-Präsident Dr. Ralph Donath in seiner Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Nachwirkungen des Kriegs

"Das Geschehen, das mit dem Krieg in der Ukraine vor mehr als einem Jahr begonnen hat, wirkt bis heute noch immer sehr stark auf uns alle nach", betonte Donath. Nachdem die Politik zunächst sehr pragmatisch reagiert und die Planung von fünf Flüssiggasterminals auf den Weg gebracht habe, von denen bereits eins in Betrieb sei, wandele sich der anfängliche Pragmatismus wieder in Richtung der bekannten ideologischen Phrasendrescherei.

"Aktuell wird versucht, uns eine Energiewende aufzuzwingen, die weder Hand noch Fuß hat. Es kann und wird nicht funktionieren, die Energiewende rein elektrisch zu betreiben und das bundesdeutsche Gassystem komplett durch Strom zu ersetzen", sagte Donath.

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Mit 180 Teilnehmenden war die diesjährige rbv-Mitgliederversammlung die bestbesuchte Versammlung seit rund 20 Jahren. Foto: rbv

Die im Mai 2022 aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums artikulierte Aufforderung zum Rückbau der Gasnetze sei ein Weckruf und zugleich ein Initial der Erkenntnis gewesen, dass es im Leitungsbau jetzt um alles gehe. "Der rbv ist nun ganz neu gefordert! Gemeinsam mit befreundeten Branchenverbänden müssen wir die Zukunft unserer Gasnetze sehr klar in den Blick nehmen und explizit und mit Nachdruck in Richtung politischer Entscheider Stellung beziehen."

Der Leitungsbau müsse nun auf Basis seines fundierten Sachverstandes zum Vordenker einer tatsächlich realisierbaren Energiewende werden. "Ich sehe uns als stille Architekten einer zukunftsfähigen Energieversorgung. Es ist eine sehr interessante Zeit, die nun vor uns liegt", so Donaths Aufforderung, die der Branche zur Verfügung stehenden Gestaltungsmöglichkeiten zukünftig noch effektiver zu nutzen.

Chancen sehen und ergreifen

Auch rbv-Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann begrüßte die rund 180 Teilnehmenden zu der seit mehr als 20 Jahren bestbesuchten rbv-Mitgliederversammlung in Dresden mit einer klaren Richtungsbotschaft. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern und der Atomenergie sowie der Ausbau erneuerbarer Energien, gepaart mit der Diversifizierung von Energie- und Lieferländern bringe eine Transformation der Energiesysteme und der damit einhergehenden Leitungsinfrastruktur mit sich. Zudem mache der Klimawandel mit seinen unbeherrschbaren Wetterlagen ebenfalls eine Anpassung der Leitungssysteme im Wasserbereich erforderlich.

"Diese gewaltigen Transformationen lösen bisherige Grenzen zwischen Wertschöpfungsstufen auf und schaffen neue Geschäftsmodelle. Die klimafreundliche Energieversorgung von morgen bietet gerade unserer Branche jede Menge neuer Chancen", so Hesselmanns Appell, sich den sich verändernden Rahmenbedingungen mutig zu stellen. Große Transformationen, wie die erste und zweite industrielle Revolution, so Hesselmann, oder die noch laufende Digitalisierung würden deutlich zeigen, welche Möglichkeiten, aber auch umwerfenden Veränderungen in solchen Prozessen stecken.

Deutlicher Kommentar zur Politik

Mit Blick auf die aktuelle energiepolitische gesellschaftliche Debatte betonte Hesselmann ebenfalls, dass es nun absolut an der richtigen Zeit sei, die Irrungen und Wirrungen fachlich nicht sachverständiger Politiker deutlich zu kommentieren, um diese in ihrer Entscheidungsfindung hoffentlich zu korrigieren. "Gemeinsam mit Partnerverbänden haben wir uns auf Basis des in unserer Branche vorhandenen Sachverstands eine Meinung zum klimaneutralen Energiesystem der Zukunft gebildet und diese forciert in Richtung politischer Entscheider adressiert und deutlich kundgetan. Und dies hat Wirkung gezeigt", so Hesselmann.

Der aktuell in novellierter Fassung publizierte Referentenentwurf des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sei technologieoffener und berücksichtige gleichermaßen grünen und blauen Wasserstoff sowie Biomethan als Energieträger der Zukunft. Dies sei zwar ein guter Schritt in eine richtige Richtung, gleichwohl beinhalte auch der neue Entwurf immer noch zu hohe Hürden unter anderem für molekülbasierte Energieträger und skizziere einen inakzeptablen Zeitplan für eine Nutzung klimaneutraler Gase. Deshalb werde sich der rbv an der Seite der Bundesfachabteilung Leitungsbau in der Bauindustrie und des DVGW weiterhin dafür einsetzen, dass das Gesetz im parlamentarischen Verfahren nachgebessert wird, um einem Markthochlauf von Wasserstoff im Wärmemarkt den Weg zu bereiten. "Und wenn wir weiterhin Gehör finden möchten", sagte Hesselmann, "müssen wir die gesamte Klaviatur einer strategischen Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation forciert bedienen.

Nach dem Bericht der Geschäftsführung gehörten die Berichte des Technischen Lenkungskreises und des Ausschusses für Personalentwicklung des rbv zum Pflichtprogramm der Mitgliederversammlung, um das genauso vielfältige wie umfängliche Tätigkeitsspektrum des Verbandes vollständig abzubilden. Zum Programm der Mitgliederversammlung gehörte unter anderem die von Ehrenpräsident Klaus Küsel in Anspielung auf die Schwächen der Ladeinfrastruktur für eine flächendeckende Nutzung von E-Mobilität scharfzüngig moderierte Entlastung des Vorstands. "Bleibt gesund und tapfer am Thema", so der in Hinblick auf die neuen regulatorischen Herausforderungen schalkhafte Gruß des langjährigen rbv-Präsidenten an das Auditorium.

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