Wie ein überdimensionales Schachbrett

Massenaushub für Hamburgs neues Stadtquartier in der Hafencity gestartet

Zeppelin Hamburg Baumaschinen
Eine hohe Tagesleistung wird abgefordert von den zwölf Cat Baumaschinen, um im Schnitt bis zu 4000 t am Tag abtransportieren zu können. Fotos: Zeppelin

Hamburg (ABZ). – Hamburg soll bis 2021 nicht nur ein neues Einkaufsparadies mit 200 Shops mitten im Herzen der Hafencity bekommen, sondern es sind auch 14 einzelne Gebäude im südlichen Überseequartier geplant. Darin sollen Gastronomie und ein Kino untergebracht werden, wie beim Spatenstich im April letzten Jahres bekannt wurde. Aber auch Wohnungen, drei Hotels, Büros und ein neues Kreuzfahrtterminal sind im neuen Stadtquartier vorgesehen. Die deutsche Tochterfirma des französischen Immobilienunternehmens Unibail-Rodamco investiert mehr als 1 Mrd. Euro. Nun muss die Baugrube auf dem südlichen Teil des Überseequartiers erstellt werden – die Unternehmensgruppe Eggers mit ihrer Sparte Tiefbau und Umwelttechnik hat diese Aufgabe zusammen mit Implenia Spezialtiefbau und Stump Spezialtiefbau übernommen. Sie bringt Herausforderungen für die Logistik mit sich, bedingt durch Massenbewegungen in Höhe von 580.000 m³, die dem Hochbau vorausgehen müssen. Tiefbau und Umwelttechnik der Unternehmensgruppe Eggers teilen sich die Arbeiten in einer Arge. Beide zusammen rückten mit einem Dutzend Cat Baumaschinen an – darunter die Kettenbagger 349E L, 330F LN, zwei 329E LN, 324E LN, 323D L, zwei 320E L, 320F L, der Mobilbagger M318F sowie die Radlader 950M und 908M. Sie müssen Material verschiedenster Schadstoffklassen ausbaggern. "Die Stadt hat Teile der Fläche schon sanieren lassen. Das erklärt, warum an manchen Stellen keine Kontamination mehr vorliegt", so Bauleiter Alexander Stange, der sich zusammen mit Projektleiter Jörn Hartmann, zwei Polieren, acht Maschinisten und sechs Baufacharbeitern um die Baustelle kümmert. Nicht nur Zeitpläne und Baukosten sind einzuhalten, sondern auch das Material muss entsprechend der gesetzlichen Vorgaben und entsprechend der Schadstoffkontamination entsorgt werden. Die direkte Anbindung zur Elbe wird als zusätzlicher Entsorgungsweg zum Abtransport per Schiff genutzt, um den Großraum Hamburg hinsichtlich Lkw-Transporten nicht unnötig zu belasten. Es bleiben ein bis eineinhalb Tage Zeit, um die Beladung mithilfe von Umschlagbaggern abzuschließen. Die Liegezeit soll so kurz wie möglich ausfallen. Daher werden bis zu 2800 t auf Lager gelegt, um die Zuladung zu beschleunigen. "Das Material wird aber auch deshalb auf dem Wasserweg ins benachbarte Ausland gebracht, um den ohnehin knappen Deponieraum zu schonen", erklärt Geschäftsführer Ralf Eggers. Schließlich fallen alleine auf dieser Baustelle große Mengen an Boden an, den das Unternehmen zusätzlich zum Tagesgeschäft befördern und abtransportieren muss. Hierzu gehört auch Kleiboden, der ausgehoben wird. "Was die Bodenklassen und Bodenschichten betrifft, ist querbeet alles vertreten, was typisch ist für Hamburg und den Standort direkt an der Elbe", so Stange.

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Zeppelin Hamburg Baumaschinen
Massenbewegungen in Höhe von 580.000 m³ erfordern ein großes Aufgebot an Maschinentechnik.

Wo das neue Quartier entstehen soll, war seit Mitte des 19. Jh. Hamburgs erstes Gaswerk. Daher müssen auch dessen Fundamente ausgebaut werden. 7000 Holzpfähle und 3800 Stahlbetonpfähle sind laut Plan zu beseitigen. Mit 100000m³ Abbruch von Fundamentresten wird noch gerechnet. Auch Experten der Wasserhaltung sind gefordert, dass die Baustelle trocken bleibt. "Bei dieser Baustelle können wir unser ganzes Leistungsspektrum auffahren, das wir zu bieten haben und Tiefbau, Umwelttechnik, Wasserhaltung, Kampfmittelbergung und Abbruch aus einer Hand abdecken", so Ralf Eggers. Die Schlitzwände mit einer Tiefe von 33 m wurden rückverankert – außer entlang der Kaianlage an der Elbe, die nicht beschädigt werden darf. Diese waren im Vorfeld anzulegen und bis zu 14 Brunnen wurden gebohrt, um das Grundwasser abzusenken. Erst dann konnte das Team von Eggers mit dem Aushub loslegen. Das 56.000 m² große Baufeld wurde in 80 Felder eingeteilt – quasi wie ein überdimensionales Schachbrett. Das belastete Material der Kategorie Z2 bis DK III muss strikt vom Rest getrennt werden und wird sowohl von eigenen Lkw zur unternehmenseigenen Deponie gefahren als auch von gemieteten Lkw zu Fremddeponien. Das Ausschachten erfolgt in bis zu einer Tiefe von 15 m. Dann müssen Großbohrpfähle installiert werden. Erst danach können die restlichen ein bis 1,5m ausgebaggert werden.

Zwei Waagen wurden auf der Baustelle eingerichtet, um die abzufahrende Materialmenge erfassen zu können. Auch sie müssen immer wieder versetzt werden – genauso wie die Baustraßen. Jede Baumaschine hat klar definierte Aufgaben. Sie werden alle unterschiedlich eingesetzt – im Wechsel mal in der Verladung oder mal zum Stemmen oder Freilegen der Bohrpfähle. Radlader wie z. B. der 908M wurden mit Besen ausgestattet und sollen die Straße für die Anwohner der Hafencity sauber halten. Aufgrund des großen Maschinenbedarfs wurde der Cat 330F LN bei der Zeppelin Niederlassung Hamburg extra für die Maßnahme geordert, um wie die anderen Bagger auch vielseitig eingesetzt werden zu können.

Dazu trägt der Schnellwechsler OilQuick bei. Eine Kampfmittelausrüstung gehört zum Bestandteil der Neumaschine, aber es wurde auch auf eine Schutzbelüftung Wert gelegt. "Der Fahrer soll umfassend geschützt werden", so Stange. Typisch für diese Baustelle: die große Geräteflotte von Cat, welche die Firmengruppe immer wieder für schwere Einsätze nutzt und die für den Aushub wie diesen prädestiniert ist. Eine besondere Herausforderung ist nicht nur die Tiefe der Baugrube, die sich aufgrund der geplanten Tiefgarage sowie Untergeschosse und ihrer Sohlplatte bei –8 m NN ergibt, sondern die hohe Tagesleistung, die abgefordert wird von den zwölf Cat Baumaschinen. "Im Mittel müssen bis zu 4000 t am Tag abtransportiert werden. Das ist schon eine Nummer. 160 Lkw fahren im Tagesmittel den Aushub ab. Es ist schon anspruchsvoll, so viele Lkw durch die enge Baustelle zu schleusen", erklärt Stange. Zusammen mit seinen Kollegen hat er die Baucontainer im Juni 2017 bezogen, um die Baustelle zu managen, die für Eggers bis Mitte 2019 abgeschlossen sein soll. Er kam 2011 als Werkstudent zum Unternehmen, hat nach seinem Bauingenieurstudium 2012 als Bauleiter angefangen und sich von Projekt zu Projekt hochgearbeitet. Mit dem Aushub hat nicht nur er sein bislang größtes Bauprojekt zu verantworten, sondern auch für seinen Arbeitgeber hat der Aushub eine Dimension, wie sie selbst in Hamburg nicht an der Tagesordnung ist.

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