Arbeitsschutz im Winter
Mitarbeiter in der kalten Jahreszeit schützen
von: Donato MuroDoch wie kommen Industriebetriebe tatsächlich unfallfrei durch den Winter? Selbst bei Minusgraden müssen Arbeitsstätten ausreichend sicher sein. Dennoch sehe ich Jahr für Jahr aufs Neue, wie sich in der kalten Jahreszeit die Sicherheitslücke in Unternehmen vergrößert. Besonders betroffen sind kleine Firmen, die sich der Gefahrenquellen oft nicht bewusst sind.
Die Reise zur Arbeit kann bereits ein Unfallrisiko darstellen, wenn Glatteis, verschneite Straßen und Nebel im Spiel sind. Zwar fallen Wegeunfälle nicht in die Sorgfaltspflicht des Arbeitgebers – dennoch können sie zu längeren Ausfallzeiten führen. Um das zu vermeiden, sollten Mitarbeiter ermutigt werden, ihre Fahrzeuge mit Winterreifen auszurüsten, das Wischwasser der Scheibenwischer mit Frostschutzmittel zu versetzen und die Beleuchtung überprüfen zu lassen. Das gilt nicht nur für Privatfahrzeuge, sondern auch für Firmenfahrzeuge. Die Sicherheit auf dem Betriebsgelände liegt in der Verantwortung des Unternehmens. Wege sollten täglich auf Glätte geprüft, von Schnee und Laub befreit und gegebenenfalls gestreut werden. Außerdem sollten Schlaglöcher vor dem Einsetzen des Winterwetters repariert werden, um Unfälle zu vermeiden.
Eine weitere wichtige Komponente der Arbeitssicherheit im Winter ist eine angemessene Beleuchtung. Denn in den dunklen Wintermonaten sind Gefahrenquellen im Außenbereich schwerer erkennbar. Daher sind Lampen mit einer Stärke von mindestens 20 Lux dringend erforderlich. Das gilt insbesondere entlang von viel genutzten Wegen sowie Sicherheits- und Rettungswegen. Die sichtbare Kennzeichnung von Gefahrenquellen auf dem Gelände ist ebenso wichtig. Ferner sollten Mitarbeiter High-Visibility-Jacken mit Reflektorstreifen tragen, um bei schlechten Lichtverhältnissen besser sichtbar zu sein.
Bei Minusgraden ist Vorsicht im Umgang mit freiliegenden Metalloberflächen geboten. Berühren Mitarbeiter diese Oberflächen mit bloßen Händen, können sie festfrieren, was zu Wunden führen kann. Arbeitshandschuhe, die warm, griffsicher und flexibel sind, sind im Winter daher unverzichtbar. Ebenso sollten Mitarbeiter Sicherheitsschuhe mit Profilsohlen und Fütterung tragen, um festen Halt auf dem Boden zu gewährleisten.
Die Auswirkungen von Kälte auf den menschlichen Körper sind ein oft unterschätztes Unfallrisiko. Die Kälte zwingt den Körper, mehr Energie zu verbrauchen, um seine Temperatur zu halten, was zu Müdigkeit und Erschöpfung führt. Müde und unkonzentrierte Mitarbeiter sind anfälliger für Fehler. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Pausen- und Aufenthaltsräume auf mindestens 21 Grad Celsius beheizt sein müssen, um die Mitarbeiter vor Auskühlung zu schützen. Zudem sollten Mitarbeiter während der Arbeit mehrere Schichten Kleidung tragen, um sich warm zu halten. Dünne Mützen zum Beispiel passen problemlos auch unter Helme – und schützen die Ohren dennoch vor Zugluft und Feuchtigkeit.
Am besten setzen Industriebetriebe die genannten Maßnahmen unter der Aufsicht eines Experten um, der die Mitarbeiter dazu anhält, Verhaltensregeln einzuhalten – und so dazu beiträgt, zusätzliche Risiken im Winter zu minimieren. Darüber hinaus müssen Beschäftigte vor gegenseitiger Ansteckung geschützt werden. Wenn ein Mitarbeiter krank zur Arbeit kommt, sollte er nach Hause geschickt werden, um die Ausbreitung von Krankheiten im Team zu verhindern. Schließlich ist es besser, einen Mitarbeiter für einige Tage zu missen, als das gesamte Team anzustecken.
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Der Autor ist Inhaber mehrerer Firmen, zu deren Kunden vor allem Konzerne in der Industrie gehören. Darunter beispielsweise das Netzwerk sicherheitsingenieur.nrw.
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