Hochwasserschutz

GFK-Rohre als Stauraumsystem

Gemen (ABZ). – Im Zuge des Klimawandels und der damit einhergehenden Starkregenereignisse ist ein vorausschauender Hochwasserschutz in Wohngebieten besonders wichtig. Im Borkener Stadtteil Gemen hat man nach den Erfahrungen von vor ein paar Jahren nun Vorkehrungen getroffen: Zum Einsatz kamen GFK-Rohre von Amiblu, die als Stauraumsystem mit einem Volumen von 300 m³ für Sicherheit sorgen.
Amiblu Rohr- und Leitungsbau
Ein Übergangsbauwerk verbindet die zwei parallel verlaufenden Rohrstränge DN 1200 mit den drei parallel verlaufenden Strängen der Nennweite DN 800. Foto: Amiblu

Überschwemmungen, vollgelaufene Keller, überspülte Straßen und Feuerwehrleute im Dauereinsatz – diese Bilder sind den Menschen im westfälischen Kreis Borken noch leidvoll in Erinnerung. Infolge zweier Starkregen hatten sie im Juni 2016 mit den Auswirkungen eines Hochwassers zu kämpfen, das besonders im Borkener Stadtteil Gemen viele Schäden anrichtete.

Der Borkener Landrat hatte angesichts der Wassermassen Katastrophenalarm ausgerufen. Damit sich dieses Szenario nicht noch einmal wiederholt, ließ die Stadt nun Vorkehrungen treffen. Verschiedene Hochwasserschutzmaßnahmen sind bereits umgesetzt. Die größte davon ist die Schaffung eines Stauraumkanals im Bereich der Straße Feldstiege.

"Hydraulische Berechnungen haben bestätigt, dass der vorhandene Regenwasserkanal für Starkregenereignisse, wie sie neuerdings häufiger auftreten, nicht ausgelegt ist. Wir haben daraufhin nach kostengünstigen Lösungen gesucht, die Stauraum schaffen, ohne dass der noch intakte Kanal ausgetauscht werden muss", beschreibt David Kapell vom ortsansässigen Planungsbüro ISW Ingenieur Sozietät die Ausgangsvoraussetzungen.

Anfangs war dabei ein in Folie eingeschweißtes Rigolensystem in Erwägung gezogen worden. Die Stadt Borken als Auftraggeberin hatte entsprechende Pläne nach einiger Überlegung allerdings wieder verworfen: "Mit Blick auf die Reinigung und Wartung der Anlage waren wir nicht restlos überzeugt", erklärt Uwe Hessing von der Abteilung Entwässerung. Auch die Idee, Stahlbeton einzusetzen, war wegen des Handlings und der sehr geringen Überdeckung vor Ort schnell wieder vom Tisch. Da der Maßnahmenbereich in einem Wohngebiet liegt, sollte der Stauraumkanal einer Verkehrsbelastung von SLW 60 standhalten. Gemeinsam mit dem GFK-Rohrhersteller Amiblu fand die Stadt Borken schließlich die Lösung.

Eingebaut wurden in drei Abschnitten glasfaserverstärkte Kunststoffrohre von Amiblu in den Nennweiten DN 1500, DN 1200 und DN 800. Um das erforderliche Stauraumvolumen zu schaffen und gleichzeitig die Mindestüberdeckung einzuhalten, wurden die Rohre nach Nennweiten gestaffelt und jeweils parallel in Zweier beziehungsweise – mit Blick auf DN 800 – in Dreiersträngen angeordnet. Dabei wurden die Übergänge von DN 1500 auf DN 1200 mit Reduzierstücken und von DN 1200 auf DN 800 mithilfe eines Verbindungsbauwerks realisiert.

Der erste Abschnitt mit den beiden parallel liegenden DN 1500-Rohren ist dabei 51 m lang, der zweite Abschnitt mit den beiden DN 1200-Rohrsträngen 25 m sowie der dritte Bauabschnitt mit den drei parallel verbauten GFK-Rohren der Nennweite DN 800 knapp 49 m lang. "Auf diese Weise konnten wir das Problem mit der geringen Überdeckung lösen und dennoch gleichzeitig eine 300 Kubikmeter umfassende Regenrückhaltung schaffen", fasst Marc Hirschmann von Amiblu die Vorteile zusammen. Uwe Hessing fügt hinzu, warum GFK-Rohre für die Maßnahme am besten geeignet waren: "Da Stahlbetonrohre eine größere Wanddicke aufweisen, wäre die Überdeckung problematisch geworden, selbst bei Rechteckprofilen. Noch dazu wären sie sehr kostenintensiv gewesen. Wir sind froh, dass der Berater von Amiblu uns die GFK-Lösung unterbreitet hat. Auch aus technischer Sicht halte ich sie für die beste Wahl", so Hessing.

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Angesichts der engen Platzverhältnisse auf der Baustelle war es ein großer Vorteil, dass die GFK-Rohre sich mithilfe von Baggern bewegen lassen. Im Vergleich zu Stahlbeton ist bei glasfaserverstärkten Kunststoffrohren kein Kran erforderlich. Foto: Amiblu

Da die Möglichkeit für eine unkomplizierte Reinigung und Wartung des Stauraumkanals für die Stadt Borken von Bedeutung war, entschied man sich für Tangentialeinstiege, die eine Begehung ermöglichen. Ansonsten sollte sich die Anzahl der Kontrollschächte in Grenzen halten. "Wir haben Wert darauf gelegt, dass eine Kamerainspektion und Spülungen gut möglich sind", so Hessing.

Nicht nur in puncto Mindestüberdeckung konnten die GFK-Rohre überzeugen. Auch das einfache Handling auf der Baustelle war ein entscheidender Pluspunkt, der den Tiefbauern der ausführenden Borgers GmbH, Stadtlohn, das Arbeiten erleichterte: Im Bereich der durchgeführten Maßnahme sind die Straßen nur maximal 6,5 m breit. Die Stadt Borken hatte im Vorfeld zur Bedingung gemacht, dass ein Fußgängerweg passierbar bleiben musste – ein Kranstellplatz, wie er bei Stahlbetonprofilen erforderlich gewesen wäre, hätte dies nahezu unmöglich gemacht.

Mit den deutlich leichteren GFK-Rohren war die Baustellenabwicklung dagegen fast ein Kinderspiel. "Die Produkte lassen sich ganz einfach mit dem Bagger bewegen. Das wirkt sich gleichzeitig auch positiv auf die Transport- und Verlegekosten aus", so Hirschmann. Thomas Schulten von der Borgers GmbH kann die Vorteile der GFK-Rohre unterstreichen: "Die Handhabung ist wirklich gut. Die Rohre lassen sich vor Ort schnell und unkompliziert ablängen." Bei der Verlegung der Rohre DN 800 mussten die Tiefbauer die komplette Straßenbreite nutzen. Etliche Zwangspunkte erschwerten die Baustellenabwicklung. Durch die Anbindung des Zu- und Ablaufs an den Bestandskanal gestaltete sich die Bauweise als sehr flach, mit einem Gefälle zwischen 0,5 % und 0,3 %. Auch vorhandene, die Straße querende, Leitungen mussten berücksichtigt werden: "An manchen Stellen, wie beispielsweise an der Schwalbenstraße, mussten die GFK-Rohre unter den Versorgungsleitungen verlegt werden. An anderer Stelle wurde der Stauraumkanal über einer querenden Schmutzwasserleitung verlegt. Da sie aus den 1950er-Jahren stammte, haben wir sie im Zuge der Maßnahme gleich mit erneuern lassen. Sie liegt jetzt nur 10 Zentimeter unter der Sohle der GFK-Rohre. Auch hier war die geringe Wandung der glasfaserverstärkten Kunststoffrohre für unsere Voraussetzungen ideal", so Hessing.

Auch die Bodenbeschaffenheit stellte die Arbeiter vor eine Herausforderung. Schulten: "Der Boden bestand vorwiegend aus Lehm und Schluff und war nicht ausreichend tragfähig. Daher mussten wir ihn komplett austauschen." Trotz der zum Teil schwierigen Voraussetzungen vor Ort konnte der Zeitplan sogar noch unterschritten werden: Vor Ablauf der vereinbarten sechs Monate war die Maßnahme bereits fertiggestellt.

Mittlerweile konnte man einen ersten Erfolgstest machen, wie Hessing erzählt: "Vor Kurzem haben wir uns den Kontrollschacht am tiefsten Punkt einmal genauer angesehen. Ein verbliebener Rand zeigt an, dass der neue Stauraumkanal an dieser Stelle schon mal zu 2/3 voll gewesen sein muss. Das ist der beste Beweis, dass die Maßnahme vernünftig war und wir hiermit einen wichtigen Baustein im Sinne eines zuverlässigen Hochwasserschutzes umgesetzt haben. Für die nächsten Jahre sind wir hydraulisch bestens aufgestellt."

Für die Bewohner des Borkener Stadtteils Gemen dürften dies beruhigende Nachrichten sein. Schließlich sollen sich die Erlebnisse von 2016 möglichst nicht noch einmal wiederholen. Die eingesetzten GFK-Rohre von Amiblu leisten einen entscheidenden Beitrag, damit die Keller der Anwohner auch bei Starkregen trocken bleiben. Und auch mit Blick auf ihre erwartete Lebensdauer von mehr als 150 Jahren sind die glasfaserverstärkten Kunststoffrohre eine nachhaltige, zukunftsweisende Entscheidung.

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