Bauaussichten 2024

Die Entscheidungen der Politik sind maßgebend

Von Frank Zander, Geschäftsführer der JCB Deutschland GmbH
Bauaussichten
Foto: JCB

Das vergangene Jahr war von Unsicherheiten geprägt. Nach den großen Infrastruktur-Investitionen und insbesondere Wohnungsbauprojekten und Investitionen im privaten Umfeld zum Beispiel im Garten – und Landschaftsbau in 2021/2022 und der damit verbundenen historisch hohen Nachfrage nach Baumaschinen, die lediglich durch die begrenzten Verfügbarkeiten gebremst wurde, stand 2023 in einem starken Kontrast.

Der Markt wurde deutlich unsicherer und die Investitionen vorsichtiger. Das kündigte sich bereits Ende 2022 an: Laut einer Umfrage des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe sahen sich bereits Ende 2022 viele Bauunternehmer unter den gegebenen Rahmenbedingungen veranlasst, ihre Investitionsengagements für 2023 zu verschieben. Hohe Finanzierungskosten durch gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und stornierte Projekte belasteten den Wohnungsbau, aber auch andere Geschäftsfelder in diesem Jahr massiv.

Heute müssen wir konstatieren, dass wir leider keine Trendwende sehen, im Gegenteil. Trotz des beschlossenen "Bau-Turbo-Paktes", wodurch Genehmigungsprozesse beschleunigt werden sollten, ist die Situation in unserem Umfeld eher schlechter geworden. Die Anzahl der Baugenehmigungen geht dramatisch zurück und Projektentwickler melden der Reihe nach Insolvenz an oder investieren einfach nicht. Diese Entwicklung ist Gift für unser Geschäft und gefährdet die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Geschäftspartner. Wir brauchen Kontinuität und Vertrauen!

Die Politik muss endlich handeln und wirtschaftliche Anreize liefern, statt Unternehmen ständig weiter zu belasten. Das gilt nicht nur für die Bauwirtschaft, sondern für die gesamte Wirtschaft in Deutschland. Die USA ist mit den Mitteln des "Inflation Reduction Act" viel stärker auf Forderungen der Wirtschaft eingegangen und hat damit eine enorme Investitionsbereitschaft der Industrie ausgelöst.

In Deutschland geht die Investitionsbereitschaft von Unternehmen weiter zurück, auch die Ansiedlung von Firmen aus dem Ausland ist rückläufig. Offensichtlich sind die Alarmmeldungen der Industrie noch nicht bei den politischen Entscheidern angekommen. Normalerweise sollte man in Berlin einmal "durchlüften" und wachrütteln. Es ist ja zeitweise unerträglich, wenn man die täglichen Nachrichten aus der Politik in den Medien verfolgt.

In den vergangenen Jahren haben unerwartete Ereignisse den Markt mehrfach in einem solchen Maß durchgerüttelt, dass man sich vor diesem Hintergrund heute schwer dabei tut, überhaupt Aussagen darüber zu tätigen, was uns im kommenden Jahr erwartet. Nach einer Pandemie, zwei neuen Kriegsgeschehen, einem globalen Logistik-Chaos und dem politischen Dilemma erscheint nichts mehr in Stein gemeißelt.

Die Bauindustrie könnte aber durchaus vor einem vielversprechenden Jahr 2024 stehen, das durch eine Vielzahl von Entwicklungen und Trends geprägt sein wird. Der Glasfaserausbau, nachhaltige Bauprojekte, die Nutzung erneuerbarer Energien und die weitere Digitalisierung könnten große Chancen sein. Ein weiterer maßgeblicher Einflussfaktor ist die verstärkte Nutzung von Technologien im Bauwesen. Innovative Bautechnologien, darunter BIM, Steuersysteme beziehungsweise Assistenzsysteme für Maschinen sowie fortschrittliche Baumaterialien werden eine entscheidende Rolle spielen. Diese Technologien können nicht nur die Effizienz der Bauprojekte steigern, sondern auch die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der Bauwerke verbessern.

Gleichzeitig sich die Frage, wer bereit ist, zu investieren, wenn dies nicht aktiv gefördert wird. Für uns als Maschinenhersteller ist es daher jetzt umso wichtiger, dem Kunden Maschinen beziehungsweise Lösungen anzubieten, mit denen er aktiv Energiekosten einspart. Wir erwarten, dass die Total Cost of Ownership bei Kaufentscheidungen massiv an Bedeutung gewinnen werden.

Ebenso ist davon auszugehen, dass individuelle, "customized" Kundenmaschinen immer wichtiger werden, um den Ansprüchen gerecht zu werden und um möglichst effizient zu arbeiten. Bei JCB kommt uns dabei unsere hohe Fertigungstiefe zugute – angefangen von der Motoren-Entwicklung über das Kabinen-Design bis hin zur – Fertigung. Unsere alternativen Antriebssysteme wie Elektro oder Wasserstoff bieten dem Kunden einen entscheidenden Mehrwert. Die Reduktion von CO2Emissionen bleibt eine wesentliche Forderung der Unternehmen und hier sehen wir uns sehr gut mit unseren Entwicklungen aufgestellt.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Verfügbarkeit von Personal. Hier gilt es als Branche attraktiv zu bleiben und insbesondere potenziellen Auszubildenden Perspektiven aufzuzeigen, gut zu führen und ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Auch bei JCB gehen wir diese Themen aktiv an: In unserem eigenen Trainings Center in Frechen qualifizieren wir junge und berufserfahrene Menschen aus der Branche hinsichtlich technischen Know-how aber auch in Bezug auf Soft-Skills in modernsten Räumlichkeiten und mit neuesten Methoden. Mit unserer in 2023 gelaunchten Personalmarketing-Kampagne "Karriere mit Power" zeigen wir auf, wie attraktiv die Berufe in der Branche sind und unterstützen zudem aktiv unser Händlernetz bei der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften.

In Zeiten, in denen Fachkräfte heiß begehrt sind und viele Jobangebote erhalten, ist das Arbeitsumfeld umso entscheidender. Bei JCB stand der Maschinenbediener schon immer im Fokus: Mit besonders großen, geräuschdämmenden und komfortablen Kabinen mit vielen Extras und hervorragender Rundumsicht sowie einer präzisen Steuerung bieten die Maschinen von JCB einen ergonomischen, sicheren und komfortablen Arbeitsplatz. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bauindustrie im kommenden Jahr von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden wird, darunter die anhaltende Urbanisierung, fortschreitende Technologien und die verstärkte Nachfrage nach nachhaltigen Bauprojekten.

Den entscheidenden Faktor werden jedoch die Beschlüsse der deutschen Politik und die weitere Entwicklung der politischen Lage auf der Welt bilden. Nach den Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wird eine fehlende Sicherheit direkte und drastische Auswirkungen auf die Branche nehmen. Wir werden in Deutschland voraussichtlich ein Jahr der Konsolidierung sehen, weiteres Wachstum sehe ich, trotz großer Chancen in unserem Umfeld für 2024 nicht.

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