Wohnquartier Noltemeyer Höfe

Paradebeispiel für urbanes Bauen

Dachbaustoffe
Landschaftsplanerisch ist alles möglich: Vielseitige Grün-, Geh- und Fahrbereiche sind geplant auf dem "Retentions-Gründach" der Tiefgarage. Abb.: Schmeing Bau

Braunschweig (ABZ). – In Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit dürfen Planer und Architekten ein immer größeres Augenmerk auf Dächer legen. Welch immenses Potential hierin liegt, zeigt das Wohnquartier Noltemeyer Höfe in Braunschweig mit 5780 m² Grünflächen, Terrassen, Geh- und Fahrbelägen, während darunter Autos in Tiefgaragen verschwinden. Und der Clou ist, dass der Systemaufbau "Retentions-Gründach" im Falle von Starkregen große Wassermengen speichert und zeitversetzt abfließen lässt. Das Wohnquartier Noltemeyer Höfe an der Hildesheimer Straße im westlichen Ringgebiet von Braunschweig besteht aus sechs Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 242 Wohnungen auf einer Gesamtfläche von ca. 16.000 m². Die hochwertigen Wohnungseinheiten verfügen allesamt über einen Balkon, eine Loggia, eine Terrasse oder eine Dachterrasse und damit über eine enge Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. Außen verschwinden 232 Tiefgaragenstellplätze unsichtbar unter einer gestalteten Landschaft aus Rasenflächen, Bäumen, Sträuchern, Hecken und Bodendeckern nebst Geh- und Fahrbelägen, welche auch 22 Außenstellplätze inkludieren. Indes spielt neben aller Optik ein ganz anderer Nutzen die Hauptrolle in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit.

Der Clou liegt im verwendeten ZinCo-Systemaufbau auf der gesamten 0°-Tiefgaragendachfläche, denn dieses ist ein "Retentions-Gründach", das bei Starkregen große Mengen an Regenwasser gezielt speichert und zeitverzögert in die Kanalisation abfließen lässt. Die speziellen Retentionsspacer-Elemente RSX 80 sind gemeinsam mit den präzise regulierbaren Drosselelementen für diese perfekte Technik verantwortlich. Auf der Grundlage einer wurzelfesten Dachabdichtung – aufgebracht im Heißbitumenverfahren – wurde die stabile Trenn- und Gleitfolie TGF 20 sowie das Systemfilter PV als Schutzlage verlegt. Darauf folgten die 0,6 x 0,6 m großen und 80 mm hohen Retentionsspacer-Elemente RSX 80. Diese bis zu 50 t/m² belastbaren und daher auch für Fahrbeläge geeigneten Spacer-Elemente ließen sich über Verbinder untereinander fixieren und damit zu einem flächigen Verbund zusammenschließen. Die objektspezifische Sonderanfertigung von 80 mm Höhe erlaubt ein max. Anstauvolumen von etwa 76 l/m². Bezogen auf die Gesamtfläche von 5780 m² ergibt sich damit ein errechnetes Anstauvolumen in den Retentionsspacern von sage und schreibe 439 280 l Wasser, welches über einen vordefinierten Zeitraum (etwa 24 Std.) in die Kanalisation abfließt. Eingestellt wird dieser Abflussvolumenstrom über gegeneinander verschiebbare Ringe der Drosselelemente, welche per se auch als Überlauf fungieren.

Auf die Retentionsspacer folgte das Systemfilter PV und für die geplanten 2320 m² Begrünung im Mittel 20 bis 30 cm Zincolit Plus als Untersubstrat sowie 30 cm Systemerde "Dachgarten". Dank des stabilen Unterbaus, der die Abdichtung schützt, war das Befahren der Dachfläche zur Substrataufbringung per Bagger problemlos möglich. Für die gewünschten 790 m² Gehbeläge folgten auf das Systemfilter PV 20 bis 30 cm Sand-Steingemisch als Frostschutzschicht, 20 cm Schottertragschicht sowie 5 cm Splitt. Auf dieser Bettung ist ein 8 cm dickes Rechteckpflaster im Verband verlegt. Diese Dimensionierung und Verlegeart wählte man auch für die 1940 m² Fahrbeläge. Der spezielle Fischgrätenverband beugt Pflasterverdrehungen vor, die sonst durch das Befahren von Autos, Abfallentsorger- und Feuerwehr-Fahrzeugen entstehen würden. Darunter befindet sich mit 40 bis 60 cm eine entsprechend höhere Schottertragschicht sowie eine 5 cm Splitt-Bettung. Auf der Feuerwehraufstellfläche sind Rasengittersteine verlegt. Solche versickerungsaktiven Flächen gewährleisten bei Starkregen zügige Oberflächenentwässerung.

Die Gestaltung mit Solitärbäumen und Strauchpflanzungen inmitten ausgedehnter Rasenflächen verleiht dem Wohnquartier einen weiträumigen Ausdruck. Inmitten des vielfältigen Grüns – insgesamt 20 verschiedene Arten – laden Sitzbänke und Spielplatzgeräte Jung und Alt zum Aufenthalt ein. Das Wohnquartier Noltemeyer Höfe zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass Retentionsdächer heute ein probates Mittel sind, um Hochwassergefahr zu reduzieren. Regenwasserrückhalt, grüner Erholungsraum, ökologische Ausgleichsfläche, Verbesserung des Kleinklimas, Staub- und Schadstoffbindung, Schutz der Bausubstanz – es sind unendlich viele Aspekte der Nachhaltigkeit, die auf Dächern möglich sind. Sie alle wollen und müssen genutzt werden, um ökologisch zukunftsorientiert zu bauen.

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