Innovationspreis verliehen

Wasserspeichernder Pflasterstein ausgezeichnet

von: Cornelia Rachow
Essen. – "Wir hatten rund 200 Aussteller und 6812 Fachbesucher", sagt Messechefin Annemieke den Otter vom Messeveranstalter Rotterdam Ahoy. Sie freut sich über die gelungene sechste Auflage der InfraTech.
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Godelmann-Vertriebsmanager Michael Borovnik (l.) und Viktor Haase, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Umweltministerium, sehen sich gemeinsam den wasserspeichernden Pflasterstein an. Foto: InfraTech/Plenamedia.tv

"Mit dem Pflasterstein erhalten befestigte Flächen im öffentlichen Raum und im privaten Umfeld klimapositive Eigenschaften, die bislang undenkbar erschienen", verspricht Geschäftsführer Bernhard Godelmann. Während der Infrastrukturmesse InfraTech 2024 ist das Unternehmen Godelmann aus der Nähe von Nürnberg mit dem InfraTech-Innovationspreis für seinen neuartigen Betonstein ausgezeichnet worden. Der Pflasterstein kann Wasser speichern und in Wärmeperioden wieder abgeben und damit die Umgebungstemperatur in Städten senken. Er hat die Verdunstungsleistung einer Wiese.

Mehr als 6500 Fachbesucher haben sich in der vergangenen Woche an den etwa 200 Ständen auf der InfraTech 2024 in Essen informiert. Dabei zeigten sich die Aussteller zufrieden von der Infrastrukturmesse. "Es ist gut besucht und vor allem besser besucht als 2022. Die Gesprächspartner sind sehr interessiert und es kommt zu einem intensiven Austausch", berichtet beispielsweise Tanja Holst von der Aco GmbH. Das Unternehmen war mit seinem klimaresilienten Regenwassermanagement vor Ort. Auch Markus Böll von Mall Umweltsysteme freute sich über Akzeptanz bei den Besuchern. Die Birco GmbH nutze die InfraTech nicht nur dafür, ihre neuesten Entwässerungsrinnen zu präsentieren, sondern zeigte sich in vollkommen neuem Markenauftritt.

Die Messe stand ganz im Zeichen des Klimawandels beziehungsweise wie sich Kommunen und Unternehmen gut auf die Bewältigung der Folgen des Klimawandels vorbereiten können. Quintessenz: Es gibt genügend technische Lösungen, um die Herausforderungen zu bestehen. Egal, ob es um Hochwasser im Winter, Trockenheit und überhitzte Innenstädte im Sommer geht. Im Vordergrund standen der Wissensaustausch und die Präsentation von innovativen Produkten und Prozessen. Unter dem Leitmotiv "Engineering the Future" befanden sich Nachhaltigkeit und Innovation in der Infrastruktur im Mittelpunkt der 6. Ausgabe der Messe.

Aco stellte beispielsweise Gully-Systeme vor, die unterirdisch mit Baumscheiben verbunden sind und das Erdreich mit gereinigtem Oberflächenwasser versorgen. Dabei kommen Zwischenspeicher zum Einsatz, um die Bäume auch im Sommer zu versorgen, ohne dass die Städte mit Tankwagen vorfahren müssen. Gleichzeitig wird auch durch diese Technik das Kanalnetz entlastet. Damit die Bäume künftig bei einem Regen mit genügend Wasser versorgt werden, hat die Funke Gruppe einen Gully entwickelt, der über eine einfache Klappe das Regenwasser abscheidet und über eine unterirdische Leitung zum Wurzelwerk der Bäume leitet.

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Mit Blumen und Schecks: die Nominierten und der Gewinner des InfraTech-Innovationspreises 2024. Foto: InfraTech/Plenamedia.tv

Am Stand der Firma Possehl aus Sprendlingen in Rheinhessen hatte Rainer Conrad eine Menge Fragen zu beantworten. Denn Vertreter von Kommunen und Ingenieurbüros standen Schlange, zu auffällig waren die bunten Oberflächen, die den Stand leuchten ließen. Knallrot, knallblau strahlte es, und Glaspartikel in den griffigen Oberflächen schimmerten, damit Radfahrer nachts ihren Radweg besser sehen. Das Besondere an den Oberflächen: Im Gegensatz zu der oft als rote Radwegfarbe benutzter Kaltplastik für Radwege und Fahrradstraßen ist das verwendete und eingefärbte Epoxidharz elastisch und reißt nicht bei mechanischen Belastungen.

"Trotz der Bauerndemonstrationen und des Bahnstreiks sind Kommunalvertreter, Bauunternehmer, Ingenieure, Stadt- und Landschaftsplaner nach Essen gekommen, um sich über Brancheninnovationen zu informieren", freut sich Messechefin Annemieke den Otter vom Messeveranstalter Rotterdam Ahoy. So hatte Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, die Messe eröffnet. Er sagte: "Wir sind froh, dass wir diese Innovationsmesse in NRW haben." Er sprach über die Infrastruktur, die "in die Jahre" gekommen sei und betonte die Notwendigkeit an dieser Stelle nicht nur als Land, sondern auch als Kommune zu investieren. Beeindruckt zeigte er sich von den neuen technischen Lösungen, die es gibt, um beispielsweise die Folgen von Starkregen und Hitze besser bewältigen zu können oder Straßen und Brücken zu sanieren.

Neben Umweltminister Krischer ist auch der Umweltstaatssekretär aus Nordrhein-Westfalen, Viktor Haase, vor Ort gewesen. Er war es dann auch, der den Innovationspreis 2024 an Godelmann übergeben konnte. Dabei ist der neue Betonstein nicht die einzige Innovation auf der Messe gewesen. Godelmann hatte sich in der Endrunde mit dem Pflasterstein, der aus drei Schichten besteht, durchgesetzt. Die oberste Schicht, über die Passanten laufen, reflektiert die Wärmestrahlung und kann zugleich Oberflächenwasser filtern und sie in eine darunter liegende Speicherschicht leiten. Aufgrund seiner offenporigen Gestaltung kann der Stein wie ein Schwamm große Mengen Regenwasser aufnehmen und wieder abgeben. Die feinporige dritte Schicht mit Kapillaren ist weniger durchlässig und hält das Wasser im Stein, so dass mehr Feuchtigkeit an die Luft abgegeben werden kann. Zudem ermöglichen die Kapillare, dass der Stein Feuchtigkeit auch aus dem Erdreich aufnehmen und verdunsten kann. Nach Angaben des Unternehmens kann der Stein 52 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags speichern und wieder abgeben.

Drei Wettbewerbsbeiträge hatte die Jury für den InfraTech Innovationspreis 2024 nominiert:

"BeWa Ablauf - Passive und tausalzfreie Bewässerung von Stadtbäumen" der Funke Kunststoffe GmbH. Den "Klimastein – Dreischichtiger Belag für klimapositive Flächen in Städten" der Godelmann GmbH & Co. KG und "CPC-Technologie – Materialschonende und nachhaltige Betonbauweise" der Holcim Deutschland GmbH. Alle Wettbewerbsbeiträge zum InfraTech Innovationspreis wurden während der drei Messetage in der Innovationsgalerie präsentiert und auch auf der InfraTech-Website vorgestellt.

Der InfraTech-Innovationspreis wurde 2024 bereits zu fünften Mal vergeben. 2016 wurde er von Rotterdam Ahoy, dem Veranstalter der InfraTech, ins Leben gerufen. Seit 2018 lobt ihn das IKT-Institut für unterirdische Infrastruktur aus und bietet der Infrastrukturbrache damit laut eigener Aussage ein Forum für kreative und zukunftsweisende Ideen. Der Innnovationspreis ist mit einem Werbepaket im Wert von 2500 Euro, beziehungsweise 1000 Euro, in bar dotiert. Honoriert werden Beiträge aus den Bereichen "Tiefbau, Straßenbau und Wasserbau", "Ver- und Entsorgung", "Öffentliche Raumgestaltung und Mobilität" sowie "Energie und Umwelt", den Schwerpunkten der InfraTech. Zur Teilnahme berechtigt sind Personen und Unternehmen aus der Infrastruktur-Branche – auch, sofern sie nicht Ausstellende auf der InfraTech 2024 sind.

Die eingegangenen Beiträge wurden von einer Fachjury anhand der fünf Kriterien "Innovativer Charakter", "Umsetzbarkeit und Machbarkeit", "Nutzen für Branche beziehungsweise Nutzen für die Allgemeinheit", "Nachhaltigkeit und Umweltschutz" und "Erfolgspotential" bewertet.

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"Noch stärker in den Fokus gerückt ist diesmal das Thema Nachhaltigkeit, da es gesamtgesellschaftlich zunehmend an Bedeutung gewinnt. Nicht nachhaltige Innovation ist nicht mehr zeitgemäß", betont Dr. Mirko Salomon, Leiter Weiterbildung am IKT und Präsident der Jury. Als Jury-Mitglieder stehen ihm zur Seite: Frank Werner Grauvogel, Abteilungsleiter Planen und Bauen stellvertretender Teilbetriebsleiter, Technische Betriebe Solingen, Christian Drescher, Leiter des Bereichs Bau-Technik & Umwelt III – Straßen.NRW, Raphael Bahners, Technischer Sachbearbeiter für den Bereich Grundstücksentwässerung bei der Stadt Meerbusch, Kristina Landskröner, Fachkoordinatorin Starkregenmanagement der Stadt Dortmund, Nina Liebscher, Studierendenvertreterin der Jury und studentische Hilfskraft im IKT, Dr. Georg Schiller, Leiter der Forschungsgruppe Anthropogene und Natürliche Ressourcen des Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden, Daniel Reckel, Teamleiter für den Bereich Grundstücksentwässerung bei der Stadtentwässerung, Stadt Dortmund, sowie Tomas te Velde, Innovationsstratege und Partner bei Make Day und Jury-Mitglied der niederländischen Ausgabe des InfraTech-Innovationspreises. Besonders die Fachvorträge und Podiumsdiskussionen erfreuten sich darüber hinaus großer Beliebtheit. Egal, ob der Veranstalter InfraTech 2024, IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur, GET – Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik e. V. oder beispielsweise die Landschaftsarchitekten NRW waren: Das Programm war stets gut besucht.

Zum Abschluss der Messe kündigte Messechefin den Otter an, dass die 7. Ausgabe der InfraTech in zwei Jahren vom 13. bis 15. Januar 2026 wieder in der Messe Essen stattfinden wird. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen ist Schirmherr der Messe; mit Straßen.NRW besteht eine strategische Partnerschaft.

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