Sennebogen Maschinenfabrik zur bauma 2022

"Wir erwarten Impulse von der bauma"

Erich Sennebogen, Geschäftsführer der Sennebogen Maschinenfabrik, sprach mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga darüber, wie sein Unternehmen Pandemie und Lieferkettenprobleme gemeistert hat – und wie sich Sennebogen auf der bauma 2022 präsentieren wird.
Sennebogen Bagger und Lader
Erich Sennebogen ist Geschäftsführer der Sennebogen Maschinenfabrik Foto: Sennebogen

ABZ: Herr Sennebogen, wie hat sich die Pandemie auf die Geschäftsentwicklung der Sennebogen Maschinenfabrik ausgewirkt?

Sennebogen: 2019 war das beste Jahr in der Firmengeschichte mit dem größten Umsatz und wir waren auch für 2020 gut gerüstet. Dann kam im Frühjahr 2020 die Corona-Welle auf uns zu, und das war natürlich eine Situation mit ungewissem Ausgang, da wir nicht absehen konnten, ob unsere Kunden bei den Aufträgen bleiben oder wie sich der Markt entwickelt. Durch diese Situation ging der Umsatz zwar etwas zurück, wir haben das Jahr 2020 aber trotzdem relativ gut gemeistert. Die Aufträge liefen weiter und wir konnten auch produzieren. 2021 hat sich der Markt dann schon wieder erholt, und wir konnten schon wieder zulegen. Durch Lieferschwierigkeiten, weil wir einige Teile nicht bekommen konnten, mussten wir allerdings einige Maschinen in der Auslieferung ins nächste Jahr verschieben, und konnten deshalb nicht an 2019 anknüpfen.

ABZ: In welcher Form war oder ist Sennebogen von Lieferkettenproblemen betroffen?

Sennebogen: Zunächst einmal mangelte es durch den Ukrainekrieg sicherlich der Stahl, dann ging es auch um Rohre und um andere Dinge. Die Kette der Lieferschwierigkeiten hat sich ja dann fast exponentiell ausgeweitet. Dann waren es auf einmal eben Halbleiter aus Asien. Wir selbst beziehen nichts aus China, aber einige unserer Lieferanten hängen von chinesischen Lieferanten und Exporten ab. Und das Ganze hat sich dann meiner Meinung nach so dramatisch entwickelt und man wusste gar nicht, was kriegt man, was kriegt man nicht. Insgesamt führten diese Krisen ganz gewaltig zur Verunsicherung der Menschen, auch heute noch. Und das ist halt auch nicht gut. Trotzdem, die Auftragsbücher sind voll und wir könnten mehr machen.

ABZ: Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktentwicklung?

Sennebogen: Wie angedeutet, wir könnten mehr liefern, wir hätten mehr Aufträge. Aber aufgrund der aktuellen Situation muss man wirklich versuchen, das Maximum aus den Werken rauszubringen, um unsere Kunden ordentlich zu beliefern. Auch 2023 sieht bisher ganz positiv aus. Wir liefern weltweit, Deutschland und Europa bleiben sicherlich stark als Märkte. USA ist auch für uns ein sehr, sehr starker Absatzmarkt und ich denke, das wird er auch bleiben. Es laufen viele Investitionen und wir sind ja nur zu einem Teil in der Baubranche aktiv, speziell mehr im Tiefbau als im Hochbau. Eine weiteres wichtiges Standbein ist der Materialumschlag. In der Recycling-Branche, in Häfen, im Schrott- und Stahlwerksgeschäft sind wir sehr stark im Maschinenbau präsent. Auch das sieht sehr positiv aus. Ein großes Thema ist natürlich auch bei uns der Fachkräftemangel, das ist halt so ein limitierender Faktor. Und wie sich die Zinsentwicklung auf die verschiedenen Bereiche der Investitionen auswirkt, auch das muss man sehen. Wobei ich glaube, insgesamt ist die Lokomotive schon in Schwung und ob es dann etwas da oder dort leichte Eintrübung gibt, das wird sicherlich passieren. Aber es wird keine große Veränderung sein.

ABZ: Inwieweit betrifft Sie als Hersteller der mögliche Gasmangel und das Thema Dekarbonisierung?

Sennebogen: Also wir haben eigentlich Gas nur in verschiedenen Bereichen noch als Heizmedium. Wir brauchen sonst im Prozess eigentlich kein Gas. Natürlich hängen wir wieder an Lieferanten, die hochgradig mit Gas produzieren oder mit Gas irgendwelche Dinge industriell veredeln. Wir unternehmen schon länger große Anstrengung zur Dekarbonisierung und CO-Neutralität und alles, was wir in den Werken machen können, tun wir auch. Wir haben zum Beispiel alle Beleuchtungen auf LED umgestellt. Wir nutzen in den verschiedenen Werken schon sehr viel an Hackschnitzeln als Energielieferant, also erneuerbare Energien. Unsere Büros werden mit Grundwasser gekühlt, nicht mit Klimaanlagen. Wir haben Photovoltaik auf den Dächern, werden auch jetzt weiter kräftig in Photovoltaik investieren, um einfach mehr Strom zu produzieren. Unsere letzten Gebäude und Bauwerke entstanden alle unter dem KfW-55-Standard. Und zuletzt haben wir große Container als Batteriespeicher bestellt, um bestimmte Bereiche im Werk über gespeicherten Photovoltaikstrom zu betreiben. Das sind alles große Investitionen, die wir tätigen, denn es ist schon unser Ziel, spätestens 2030 CO2-Neutralität zu erreichen.

ABZ: Mit welchen Erwartungen gehen Sie zur bauma 2022?

Sennebogen: Zunächst ist unsere größte Erwartung, dass möglichst viele Besucher aus dem In- und Ausland kommen, und dass wir einen großen, großen Zuspruch haben werden. Wir erwarten uns natürlich auch Impulse wieder von der bauma, weil ja doch in der Zwischenzeit einige Messen ausgefallen sind und die bauma ja trotz allem wieder die größte Show in diesem Bereich ist. Und was wir auch erwarten ist natürlich, dass wir wieder junge Leute für die Baumaschinenindustrie begeistern durch diese Show. Auch da hoffe ich natürlich, dass wieder Impulse kommen. Beim Fachkräftemangel ist die Attraktivität einer Branche natürlich extrem wichtig. Ebenso wichtig sind für uns wieder die persönlichen Begegnungen mit unseren Kunden, mit unseren Händlern. Das Erlebnis, jemanden persönlich am Tisch zu haben, ist ein ganz anderes. Und ich glaube, dass dieses Erlebnis auch in den Köpfen der Leute oder der Wunsch danach wieder vorhanden ist. Also die Marke kennenzulernen und Erlebnisse zu knüpfen, die eben nicht nur rein auf dem Papier, auf dem Bildschirm oder aus dem Datenblatt zu lesen sind. Sondern wir brauchen dort das Erlebnis, ob jemand uns als Hersteller vertraut, bei dem man eine Maschine kauft, die 500.000 Euro oder eine Million Euro kostet. Das geht eigentlich nur in einem persönlichen Dialog mit dem Vertrieb, mit dem Gesellschafter, mit dem Marketing. Welchen Service habe ich auf der Messe? Fühle ich mich dort wohl? Bin ich dort aufgenommen? Bin ich willkommen? Das sind so die Faktoren letzten Endes, die zeigen, warum die Messe am Ende doch erfolgreich sein wird.

Wir werden übrigens in diesem Jahr die größte Innenfläche in unserem Bereich haben, die wir je genutzt haben. Und wir werden auch die größte Maschine zur bauma ausstellen, die je auf der Messe ausgestellt worden ist, nämlich die Umschlagmaschine 885G mit einem Einsatzgewicht von 320 Tonnen. Wir gehen hier extrem in die Vorleistung, wo andere ja sich vielleicht gar nicht zeigen. Auf der bauma geben wir eher noch mehr Gas und haben deshalb umso mehr die Hoffnung, dass unsere Händler und Kunden weltweit auch den Weg nach München suchen.

ABZ: Was sind für Sennebogen die spannendsten Themen der bauma?

Sennebogen: Also die Hauptthemen werden sicher die Dekarbonisierung sein und CO2-neutrale Antriebe. Ich denke, da wird es auch die ein oder andere Innovation geben. Ob die dann schon lieferbar ist, ist eine andere Frage. Aber zumindest werden Trends aufgezeigt, wozu natürlich auch elektrische Antriebe zählen. Auch wir werden zwei Batterie-elektrische, beziehungsweise Akku-elektrische Ma-schinen zeigen. Ein Umschlaggerät der 28-Tonnen-Klasse, den 825 Electro Battery, und den 653E, ein 50-Tonnen-Raupenteleskopkran. Der 653E ist der erste batteriegestützte Raupentelekran von Sennebogen. Er ist so ausgestattet, dass damit gesichert eine komplette Schicht gearbeitet werden kann, also volle sechs bis acht Stunden. Mit dem 653E arbeiten Sie auf jeder Baustelle zeitlich unbegrenzt voll elektrisch. Denn der mit einem 210-Kilowattstunden-Batteriepack ausgestattete Kran kann sowohl im reinen Akkumodus als auch während des Aufladens am Stromnetz betrieben werden.

Ich hoffe natürlich, dass auf der bauma auch auf das Thema Wasserstoff gesetzt wird und dass von anderen Herstellern das Eine oder Andere auch gezeigt wird. Es gibt ja einige Hersteller, die jetzt schon mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren werben oder zumindest Prototypen haben. Ob das dann ja schon so ist, dass man die Dinge richtig fahren kann, ist eine andere Frage. Für mich ist das eigentlich die Zukunft, weil das ein Medium ist, das man mit dem Grundstoff Wasserstoff auch in verschiedene Zustände versetzen kann – etwa beim Transport und der Lagerung. Dann interessiert uns das Thema Digitalisierung in unserem Bereich auch, das heißt also Tracking Module, Telematik Systeme, und so weiter.

ABZ: Was werden die Neuheiten von Sennebogen zur bauma sein?

Sennebogen: Einerseits die oben genannten Modelle, der 885G ist eine komplett neue Umschlagmaschine für den Hafen mit einem Einsatzgewicht von mehr als 320 Tonnen und einer Reichweite von bis zu 38 Metern. Eine Maschine, die auf der bauma nicht zu übersehen sein wird. In der Leistungsklasse der 100-Tonner zeigen wir gleich zwei Modelle, den Seilbagger 6100 E mit Schlitzwandgreifer und den kürzlich in den Markt eingeführten 100-Tonnen-Raupentelekran 6103 E. Das Modell 6103 E bedient eine beliebte Leistungsklasse und hat mit angebauter Spitze eine Auslegerlänge von bis zu 62 Metern. Der Heavy Duty-Seilbagger 6100 E wurde speziell für anspruchsvolle Einsätze mit dynamischen Belastungen konzipiert und eignet sich daher besonders für den Spezialtiefbau.

Und mit dem 200-Tonnen-Raupenkran 5500 zeigen wir einen Vertreter der neuesten Maschinengeneration der G-Serie im Bereich der Raupenkrane. Die Motoren-, Antriebs- und Abgassysteme der G-Serien entsprechen dem neuesten Stand der Technik. Im Vergleich zur E-Serie konnten die Traglasten je nach Auslegerkonfiguration um Werte zwischen 15 und 50 Prozent erhöht werden.

Eine ebenso hocheffiziente Maschine ist der 735 GED, eine Maschine für den Holzeinschlag und für Sägewerke. Eine Pick-and-Carry-Maschine, die mit einem elektrischen Fahrantrieb ausgestattet ist. Wir konnten dadurch den Dieselmotor um eine Nummer kleiner wählen und den Fahrbetrieb von hydraulisch auf elektrisch umstellen. Das ist eine Entwicklung, die wir mit Bosch Rexroth gemeinsam über einige Jahre vorangetrieben haben. Und das hat sage und schreibe eine Energiereduzierung oder eine Dieselverbrauchsreduzierung von 33 Prozent gebracht. Hinzu kommt die Dynamik des elektrischen Antriebs. Das geht jetzt wesentlich eleganter, stufenlose, weicher und leiser als mit hydraulischem Antrieb. Also das sind schon einige Highlights.

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