Bundesvereinigung Bauwirtschaft moniert Belastungen durch historisches Preisniveau

Politik zum Handeln aufgefordert

Berlin (mh). – "Zurzeit haben wir einen giftigen Mix" aus hoher Inflation, steigenden Zinsen, Preisen und Energiekosten – fasst Felix Pakleppa, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Bauwirtschaft die momentane Situation für die Branche zusammen.
Bauwirtschaft
Einfamilienhäuser im Bau. Die rund 370.000 Mitgliedsbetriebe der Bauwirtschaft rechnen mit einer Umsatzentwicklung von minus 2 Prozent. Foto: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Und auch laut Marcus Nachbauer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, fällt die Halbjahresbilanz für 2022 durchwachsen aus, teilt er im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Die rund 370.000 Mitgliedsbetriebe rechnen ihm zufolge mit einer realen Umsatzentwicklung von bis zu minus zwei Prozent. Eine zentrale Forderung an die Politik lautet daher: einheitliche und verlässliche Rahmen- und Förderbedingungen zu schaffen. Insgesamt bleiben Bautätigkeit und Umsatz noch auf einem hohen Niveau, teilt die Vereinigung mit, stützend wirke sich die Nachfrage im Sanierungsbereich aus, der Neubau verliere hingegen an Fahrt.

Der Rückgang der Auftragseingänge sowie der Abbau der Auftragsbestände würden zudem auf eine rückläufige Neubautätigkeit in 2023 hinweisen. Die gegenwärtige Entwicklung der Förderbedingungen – Reduzierung der Summen bei gleichzeitiger Ausweitung der Anforderungen – sowie die hohe Inflationsrate ließen vermuten, dass der Sanierungsbereich die Umsatzverluste im Neubau nicht vollständig ausgleichen könne. "Aus heutiger Sicht rechnen wir mit Blick auf die Frühindikatoren in 2023 nicht mit einem real höheren Umsatzniveau als in 2022", macht Nachbauer deutlich.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer sieht er dennoch: "Sollten sich die Prozesse zur Beschaffung von Material sowie die Preisentwicklung ein stückweit stabilisieren und die Inflationsrate deutlich nachgeben, ist Aufwärtspotenzial gegeben. Denn die Investitionsbedarfe im Wohnungsbau und der Infrastruktur bleiben hoch, die angestrebte Klima- und Energiewende hat großes Potenzial für den Sanierungsbereich. Bauaufgaben gibt es zuhauf."

Der Vorsitzende wies vor allem darauf hin, dass die Baustoffbeschaffung wie auch die Preisentwicklung nach wie vor die Bau- und Ausbauunternehmen vor große Probleme stelle: "Just in time – wie wir es in der Vor-Corona-Zeit kannten – findet nicht mehr statt." Hinzu komme das historisch hohe Preisniveau der Baumaterialien.

Die Preisentwicklung schlage sich in der rückläufigen Baunachfrage nieder. Von privaten Hausbauern über die Wirtschaft bis zu den Kommunen: "Die Investitionsbudgets der Auftraggeber für Maßnahmen im Wohnungsbau, im Gewerbebau und der Infrastruktur reichen schlicht nicht mehr aus", so Nachbauer. Er fordert daher dringend ein Moratorium zur Einfrierung beziehungsweise Absenkung der hohen Energie- und Gaspreise. "Nur so kann die galoppierende Preisentwicklung bei Baustoffen und nachfolgend bei den Preisen für Bauleistungen aufgehalten werden." Dies sei eine existenzielle Frage, um die wettbewerbsfähige Produktion von Baustoffen in Deutschland abzusichern.

Zwei Forderungen der Bundesvereinigung richten sich an die Politik: Zum einen müsse das von der Bundesregierung verursachte Förderchaos behoben werden. Zum anderen sei es notwendig, das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz zu verbessern: "Hier fordern wir dringliche Nachbesserungen und Änderungen", betont Nachbauer. Ein weiterer Appell richtet sich an die öffentliche Hand, als Auftraggeber mehr Bauaufträge zu vergeben, um die Baukonjunktur zu stabilisieren – gerade im Bereich der angestrebten Klima- und Energiewende gebe es großes Potenzial.

Abschließend erklärte Nachbauer, dass sich erste Folgen der Preisentwicklungen und unterbrochenen Lieferketten bereits in Form von Insolvenzen zeigen würden: Einige Hersteller hätten angekündigt, ihre Produktion in Deutschland einzustellen. Dennoch, eine Insolvenzwelle werde nicht befürchtet, betont die Bundesvereinigung.

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