Bauaussichten 2024

Temporäre Schwankungen durch dezentrale Struktur ausgleichen

Von Steffen Günther, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG
Bauaussichten
Foto: Liebherr

Die Firmengruppe ist mit einem hohen Auftragsbestand in 2023 gestartet, der über das Jahr in Umsätzen realisiert werden konnte. Ein wichtiger Treiber hierfür war der Bereich Baumaschinen. Gleichzeitig ist der Auftragseingang der Firmengruppe nicht abgebrochen und lag zum Ende des Jahres leicht über dem bereits hohen Niveau des Vorjahres. Wir konnten folglich mit einem sehr soliden Auftragsbestandsniveau in das Jahr 2024 gehen. Allerdings zeichnen sich seit Beginn der zweiten Jahreshälfte 2023 Entwicklungsdivergenzen zwischen den einzelnen Produktsegmenten ab.

Zu den großen Herausforderungen des vergangenen Jahres zählten die unsicheren politischen Rahmenbedingungen sowie die fortschreitende Inflation und Zinsentwicklung, die einhergingen mit einer verringerten Nachfrage zum Beispiel aufgrund von Investitionsaufschüben und reduzierten Neuanschaffungen. Dies spiegelt sich in einem verringerten Weltwirtschaftswachstum wider, das auch wir bei Liebherr in einzelnen Produktsegmenten spüren. So hat sich der Auftragseingang in den Produktsegmenten Turmdrehkrane und Kühl- und Gefriergeräte zum Ende des vergangenen Jahres abgeschwächt. Beide Produktsegmente sind von der rückläufigen Entwicklung im Wohnungsbau betroffen. Jedoch entsteht gleichzeitig ein großer Bedarf an Baumaschinen für eine Vielzahl an weltweiten Infrastrukturprojekten, zum Beispiel im Bereich der Energieversorgung, im Schienenverkehr, bei größeren Bauwerken und im Straßenbau.

Unsere dezentrale Struktur und internationale Aufstellung in über 50 Ländern auf jedem Kontinent ermöglichen es uns, temporäre Schwankungen in einzelnen Branchen oder Märkten auszugleichen. Als Unternehmen setzten wir stets auf Langfristigkeit. In all unseren Partnerschaften geht es uns um Stabilität und Verlässlichkeit über Jahre hinweg. Beschaffungsseitig können wir Lieferkettenschwierigkeiten, Materialengpässe und erhöhte Materialpreise häufig durch sehr gute partnerschaftliche Verbindungen mit unseren nationalen und europäischen Lieferanten abfedern. Vertriebsseitig bieten wir unseren Kunden überall auf der Welt hochqualitative Produkte und Serviceleistungen sowie Vor-Ort-Beratung rund um unsere Maschinen und Lösungen. Eins ist uns dabei besonders wichtig: Die individuellen Anforderungen unserer Kunden zu verstehen. Das vergangene Jahr hat bestätigt, dass sich die Baumaschinenbranche im Wandel befindet – und damit die Herausforderungen, vor denen unsere Kunden stehen. Um diesen Herausforderungen bestmöglich begegnen zu können, haben wir uns bei Liebherr zu einem ganzheitlichen Lösungsanbieter aufgestellt.

Auch im Jahr 2023 haben wir deshalb die Innovationsfelder Digitalisierung und Dekarbonisierung weiter vorangetrieben. Digitale Lösungen sowie neue Antriebstechnologien machen unsere Baumaschinen noch effizienter, sicherer und umweltverträglicher. Unser Ziel ist es, unsere Kunden über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu unterstützen. Das reicht von der Konfiguration der richtigen Maschine, über die Auswahl von digitalen Lösungen, die die Maschine beim Einsatz und in der Wartung unterstützen, die Definition des richtigen Antriebs je nach Einsatzart und Arbeitsanforderung bis hin zum ressourcenschonenden Recycling von Maschinen und deren Komponenten.

In 2023 haben wir an zahlreichen digitalen Lösungen weitergearbeitet, so zum Beispiel an fortschrittlichen Assistenzsystemen, die den Fahrer unterstützen und teilautonome Vorgänge ermöglichen. Viele Assistenzsysteme kommen bereits in einer Reihe unserer Baumaschinen zum Einsatz, darunter etwa die aktive Personenerkennung mit Bremsassistent für Liebherr-Radlader. Assistenzsysteme und autonome Arbeitsabläufe können wiederrum eine wichtige Grundlage für den Einsatz alternativer Antriebstechnologien und damit die Dekarbonisierung sein. So können beispielsweise die Größe und damit die Kosten von Batterien für elektrische Maschinen reduziert werden, wenn der Ladevorgang nicht mehr davon abhängt, wann der Maschinenführer eine Pause benötigt.

Auf der Baustelle der Zukunft werden zunehmend höhere Anforderungen an Leistung und Sicherheit unserer Maschinen gestellt. Daneben haben wir den Anspruch, unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt nachzukommen. Um unsere Kunden dabei zu unterstützen, ihre Emissionsziele zu erreichen und künftigen Umweltstandards gerecht zu werden, haben wir in 2023 unsere technologieoffene Arbeit an alternativen Antrieben fortgesetzt.

Im Bereich elektrifizierter Produkte haben wir im Oktober vergangen Jahres den ersten batterieelektrischen Radlader L 507 E der Firmengruppe auf den Markt gebracht. Neben elektrifizierten Produkten arbeiten wir an einer Reihe weiterer Antriebskonzepte, wie zum Beispiel wasserstoffbasierter Antriebe in Form von Wasserstoffverbrennungsmotoren und Brennstoffzellen, die ebenfalls zur deutlichen Emissionsreduktion unserer Maschinen im Einsatz beitragen.

Die Grundlage für unsere fortlaufende Innovationsarbeit im Technologiebereich sind unsere mittlerweile über 50.000 Mitarbeitenden, die mit ihrer Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und Kreativität diese Erfolge erst möglich machen. Entscheidend ist ebenso unser globales, hochmodernes Produktions-, Vertriebs- und Servicenetz, in das wir in 2023 eine Rekordsumme investiert haben. Zentrale Investitionsprojekte sind beispielsweise die Erweiterung des Hydraulikzylinderwerkes und der zentralen Logistik in Oberopfingen (Deutschland), die Entwicklung von Plänen zur Erweiterung der Produktionsstätte für Mobil- und Raupenkrane in Ehingen-Berg (Deutschland) sowie Pläne für die Eröffnung einer neuen Fertigungsstätte für Schweißkomponenten sowie Produktionsflächen für die Vormontage und Montage von Fahrerkabinen im Elsass (Frankreich).

Es ist eine spannende Zeit in der Baubranche. Technologische Innovation, Servicequalität mit individueller Beratung und vollumfängliche Lösungen sind allesamt traditionelle Kernkompetenzen von Liebherr. Sie werden zukünftig weiterhin an Gewicht gewinnen. Wir bei Liebherr wissen, dass wir mit der Qualität unserer Produkte, unserem Angebot an Services und digitalen Lösungen und unserer technologieoffenen Arbeit an alternativen Antrieben den Unterschied für unsere Kunden machen können. Auf der anderen Seite stehen hohe Energiekosten, bürokratische Hürden, Schwächen in der Infrastruktur und ein deutlicher Transformationsstau – gerade in unserem Kernmarkt Deutschland. Dort sind wir in der Metallindustrie mit hohen Standortkosten konfrontiert. Diese erweisen sich im internationalen Wettbewerb als Herausforderung, der wir mit Innovationsstärke und hoher Qualität begegnen. Als breit aufgestelltes Technologieunternehmen, das sich auf langjährige Partnerschaften stützen kann, sind wir dennoch zuversichtlich, auch den für 2024 prognostizierten schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begegnen zu können.

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