Normen, Richtlinien und ihre Bedeutung

Damit es passt und abgesichert ist

Augsburg (ABZ). – Ein 15er-Maulschlüssel passt auf eine 15er-Sechskantmutter. Ein zweimal über die jeweilige Längsachse gefalteter DIN-A4-Bogen lässt sich exakt in einem Umschlag der Größe DIN C6 verstauen. Darauf ist Verlass.

Dass es diese Verlässlichkeit auch in vielen anderen Lebens- und Unternehmensbereichen gibt, ist Normen geschuldet – denn weder ein Gesetz noch eine Richtlinie verbieten es, Papiere, Umschläge, Schrauben oder Werkzeuge nach eigenen Maßen anzufertigen.

Richtlinien und Normen genießen in der breiten Öffentlichkeit keinen guten Ruf. Da ist die Rede von der "Regelwut" der Behörden in Berlin und Brüssel; ein Dschungel an Vorschriften und Vorgaben lähme die Entwicklung und die unternehmerische Freiheit – und der "Schilderwald" sei kaum noch zu überblicken. Allerdings hat jede Medaille zwei Seiten. Die steigende Zahl von Anforderungen kann die Umsetzung unternehmerischer Projekte erschweren oder verzögern. Doch sie sorgen auch für Sicherheit, gerade in der Verschraubungstechnik. Zwar beruhen Richtlinien und Normen auf verschiedenen Grundlagen und erfüllen unterschiedliche Zwecke, aber sie sind auch eine Richtschnur für unternehmerisches Handeln – sowohl in der Produktion als auch in der Wartung oder im Service.

Holger Junkers, Schraubfachingenieur und Trainer an der Akademie der Schraubverbindung (AdSV) in Augsburg, bezeichnet sie als "eine wichtige Hilfe, mit der man die gesetzlichen Anforderungen, sprich das Produktsicherheitsgesetz, nach dem Stand der Technik und gemäß seiner Herstellerverantwortung erfüllen kann" und fährt fort: "Es ist leider oft noch so, dass Verschraubungen nicht als eigenständiges Themenfeld erachtet, sondern als Nebenschauplatz innerhalb einer Montagetätigkeit beschieden werden." Dabei kommt ihnen eine zentrale Bedeutung zu, was durch verschiedene VDI-Richtlinien und Normen untermauert wird.

Grundlage für alle industriellen Schraubverbindungen ist die Richtlinie VDI/VDE 2862 mit den Geltungsbereichen Automobilindustrie auf Blatt 1 und dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau auf Blatt 2. In ihr werden die Mindestanforderungen zum Einsatz von Schraubsystemen und -werkzeugen festgelegt. Junkers: "Das ist Basiswissen. Doch selbst dies ist nicht allen, die Verschraubungen vornehmen oder warten, bekannt."

Die Unkenntnis von Vorgaben wie der VDI/VDE-MT 2637, die sich mit der systematischen und bedarfsgerechten Qualifikation von Personal im schraubtechnischen Bereich befasst, gepaart mit unprofessioneller Herangehensweise kann gravierende Folgen haben.

"Es geht nicht nur darum, eine Verschraubung den jeweiligen Anforderungen gemäß anzuziehen, sondern dies auch nachprüfbar zu gestalten", stellt der Trainer und Verschraubungscoach heraus: "Im Schadensfall muss der Akteur, der zuletzt an einer Verschraubung oder einem Flansch gearbeitet hat, nachweisen, dass er korrekt und den Vorgaben gemäß hantiert hat. Sonst drohen hohe Forderungen, die aufgrund von Produktionsausfällen, Umweltverschmutzung oder im schlimmsten Fall durch Personenschäden existenzgefährdend sein können."

Daher sind "Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit der Richtlinie VDI/VDE-MT 2637 unabdingbar für gute Arbeit und die persönliche Absicherung".

Qualifiziertes Wissen zur VDI/VDE-MT 2637 erlaubt einem Anwender nicht nur die Anforderungen der ISO 9001 zu erfüllen, sondern dient als Nachweis einer fachlichen Aus- und Weiterbildung nach Stand der Technik. Mehr noch: "Mit diesem Wissen erweitert sich das Kompetenzfeld und damit das Einsatzgebiet: Qualifizierte Anwender können zum Beispiel bei Wartungsarbeiten fehlerhafte Verschraubungen lokalisieren und so zur Sicherheit ihrer Kunden oder des eigenen Unternehmens beitragen", erläutert Junkers.

Kenntnisse von der VDI/VDE-MT 2637 sind nicht nur für Anwender von Bedeutung sondern dienen auch Entscheidern innerhalb eines Unternehmens: Welche Qualifikationen sind im Unternehmen vorhanden, welche Normen und Richtlinien lassen sich von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nachweisen oder erfüllen? Welche Aufgaben und Herausforderungen können damit übernommen werden bei Einhaltung höchster Standards? Wo gibt es Bedarfe, um das komplexe Feld der Verschraubungen sicher abzudecken?

Die Richtlinie VDI/VDE-MT 2637 ist allerdings kein durchgängiges Dokument, sondern in 52 Qualifizierungsbausteine unterteilt.

Diese sind an Aufgaben gekoppelt, nicht an Branchen oder Berufsbilder. So beschreibt zum Beispiel der Qualifizierungsbaustein 4, kurz Q4, die "Festlegung der Schraubfallkategorie, im Q6 wird die "Berechnung einer Schraubverbindung" definiert, und der Q37 formuliert Regeln zur "Herstellung einer Schraubverbindung im Feld oder außerhalb der Serienfertigung". Die Q-Bausteine beziehen sich ausschließlich auf fachspezifischen Themen innerhalb der Schraubtechnik.

Sie unterteilen sich in die Stufen "Kennen", "Können" und "Beherrschen". Schulungen zur VDI/VDE-MT 2637 sollten passend dazu bedarfsorientiert durch Trainer erfolgen, die sowohl über theoretisches Wissen als auch praktische Erfahrungen verfügen. Denn allein die Kenntnis über Normen- und Richtlinien hilft Anwendern bei der Ausübung ihrer Arbeiten nicht weiter. Und genau daran orientiert sich das Angebot der Akademie der Schraubverbindung (AdSV), das Praxis und Theorie miteinander verbindet.

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