Kommentar
Durchwachsen
Einen Tag nach dem Tag der Bauindustrie, zu dem der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) jährlich Gäste aus Wirtschaft und Politik nach Berlin einlädt, titelten Medien, dass die Baubranche nicht mit weiteren Staatshilfen rechnen könne. Bundesbauministerin Klara Geywitz und Finanzminister Christian Lindner hatten das in ihren Vorträgen während des Events erneut herausgestellt.
Auf den ersten Blick mag das ernüchternd erscheinen, auf den zweiten war es zumindest teilweise zu erwarten, da die politischen Verantwortlichen in verschiedenen Aussagen äußerten, dass eher gespart werden müsse – in jeder Hinsicht. Bereits einen Tag vor der Veranstaltung hatte der HDB die Ergebnisse einer durch den Verband beauftragten Studie vorgestellt, die unter anderem die wichtige Bedeutung der Bauindustrie für den Standort Deutschland benannte und als Kernpunkt thematisiert, dass jeder im Bau investierte Euro nicht nur das Baugewerbe stärkt, sondern in den Industriestandort an sich. "Ohne eine Verbesserung der Infrastruktur kann die Wettbewerbssituation Deutschlands nicht verbessert werden, und ohne mehr Investitionen in den Gebäudebestand lassen sich die Klimaschutzziele nicht erreichen", hatte Studienautor Prof. Dr. Michael Voigtländer zusammengefasst.
In ähnlicher Weise tat dies die Bundesbauministerin Geywitz zum Event in Berlin: "Deutschland hat ein Problem mit dem Wirtschaftswachstum und wenn die Bauwirtschaft nicht wieder ins Wachstum kommt, dann wird das mit dem Gesamtwirtschaftswachstum auch nicht werden", fasste sie zusammen. Dass den politischen Vertretern der Ernst der Lage und die Wichtigkeit einer funktionierenden Bauindustrie klar ist, konnte am Event-Tag auch daran abgelesen werden, dass erstmals alle maßgeblichen politischen Entscheider ihr Stelldichein vor Ort gaben. "Es war mit wichtig, zu Ihnen zu kommen", sagte Bundeskanzler Scholz, der Bau sei eine Schlüsselindustrie des Landes. Er schloss seine Rede mit dem Satz: "Wir müssen mehr und anders bauen." Dass es ein "Weiter so" nicht geben kann, hatte auch HDB-Präsident Hübner erneut klar herausgestellt und die Pain Points ebenannt. Es sei aber eben die Politik aufgefordert, zu handeln.