Dietmar Mothes GmbH

Erfolgreiche Sanierung in Eigenverwaltung

Unternehmen
Rechtsanwalt Stefan Ettelt, Sanierungsberater und Inhaber der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt. Foto: Kulitzscher & Ettelt

Chemnitz (ABZ). – Seit 2001 gehen die Insolvenzen im Bauhauptgewerbe kontinuierlich zurück. Dennoch bleibt die Insolvenzanfälligkeit in dieser Branche hoch und liegt im Branchenvergleich in Deutschland über dem Durchschnitt. Bauunternehmen kämpfen vor allem mit einer hohen Wettbewerbsintensität und dem damit einhergehenden Preisverfall. Gerät ein Bauunternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage und meldete Insolvenz an, war es in der Vergangenheit nicht einfach, das Unternehmen zu sanieren und zu erhalten. Bei der Dietmar Mothes GmbH Straßen- und Tiefbau gelang die Sanierung – ein gelungenes Beispiel aus der Praxis.

Die Anfänge des Chemnitzer Bauunternehmens reichen fast 30 Jahre zurück: 1988 als Einzelunternehmen gegründet, erfolgte 1990 die Umwandlung in eine GmbH. Seitdem hat die Dietmar Mothes GmbH umfangreiche Bauvorhaben in den Bereichen Straßenbau, Rohrleitungsbau, Kanal- und Erdbau, Deponiebau sowie im Außenanlagen- und Sportplatzbau umgesetzt. Ein wesentlicher Teil der Aufträge wird über Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber akquiriert. Auch über die Landesgrenzen von Sachsen hinaus erarbeitete sich das Bauunternehmen eine hohe Anerkennung für die gute Qualität bei der Abwicklung der Projekte.

In den Nachwendejahren wuchs das Unternehmen rasant. Operative Mängel, z. B. bei der Angebotskalkulation oder der Überwachung von Fristen, wurden durch ein hohes Volumen gut bezahlter Aufträge kompensiert. Im Laufe der Jahre verschärfte sich jedoch der Wettbewerb, die Gewinnmargen sanken. Im Tiefbausektor, dem damaligen Kernbereich des Unternehmens, gingen zudem die Aufträge zurück. Hinzu kam eine branchenbedingte, stark schwankende Leistungs- und Auslastungskurve, dies z. B. bei entsprechenden Wetterverhältnissen in den Wintermonaten. Die schwache Auslastung in diesen Phasen führte zu Verlusten und Liquiditätsabbau, was in Zeiten hoher Auslastung wieder ausgeglichen werden musste. Sanierungsansätze unter Mitwirkung der beteiligten Hausbanken führten nicht dauerhaft zum Erfolg. Zins und Tilgung der aufgenommenen Kredite belasteten die Ertrags- und Liquiditätslage des Unternehmens. Fehlleistungen bei einem größeren Bauvorhaben sowie eine ausbleibende Zahlung bei gleichzeitig schwachen Margen verschärften die finanzielle Situation weiter.

Die erforderliche Liquiditätsreserve für die anstehenden umsatzschwachen Monate konnte das Unternehmen im Herbst 2015 dann nicht mehr vorweisen. Aufgrund des drohenden Eintritts der Zahlungsunfähigkeit stellte die Geschäftsführung im Oktober 2015 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Das Amtsgericht Chemnitz bestätigte die beantragte Eigenverwaltung und bestellte einen vorläufigen Sachwalter.

Auch der beantragte vorläufige Gläubigerausschuss wurde eingesetzt. Mit dessen Bestätigung wurde das Verfahren dann im Dezember 2015 in Eigenverwaltung eröffnet. Das Bauunternehmen Dietmar Mothes strebte eine umfassende Restrukturierung an, um den Betrieb nachhaltig zu sanieren. Hierfür fanden die Geschäftsführer Dietmar Mothes und sein Sohn Dierk Mothes Unterstützung durch den erfahrenen Sanierungsberater Stefan Ettelt aus der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt, um die richtige Strategie zu erarbeiten, die passende Verfahrensart auszuwählen und die Antragstellung vorzubereiten. Auch während des gesamten Verfahrens begleitete Stefan Ettelt die Unternehmer; mit seinem Team verantwortete er maßgeblich die Sanierung. Wie bereits ausgeführt, hatte sich die Dietmar Mothes GmbH für die Beantragung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung entschieden. Bei dieser Form führt das Management weiterhin die Geschäfte und bleibt Ansprechpartner für Banken, Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter.

Der im hiesigen Verfahren eingesetzte, vorläufige Sachwalter Dr. Dirk Herzig von Schultze & Braun hatte eine prüfende, überwachende Funktion. Dabei unterstützte er auch aktiv bei Verhandlungen mit Lieferanten und Dienstleistern, mit denen individuelle Vorschläge zur weiteren Belieferung und Zusammenarbeit vereinbart wurden. Gemeinsam gelang es, den Geschäftsbetrieb im Verfahren vollumfänglich weiterzuführen – was gerade in der Baubranche nicht einfach ist.

Durch eine offene und abgestimmte Kommunikation konnten im Insolvenzverfahren nicht nur sämtliche beauftragte Bauvorhaben uneingeschränkt weiter bearbeitet werden, das Unternehmen generierte zudem neue Aufträge aus dem privaten und öffentlichen Bereich. Dabei kamen den beiden Geschäftsführern das Fachwissen und die Erfahrung des Sanierungsteams um Rechtsanwalt Stefan Ettelt zu Gute – denn verfahrensbedingt war die Teilnahme an Ausschreibungen nicht einfach, mussten doch immer wieder aufwändige Aufklärungsgespräche geführt und Unterlagen zum Nachweis der Leistungsfähigkeit erbracht werden.

Auch die rund 80 Mitarbeiter wurden aktiv und fortlaufend in Mitarbeiterversammlungen informiert, beginnend mit der Antragstellung, über den aktuellen Stand des Verfahrens bis hin zu Einzelheiten der Insolvenzgeldvorfinanzierung. Sie standen loyal hinter dem Unternehmen und unterstützten den Weg der Sanierung mit hohem Engagement. Das Insolvenzausfallgeld der Agentur für Arbeit sicherte für drei Monate die Löhne der Arbeitnehmer, was die Liquidität im Verfahren stärkte. Alle Beteiligten waren sich einig, dass schnellstmöglich ein Verfahrensabschluss erreicht werden musste, auch um die Arbeitsplätze in der Region zu erhalten.

Die Sanierung des Bauunternehmens Dietmar Mothes GmbH erfolgte mittels Insolvenzplan. Dieser enthielt umfassende Restrukturierungsmaßnahmen zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und wurde vom Sanierungsberater Stefan Ettelt und seinem Team erstellt. Der Plan sieht unter anderem die Beteiligung eines branchenkundigen Investors vor, sowie die Zuführung frischer finanzieller Mittel aus Gesellschafterkreisen. Darüber hinaus gibt es betriebs- und leistungswirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen – dazu gehören die Verbesserung der Kostenstruktur und der Controllinginstrumente. Letztlich soll eine Konzentration auf margenstarke Projekte erfolgen, z. B. im Rohrleitungs- sowie im Spezialtiefbau.

Der Insolvenzplan wurde etwa ein Jahr nach Insolvenzantragstellung Ende Oktober 2016 einstimmig von den Gläubigern bestätigt. Es gelang dem Team somit ein großer Sanierungserfolg, denn der Unternehmenssitz sowie 73 Arbeitsplätze konnten erhalten werden. Die Kanzlei Kulitzscher & Ettelt begleitete den Betrieb auch beim Neustart aus der Insolvenz und organisierte dafür u. a. zusätzliche finanzielle Mittel in Form eines Darlehens.

Die Familie Mothes stellte ihren Betrieb erfolgreich für die Zukunft auf und setzte im Zuge der Neuausrichtung parallel die Unternehmensnachfolge um. Seniorchef Dietmar Mothes schied aus der Geschäftsführung aus und bleibt dem Unternehmen als Berater erhalten. Ein neuer Partner führt nun gemeinsam mit Sohn Dierk Mothes die Geschäfte – auf einem soliden Fundament.

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