Mega-Baustelle FAIR
Bis zu vier Meter dicke Wände für physikalische Grundlagenforschung
Darmstadt (ABZ). – Materie zu erzeugen, wie sie sonst nur im Universum entsteht, und zu erforschen, wie genau sie entsteht – das wird künftig Gegenstand der Wissenschaft in der internationalen Teilchen-Beschleunigeranlage FAIR in Darmstadt sein. In enger Zusammenarbeit mit Teams aus der Astronomie, die das Universum mit Teleskopen aus der Ferne betrachten, soll mit FAIR die kosmische Materie direkt im Labor erzeugt und untersucht werden. In großen Planeten, Sternen, Sternexplosionen und -kollisionen ist Materie extremen Bedingungen ausgesetzt, zum Beispiel extrem hohen Temperaturen, Drücken oder Dichten. Mit FAIR können Forschende genau diese Bedingungen im Labor herstellen. Dazu schießen sie Ionen, das heißt elektrisch geladene Atome, auf kleine Materialproben. Im winzigen Aufprallpunkt entsteht dann für einen kurzen Moment die kosmische Materie.
So gigantisch der wissenschaftliche Anspruch, so gigantisch das Bauprojekt. Insgesamt 600.000 m³ Beton und 65.000 t Stahl werden auf einer Fläche von rund 15 ha verbaut. Die Gebäudestrukturen reichen zum Teil von 17 m unterirdisch bis 20 m über die Erde.
Schalungslösungen
Im Zuge der Baumaßnahmen entstehen insgesamt 25 neue Bauwerke: Beschleuniger- und Experimentierbauten, Labore sowie Betriebs- und Versorgungsstätten. An den 1,1 km langen unterirdischen Beschleunigerringtunnel im Norden schließt sich ein komplexes System von Speicherringen und Experimentierstationen an. Mit an Bord für die Bauausführung des Anlagenbereichs Süd ist Züblin, die wiederum auf Schalungslösungen von Doka vertrauen.
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Um den hohen Kräften standzuhalten, die bei den Experimenten auf die Bauwerke wirken, werden Decken mit bis zu 4 m Stärke betoniert – am Stück. Es wirken also schon bei der Betonage und Bauwerkserrichtung immense Kräfte, die abgeleitet werden müssen. Entsprechend hoch ist der Bedarf an Schalungsmaterial gewesen, das auch in Sachen prüffähige Statik jedem Druck standhält. Deshalb verließ sich die bauausführende Züblin laut eigener Aussage auf Doka.
Sicherheit
"Da das Projekt so komplex und umfassend ist, war neben der ,normalen' Unterstützung durch unsere Statik-Abteilung immer einer unserer Statiker fest für das Projekt FAIR eingeteilt. Jede einzelne Decke, die wir planten, sollte und wurde in diesem Zuge gleich prüffähig aufbereitet", erklärt Niclas Bozyk, technischer Projektleiter für FAIR bei Doka und ergänzt: "Der Arbeitsaufwand – in Sachen Qualität und Quantität – ist enorm. Seit Dezember 2020 wurden bis dato fast 1000 Pläne erstellt." Züblin habe sich unter anderem deshalb für die Zusammenarbeit mit Doka entschieden, da diesen hohen Bedarf und diese hohe Qualität sowohl an Ingenieurleistung als auch an Material nur wenige Schalungsanbieter liefern könnten, so der verantwortliche Oberbauleiter Roy Gutsche. Qualität war auch in puncto Sicherheit von immenser Bedeutung.
"Darmstadt und Umgebung gelten deutschlandweit als eine der anspruchsvollsten Regionen für Arbeitsschutz und Baustellensicherheit", so Doka-Projektmanager Lars Nolte. "Um sich das mal vorstellen zu können: Bei diesem Projekt sind bei manchen Größen drei Viertel unseres gesamten Europa-Bestandes an Staxo 100-Gerüstbelegen im Einsatz, um sichere Arbeitswege zu gewährleisten. Es ist eine Wahnsinnsbaustelle, die allein schon durch ihre schiere Größe imponiert." Auch Oberbauleiter Gutsche zeigt sich beeindruckt: "So ein Projekt ist schon was Besonderes. Entsprechend hoch war der Anspruch an die Schalungslösung. Einfache Wandschalungen konnten wir selbst berechnen. Für die komplexen Schalungsaufgaben haben wir auf Dokas Ingenieure vertraut."