Bauaussichten 2024

Baustoffindustrie rechnet 2024 mit Fortsetzung der Baukrise

Von Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (bbs)
Bauaussichten
Foto: Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden

Die Baustoff-Steine-Erden-Industrie blickt mit großer Unsicherheit auf das Jahr 2024. Die Zinswende, hohe Baukosten, verschlechterte Wohnungsbau-Förderbedingungen und die enorme Unsicherheit für alle am Bau Beteiligten haben bereits 2022 einen Abschwung in der Bauwirtschaft eingeleitet. Dieser hat sich 2023 massiv verschärft und ganz besonders den Wohnungsbau betroffen. Entsprechend stark sind die Auswirkungen auf die Baustoff-Steine-Erden-Industrie als zentrale Zulieferbranche: Hier war die Produktion 2023 mit real rund –15 bis –20 Prozent stark rückläufig. Dabei sind die Sektoren besonders betroffen, die schwerpunktmäßig in den Wohnungsbau liefern – etwa die Ziegel-, Kalksandstein- und Porenbetonindustrie.

Auch wenn der Höhepunkt bei der Zinsentwicklung inzwischen wahrscheinlich erreicht ist und perspektivisch erste Lockerungen der Zinsschraube möglich erscheinen, dürften die Rahmenbedingungen schwierig bleiben. Nennenswerte neue Impulse im Wohnungsbau sind daher nicht zu erwarten. Der bbs rechnet deshalb für 2024 mit einem weiteren Krisenjahr für den Bau: Im Wohnungsbau wird die Bautätigkeit angesichts der Entwicklung der Baugenehmigungen und der fehlenden positiven Perspektiven weiter zurückgehen. Nachfragerückgänge sind auch im sonstigen Hochbau wahrscheinlich, während der Tiefbau leicht zulegen dürfte. Damit sind zunehmend auch Kapazitätsanpassungen im Bausektor zu erwarten.

Zusätzliche Unsicherheit ergibt sich in Hinblick auf die langfristig verlässliche Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds (KTF). Dieser ist zum einen marktseitig von großer Bedeutung: So werden aus dem KTF die Förderprogramme zur energetischen Gebäudesanierung und für den energieeffizienten Neubau finanziert. Eine Rückführung der Förderung aufgrund der aktuellen Finanzierungskrise würde die Investitionsbereitschaft weiter verringern und die Klimaziele im Gebäudebereich unerreichbar machen.

Auch der Infrastrukturbau ist vom KTF betroffen, da die bis 2027 geplante Generalsanierung des deutschen Schienennetzes teilweise durch Fondsmittel finanziert werden soll. Zum anderen ist der Fonds auch auf der Produktionsseite das entscheidende Instrument, um auf kürzere Sicht – etwa durch Finanzierung der früheren EEG-Umlage – zu bezahlbaren Energiepreisen beizutragen und auf längere Sicht die richtigen Instrumente für die Transformation der Industrie bereitzustellen. Somit sind gerade die energie- und CO2-intensiven Sektoren der Baustoff-Steine-Erden-Industrie im Hinblick auf ihre Investitionsentscheidungen darauf angewiesen, dass die im KTF enthaltenen Projekte, etwa zu den Klimaschutzverträgen, verlässlich umgesetzt werden können.

In dieser Situation bleibt die Stabilisierung des Baus als gesamtwirtschaftliche Schlüsselbranche beispielsweise durch wirksame Impulse für den bezahlbaren Wohnungsbau notwendig. Dazu gehören die vollständige schnelle Umsetzung und Verstetigung des beim Wohnungsbaugipfel im September beschlossenen Maßnahmenpaketes. Für die verlässliche Umsetzung der Transformation im Immobilienbereich, bei der Infrastruktur und der industriellen Produktion müssen darüber hinaus langfristig belastbare Finanzierungswege gefunden werden. Klar ist dabei, dass der Verzicht auf Projekte ebenso keine Option sein kann wie die weitere Belastung der Wirtschaft mit Steuererhöhungen.

Darüber hinaus wird auch in 2024 der Alltag der Unternehmen durch die Bewältigung der weiter zunehmenden Bürokratie gekennzeichnet sein. Erhebliche Berichtspflichten in den Bereichen Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz drohen vor allem den industriellen Mittelstand zu überfordern. Deshalb braucht es weiterhin dringend das 2022 von der Bundesregierung angekündigte – aber noch nicht umgesetzte – Belastungsmoratorium.

Die Bundesregierung hat weiterhin die Möglichkeit, die aktuellen Krisen als Chance zu begreifen und die notwendigen Investitionen für Industrie, Gebäudesektor und Infrastruktur dauerhaft im Kernhaushalt abzusichern. Deutschland könnte so erstens Klimaziele und Wirtschaftswachstum in Einklang bringen und zweitens die zunehmenden sozialen Implikationen einer mangelhaften Versorgung an bezahlbarem Wohnraum entgegenwirken. Die Baustoffindustrie steht bereit, auch in 2024 ihren Beitrag zur Erneuerung und Transformation des Landes zu leisten.

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