VDBUM Großseminar 2022 in Willingen

Nachgeholtes Verbands-Jubiläum und mehr

Das Großseminar des VDBUM findet nach der Corona-Zwangspause im Juli zum fünfzigsten Mal statt. Präsident, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Dieter Schnittjer sprach mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga über die Highlights des Events und die Verbandsarbeit im Krisenmodus.
VDBUM-Seminar
Dieter Schnittjer äußert sich zu den Highlights des 50. VDBUM Großseminares, das im Juli in Willingen stattfindet. Foto: VDBUM

ABZ: Welche Einflüsse hatte die Pandemie auf die Arbeit des VDBUM?

Schnittjer: Die Pandemie hatte massive Einflüsse auf die Arbeit des VDBUM, weil Treffen nicht mehr möglich waren. Die Netzwerktreffen haben wir komplett ausgesetzt, Arbeitskreisssitzungen mussten selbstverständlich online durchgeführt werden. Dass es Startschwierigkeiten gab, war zu erwarten, da Online-Formate bei den Mitgliedern nicht so gern genutzt wurden, es gab einfach wenig Akzeptanz. Aber – jeder war davon betroffen, und deshalb mussten die Vorbehalte schnell beiseite geräumt werden. Das hat eine gewisse Zeit in Anspruch genommen. Zu Anfang wusste auch noch niemand, wie wir die Sitzungen in den Gruppen technisch organisieren sollten, weshalb es zu Beginn in manchem Arbeitskreis auch immer mal wieder eine Lücke im zeitlichen Ablauf gab.

Die Motivation für Verbandsarbeit war durch die Pandemie für viele Menschen sehr stark eingeschränkt. Aber das hat sich schnell eingespielt und nun steht uns mit der Online-Kommunikation eine neue Chance zur Verfügung. Wir werden auch künftig Onlineangebote entwickeln, erweitern und umsetzen. Die Verbandsarbeit läuft nun im zweiten Pandemiejahr online sehr umfangreich, aber mit dem Wissen, dass die Online Verbandsarbeit letztlich nicht die persönlichen Kontakte ersetzen kann. Die Form der Online-Netzwerkarbeit wird auch zukünftig Teil des Forums sein und bleiben.

In der Akademie und bei Veranstaltungen, die mit Wissenstransfer zu tun haben, hat es durch die Pandemie im ersten Jahr seit Herbst 2021einen sehr starken Rückgang gegeben, aktuell haben wir wieder eine sehr hohe Auslastung. Da unsere Digital Angebote stark nachgefragt werden, wissen wir auch, dass die Akzeptanz da ist. Und wir notieren auch, dass manche Mitglieder explizit nach Onlineformaten fragen, um Zeit zu sparen oder um Terminüberschneidungen zu vermeiden. Was wir aber in der Verbandsarbeit in der Pandemiezeit definitiv erkennen, ist, dass die Menschen in der Baubranche nach wie vor sehr hohen Belastungen ausgesetzt sind.

ABZ: Wie hat sich die Mitgliederstruktur des VDBUM in dieser Zeit entwickelt?

Schnittjer: Die Mitgliederstruktur des VDBUM hat sich während der gesamten Pandemiezeit kaum verändert. Wir haben auch Mitglieder gewinnen können, die an Online-Formaten oder an thematischer Arbeit Interesse hatten.

Die Kernarbeit des Verbands, Unternehmen durch technischen Input und technische Auskünfte zu unterstützen, bleibt ja weiterhin erhalten. Das hat die Pandemie nicht verändert. Solange eine Baumaschine rollt oder auf Kette fährt, entstehen in der täglichen Praxis Fragen. Und das beschert uns weiter neue Mitglieder. In den letzten Jahren haben wir da sehr, sehr guten Zuspruch gefunden. Mittlerweile sind rund 10 Prozent aller Mitglieder unter 35 Jahren, was bedeutet, dass wir eine recht junge Struktur haben. 20 Prozent aller Mitglieder sind unter 42 Jahren, Und das ist insgesamt schon etwas, worauf wir auch ein bisschen stolz sind. Denn wir sehen hier, dass neue und aktuelle Herausforderungen an den Verband herangetragen werden, und dass wir so die Möglichkeit haben, mit den Menschen gemeinsam die Zukunft zu gestalten. So ist es uns möglich, generationsübergreifend zu arbeiten, und das ist heutzutage ja nicht selbstverständlich.

ABZ: Die Pandemie ist noch nicht ganz überwunden, nun sorgt der Krieg in der Ukraine für Probleme in Lieferketten der Baubranche. Hat das Einfluss auf die Arbeit im Verband?

Schnittjer: Als Anwender sind wir dadurch erst einmal nicht beeinflusst. Aber in den Betrieben unserer Mitglieder hat das natürlich Auswirkungen auf das Tagesgeschäft. Wenn keine Baumaschinen geliefert wurden oder Stahllieferungen ausbleiben, bleibt das nicht ohne Folgen. Und das hat dann wiederum auch Auswirkungen auf die Anwender selbst. Wenn etwa ein Gerät nicht in der passenden Leistungsklasse verfügbar ist oder man es nicht auf die Baustelle transportiert bekommt, dann kann man seinen Job nicht befriedigend erledigen. Insofern hat der Krieg da selbstverständlich Einfluss. Die zweite Einflussgröße ist aber sicherlich der Mangel an Fachkräften für den Bau. Durch den Krieg fehlen Mitarbeiter auf Baustellen, auch in den an die Ukraine angrenzenden Ländern. Durch die Verschiebung der Kräfteverhältnisse sind viele Ukrainer, die sonst in den Nachbarländern arbeiten nun als Soldaten im Kampf. Im eigenen Land und in den Nachbarländern ist der Bedarf an solcher Arbeitskraft groß, die nun im Markt fehlt. Und insofern hat das alles miteinander zu tun.

ABZ: Kommen wir zu den positiven Dingen. Der VDBUM konnte sein 50-jähriges Bestehen nicht feiern, das soll nun nachgeholt werden.

Schnittjer: Ja, wir sind ja letztes Jahr auch 50 Jahre alt geworden und konnten unser Verbandsjubiläum nicht feiern. Das hat uns sehr geschmerzt, dass wir dieses fantastische Jubiläumsjahr nicht so begehen konnten, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das holen wir jetzt soweit möglich beim Großseminar in Willingen nach. Wir sind uns beim VDBUM der eigenen Geschichte sehr bewusst, und wissen, was wir schon vieles bewegt haben. Und wir werden auch einen entsprechenden Rahmen bieten können. Am Eröffnungsabend werden wir beispielsweise einen Impulsvortrag von Prof. Dr. Marcel Fratzscher haben, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Er wird die aktuelle Wirtschaftslage betrachten und einen Überblick zur Gesamtwirtschaft mit Blick auf die Baubranche herstellen. Das wird sicherlich ein sehr spannender Vortrag, auf den wir uns sehr freuen.

ABZ: Das Programm des VDBUM-Großseminars ist diesmal neu struktuiert?

Schnittjer: Ja, das ist ein wesentliches Merkmal dieses fünfzigsten Seminars. Wir hatten zuerst anlässlich der letzten bauma darüber diskutiert, Vorträge oder Projekte mit Partnern vorzustellen. Und es war unser Wunsch als Geburtstagskind, dass unsere Partner diesmal Vorträge jeweils mit einem Kunden vorstellen. Das war schon eine riesige Herausforderung, da nun nicht wie sonst Produktspezialisten, Vertriebsleiter oder Geschäftsführer vortragen sollen, sondern Menschen, die eher nicht im Rampenlicht stehen wollen. Also etwa Anwender oder Unternehmer und Unternehmerinnen, die eine traumhafte Anwendung umgesetzt haben, sich aber nicht auf die Bühne trauen. Und es war die Herausforderung aller Hersteller im Vorfeld, Kunden zu finden, die nicht nur ein Projekt haben, über das berichtet werden sollte, sondern das von seinen Machern auch vorgestellt werden soll. Sonst hatten wir im Großseminar immer Schwerpunktthemen, beispielhaft etwa Spezialtiefbau, Bahnbau oder Abbruch. In diesem Jahr besteht das gesamte Programm aus den angedeuteten Vorträgen. Es wird also weniger geschlossene Themenfelder geben, sondern einen bunten Mix unter dem Motto Maschinentechnologie im Wandel und Digitalisierung – und das sieht man im Programm nun auch auf den ersten Blick. Das wird sehr spannend. Im Mittelpunkt steht der Nutzen für das Bauunternehmen und den Bauprozess.

ABZ: Wie viele Vorträge wird es insgesamt geben?

Schnittjer: Wie feiern unser Jubiläum mit 50 Jahre VDBUM, weshalb es insgesamt 50 Vorträge geben wird, inklusive Keynotes und Impulsvorträgen. Die Vorträge sind jeweils in drei Slots in den einzelnen Tagen verteilt, und mit 50 Vorträgen haben wir schon das Maximum aus den drei zur Verfügung stehenden Tagen herausgeholt. Jeder Vortragsslot soll in einer Dreiviertelstunde durchlaufen, also rund 35 Minuten Vortrag und danach zehn Minuten Zeit für Diskussionen mit den Teilnehmern. Das ist unser nachhaltiges Konzept für den anspruchsvollen Wissenstransfer.

ABZ: Wenn drei Slots parallel stattfinden, müssen sich die Teilnehmer also jeweils zwischen drei Möglichkeiten entscheiden?

Schnittjer: Ja, genau. Wir haben ein genaues Zeitkorsett, verbinden ähnlich gelagerte Vortragsthemen am selben Tag, haben aber eben keine Themenschwerpunkte wie sonst.

Einen weiteren Höhepunkt bieten wir gleich am ersten Seminartag. Die seit sechs Jahren stattfindende Podiumsdiskussion, geführt von einer Journalistin mit interessanten Persönlichkeiten unserer Branche, schafft interessante Einblicke und Lösungsansätze für die Herausforderungen unserer Zeit. Hierbei steht die aktuelle Situation im Bau der Maschinentechnik, und natürlich auch der Einfluss von Krieg und Pandemie verbunden mit der Gewinnung und Bindung von Fachkräften im Fokus. Das Programm wird dann am Freitagmittag enden.

ABZ: Sollen die neuen Themenvorträge auch in Zukunft stattfinden?

Schnittjer: Wir werden in der Zukunft sicherlich wieder Schwerpunktthemen nutzen, einfach um den Interessen aller gerecht zu werden. Das aktuelle Programm steht in dieser Form aber eigentlich schon seit zwei Jahren. Und jetzt freuen sich auch alle drauf, dass es endlich losgeht.

ABZ: Wenn sich jemand für Vorträge interessiert, die parallel stattfinden, gibt es da im Nachhinein die Möglichkeit sich das im Internet oder beim VDBUM anzuschauen?

Schnittjer: Wir werden vom VDBUM ein Seminarbuch anbieten in dem alle Vorträge mit ausführlichen Beschreibungen enthalten sein werden. Da kann man wirklich alles nachlesen und das auch aufbereiten.

ABZ: Gibt es denn bei den Vorträgen Themen, die häufiger vertreten sein werden?

Schnittjer: Wir haben schon versucht, bestimmte Bereiche zu bündeln, also etwa dass Themen im Straßenbau nacheinander gesetzt werden. Aber das, was wirklich durchgängig umgesetzt wurde, ist dass bei allen der Bauprozess im Mittelpunkt steht. Sicherlich hat jedes Unternehmen heute viel interessante Technik im Einsatz, nur steht die Technik allein nicht mehr im Vordergrund der Vorträge, sondern immer die Lösung oder Anwendung, die ich mit der Technik erzeugen kann. Und das ist ein Punkt, der genau den Nerv unserer Mitglieder trifft. Heute sind solche Entwicklungen entscheidend für die Verbesserung von Bauprozessen. In allen Lösungen steckt daher auch sehr viel Digitalisierung. Das ist schon fast so etwas wie ein Oberbegriff geworden. Wobei sich auch hier immer die Frage stellt: Welchen Nutzen bietet die Digitalisierung? Digitalisierung an sich bietet ja keinen Nutzen, sondern die exakte Ausführung einer digitalen Lösung.

ABZ: Was sind die weiteren Besonderheiten des Großseminars 2022?

Schnittjer: Wir werden am zweiten Abend erneut den Förderpreis des VDBUM VDI, vergeben. Da hatten wir sehr interessante Einreichungen und die Jury hat sich schon sehr schwer getan, die Sieger in den einzelnen Kategorien zu küren. Die Preise werden in den drei Kategorien Anwenderlösung, Herstellerlösung und Forschung und Entwicklung vergeben.

Am dritten Abend werden wir noch ein Jubiläums Geschenk eines Fördermitglieds im Programm präsentieren, die allerneueste Show von Stihl Timbersports. Das ist auch etwas Besonderes, denn die Show ist eigentlich auf Welttournee und nur mit viel Mühen und Willen der Firma Stihl haben wir es geschafft, diese tollen Handwerker und Künstler nach Willingen zu bekommen. Und ich möchte auch noch erwähnen, dass wir durch die Sommer-Terminlage erstmalig ein Rahmenprogramm für mitreisende Familienangehörige anbieten werden – auch für Kinder. Am Mittwoch und Donnerstag wird es tolle und anspruchsvolle Aktionsmöglichkeiten geben, mit Hochseil-Klettergarten und vielen anderen Dingen. Und letztlich werden wir wie immer beim Seminar am Freitag Nachmittag unsere Mitgliederversammlung abhalten – und danach dann unsere Jubiläumsfeier.

Bleibt noch zu erwähnen, dass wir nach der Jubiläums Party am Sonnabendmorgen ein attraktives Vortragsprogramm für Motorradfahrer anbieten, da doch viele VDBUM-Mitglieder Zweirad-Fans sind. Da geht es nur ums Motorrad, inklusive Tests von Motorrädern. Aber das ist auch alles auf der VDBUM-Homepage, nachzulesen.

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