Rallye-Event nicht nur für Motorsportler
Mit dem Bagger zum Renn-Wochenende
Estering. – Volvo CE ist bereits 2022 eine Partnerschaft mit dem FIA-Weltverband eingegangen. Allerdings nicht, um für die World Rallycross Championship neue Fahrzeuge ins Rennen zu schicken, sondern um sein Engagement im nachhaltigen Wandel voranzutreiben. Der Hersteller lud Journalisten unlängst zu einem Treffen anlässlich des Rennwochenendes ins norddeutsche Estering ein und präsentierte dort die neuen, elektrischen Baumaschinen der Profiklasse.
Als offizieller Streckenbaupartner der World-Rallycross-Serie möchte Volvo die Grenzen der elektrischen Energie auf und neben der Rennstrecke weiter verschieben und stellte in Estering den angereisten Journalisten brandneue und nachhaltige Baulösungen vor: Den neuen Radlader L120 Electric Conversion und den 23-Tonnen-Elektrobagger EC230. Als Praxisbeispiel wurde demonstriert, wie elektrische Rennfahrzeuge mit einer speziellen Anbaulösung von einem Mobilbagger geborgen werden kann:
Das von Volvo Construction Equipment (Volvo CE) und Granfors Racing gemeinsam entwickelte und zum Patent angemeldete Bergungsgerät wurde von der FIA angenommen und ist die erste Lösung dieser Art, die im Rahmen der elektrischen Transformation des Motorsports konzipiert wurde. Seit die FIA mit der elektrischen Umstellung ihrer World RX-Rennserie begonnen hat, wurde das neue Gerät zur Bergung von Rennwagen auf Rennstrecken eingeführt. Durch die zum Patent angemeldete Lösung können die inzwischen zu 100 Prozent elektrischen Rallycross-Autos ohne manuelles Eingreifen von den Rennstrecken geborgen werden. Das bedeutet, dass kein Personal auf die Strecken laufen und das Auto physisch an einem Bergungsfahrzeug festmachen muss, wie es früher der Fall war. Das macht den Vorgang nicht nur sicherer, sondern auch effizienter und schneller, verspricht Volvo.
Seine Deutschland-Premiere feierte hingegen der Bagger EC230 Electric in Estering, dessen Kunden sicherlich eher im gewohnten Bau-Umfeld zu finden sein werden. Der erste mittelgroße Elektrobagger von Volvo CE ist nun für ausgewählte Kunden in Deutschland und weiteren europäischen Ländern erhältlich. Die Vorteile, kurz gefasst: Ein nachhaltiger Betrieb mit niedrigem Lärmpegel und null Emissionen.
Mittelgroße batterieelektrische Bagger sind in der Baubranche noch echte Mangelware, weshalb der EC230, eine Ausnahme bildet. Der 23-Tonnen-Elektrobagger EC230 bietet die gleiche Leistung wie ein vergleichbares Diesel-Modell, ist dabei allerdings emissionsfrei, geräusch- und vibrationsarm. Erste Anwender berichten laut Volvo CE außerdem davon, dass der EC230 Electric nicht nur eine ähnliche Grabkraft wie das Dieselpendant Volvo EC220E erreicht, sondern dies auch mit einer schnelleren Zykluszeit und deutlich weniger Lärm kombiniert.
Tatsächlich ist der EC230 Electric so effizient, dass die Gesamtemissionen – selbst mit der für die Herstellung der Batterien benötigten Energie – immer noch niedriger sind als bei der Dieselvariante, sagt der Hersteller.
Die Vorteile bezügliche Lärm- und Schadstoffemissionen konnte der EC230 Electric bereits in etlichen Großprojekten unter Beweis stellen. Beispielhaft stehen hierfür die Umgestaltung des alten Schlachthofareals in Stockholm, der größten "fossilfreien" Baustelle in Schweden sowie die "grüne Baustelle der Zukunft" in Dänemark. Richard Sjöblom, Baggerfahrer im Rahmen des Schlachthof-Projekts, meinte nach dem Testeinsatz: "Wenn ich in dieser Größenklasse die Wahl zwischen einer elektrischen oder einer Dieselmaschine hätte, würde ich mich für die elektrische Maschine entscheiden. Sie bietet so viele Vorteile! Anfangs gab es zahlreiche Skeptiker, die meinten, die Maschine hätte nicht die Kapazität für einen kompletten Arbeitstag – aber sie wurden alle eines Besseren belehrt."
Der Antrieb wird von Lithium-Ionen-Batterien gespeist und ist mit einer schnellen Zwischenladung für einen vollen achtstündigen Arbeitstag ausgelegt. Als Allzweckmaschine bietet sich der EC230 Electric für eine Vielzahl von Aufgaben an, darunter Extraktion, Erdbewegung, Planierung sowie Abfall- und Schrottumschlag im Recycling- und Abfallsegment. Der Elektrobagger ist mit einem CCS2-Anschluss ausgestattet, also dem in den meisten europäischen Ländern üblichen Standard.
Im Lieferumfang ist außerdem ein 22-Kilowatt-Ladekabel für eine normale CEE-Steckdose enthalten. Eine weitere Option bildet eine mobile Power Unit oder einer 150-Kilowatt-Schnellladesäule, die speziell für die Anforderungen des EC230 Electric entwickelt wurde und in Estering ebenfalls gezeigt wurde. Mit dieser Auswahl will Volvo CE seinen Kunden genügend Flexibilität bieten, um die Maschine mit minimalem Aufwand zu betreiben – selbst wenn sich der Aufbau der elektrischen Infrastruktur vielerorts noch am Anfang befindet. Die Power Unit bietet den Vorteil, dass weitere elektrische Geräte (230 Volt und 400 Volt) auf der Baustelle damit betrieben werden können.
Das Elektro-Gesamtprogramm rund um den EC230 hat Volvo CE erst kürzlich um den 20-Tonnen-Radlader L120H Electric Conversion ergänzt. Flankiert werden beide Modelle zudem durch die elektrischen Kompaktbagger EC18, ECR18 und ECR25 sowie die kompakten Radlader L20 und L25 Electric.
ABZ-Stellenmarkt
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Elektro-Radlader
Der elektrische Radlader mit der Umrüstung des mittelgroßen L120H auf Elektroantrieb konnte auch vor Ort in Augenschein genommen werden. Volvo CE bedient damit eigenen Angaben zufolge die wachsende Nachfrage des Marktes nach nachhaltigeren Lösungen in der Mittelklasse. Der 20-Tonnen-Radlader L120H Electric Conversion wurde in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Unternehmen Parker Hannifin entwickelt und von der Volvo Group CE Engineering Solutions umgerüstet. Auf Basis der bewährten herkömmlichen Maschine, die für die Kunden auch weiterhin erhältlich ist, bringt das elektrisch umgerüstete Modell die gleiche Leistung, jedoch mit dem Vorteil, dass es emissionsfrei arbeitet. Der L120H Electric Conversion soll für ausgewählte Kunden in Europa dieses Jahr verfügbar sein.
Die jüngste Zusammenarbeit zur Erweiterung der Palette an elektrischen Radladern folgt auf die im vergangenen Juni bekanntgegebene Investition von Volvo CE in den niederländischen Hersteller Limach, mit der das Unternehmen sein Portfolio an Elektrobaggern erweitern will. Dieser partnerschaftliche Ansatz, der eine schnellere Markteinführung ermöglicht, erfolgt parallel zur kontinuierlichen Entwicklung weiterer eigener Elektrolösungen des Unternehmens, wie etwa dem 23-Tonnen-Bagger EC230 Electric. Beide Ansätze sind notwendig, wenn die Branche als Ganzes die Ziele zur Verringerung des CO2-Ausstoßes erreichen soll, erklärt Volvo CE.
Der L120H Electric Conversion stellt die gleiche starke Leistung wie sein Diesel-Pendant bereit, jedoch ohne Abgasemissionen bei einem nahezu geräuschlosen Betrieb. Diese Vorteile bieten sowohl dem Fahrer als auch denjenigen, die in der Nähe der Maschine arbeiten, mehr Komfort. Die 240-Kilowattstunden-Batterien ermöglichen bei den meisten mittelschweren Einsätzen eine Betriebszeit von etwa fünf Stunden.
Gemäß der bestehenden Ladelösungen von Volvo CE kann er in nur eineinhalb bis zwei Stunden von 0 auf 100 Prozent aufgeladen werden.
Verschiedene serienmäßige Funktionen sind beim L120H Electric Conversion ebenfalls an Bord: Comfort Drive Control, Load Assist mit On-Board-Wiegesystem sowie Radarerkennung mit dem neuen Collision Mitigation System zählen dazu. Darüber hinaus wird der L120H Electric Conversion durch spezielle Elektromobilitätsanwendungen unterstützt, die es dem Fahrer ermöglichen sollen, den Batterie- und Ladestatus zu überprüfen und die Kabine vorzuheizen.
Je nach Marktnachfrage besteht die Möglichkeit, die Radlader des Typs L120H von bestehenden Kunden in Zukunft auf Elektroantrieb umzurüsten. Um Interesse anzumelden, können sich Kunden an ihren Händler vor Ort oder per E-Mail an volvoce.electromobility.solutions@volvo.com wenden.