Kommentar
Kein Spiel
von:Robert Bachmann
Was für eine Woche . . . Hatte man über das sonnige Wochenende gerade so das erstmalige Ausscheiden einer deutschen Nationalelf in der Vorrunde einer Fußballweltmeisterschaft verdaut, strapazierten in der Nacht von Sonntag auf Montag gleich drei K.O.-Runden-Krimis die Nerven derer, die nicht bereits gefrustet abgeschaltet hatten. Von freudiger Spannung konnte dabei allerdings nicht die Rede sein, denn zumindest die letzte Entscheidungsschlacht des Abends, ausgetragen zwischen den Unionsparteien CDU und CSU wollte wirklich niemand sehen – abgesehen wohl von denen, die sich ohnehin nichts sehnlicher wünschen als den Zusammenbruch der etablierten Parteien. Nun, dazu kam es bekanntlich nicht. Vorerst nicht, wohlgemerkt. Nach mehrfacher Verlängerung und einigen unschönen Faulspielen wurde die Auseinandersetzung zwischen Kanzlerin Merkel und Innenminister Seehofer zur Asylfrage ergebnislos abgebrochen und vertagt. Während in den Kommentarspalten bereits Rücktritt und Nachfolge Horst Seehofers diskutiert wurde, einigte man sich in München plötzlich auf ein Remis. Beide Parteien generieren sich als Sieger und doch beschleicht den Beobachter ein ähnlich mulmiges Gefühl wie schon beim Ausscheiden der Nationalmannschaft. Warum nur mag angesichts der immens wichtigen Aufgaben unserer Zeit – von denen das Thema Migration ein sehr wichtiges, aber nicht das einzige ist – einfach kein geschlossenes und zwingendes Vorangehen möglich sein? Statt konstruktiver Einigkeit reibt man sich am vermeintlichen Gegner und den gewandelten Spielregeln auf. Zugegeben, der Fußball-Vergleich hinkt gewaltig, denn es gibt einen wesentlichen Unterschied: Das, was sich derzeit innen- wie außenpolitisch abspielt, ist eben kein Spiel. Hier geht es nicht um die Gunst des Publikums, sondern darum, sich komplizierten Fragen zu stellen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.