Erneut weniger Baugenehmigungen in Deutschland

Baukrise verschärft sich weiter

Berlin (ABZ). – „Seit sage und schreibe 27 Monaten melden die Behörden negative Zahlen. Auch im Juli sind es, wie bereits in den drei Vormonaten, weniger als 17 000 genehmigte Wohneinheiten. Wir hängen in der Talsohle fest“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die jüngst vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Zahlen für die Baugenehmigungen von Wohnungen im Juli 2024.

Wie Destatis mitteilt, wurden 19,2 Prozent oder 4000 Baugenehmigungen weniger als im Juli 2023 erteilt. Im Vergleich zum Juli 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen um 44,6 Prozent oder 13 700 Wohnungen. Im Zeitraum von Januar bis Juli 2024 wurden 123 600 Wohnungen genehmigt. Das waren 20,8 Prozent oder 32 500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. In diesen Ergebnissen sind laut dem Institut sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

„Nach nunmehr 27 Monaten eines ununterbrochenen Rückgangs – davon die letzten 22 Monate mit zweistelligen Abnahmen – haben wir mittlerweile wieder das Genehmigungsniveau vom Februar 2012 erreicht“, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Schlimmer sei noch, dass keine Trendwende in Sicht sei. „Die Wohnungsnot wird den kommenden Bundestagswahlkampf überschatten“, schloß der HDB-Hauptgeschäftsführer.

„Wir sind an einem Punkt, an dem die neuen Baugenehmigungen von einem Versprechen zur Bedrohung geworden sind. Ohne Baugenehmigungen kein Wohnungsbau, und ohne Wohnungsbau wird das Minus am Markt immer größer. Besserung ist nicht in Sicht“, mahnt Pakleppa. Dabei brauche Deutschland Hunderttausende Wohnungen. Es gebe viele Bauwillige und Investoren, die bauen wollten, es aber wegen der zu hohen Bauzinsen und der strengen energetischen Anforderungen nicht schaffen würden.

Die Bundesregierung müsse sich eingestehen, dass es jetzt mehr brauche als den politischen Willen und die Hoffnung auf eine Trendwende. Auf Bundesebene braucht es verlässliche Neubauförderungen, auch für den EH 55-Standard, in Kombination mit einem Zinssatz von 1 Prozent.

Pakleppa weiter: „Auch die Bundesländer sind nicht Plan-B-los.“ Ihre Landesbauordnungen seien der größte Hebel, mit dem schneller und günstiger in Deutschland gebaut werden könne. Die im Juli novellierte Bauordnung in Niedersachsen sei ein echter Lichtblick gewesen.

„Die gesamte Baubranche hofft, dass andere Bundesländer sich ein Beispiel daran nehmen“, schloß der ZDB-Hauptgeschäftsführer.

Müller erkennt an, dass die Politik – vor allem auf Bundesebene – mittlerweile reagiert habe, etwa mit Förder-Programmen, höheren Abschreibungsmöglichkeiten und dem temporären Aussetzen des E40-Standards. Damit sei allerdings bislang nur der Absturz gebremst worden.

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