Kleine Revolution in der Glasveredelung

Anisotropie-Effekte auf Minimum reduziert

Glas Architektur
arcon topview mit (r.) und ohne (l.) Anisotropie-Effekt im Vergleich. Foto: arcon

FEUCHTWANGEN (ABZ). - Es klingt beinahe wie eine Revolution in der Glasproduktion: Optisch und ästhetisch ein Highlight, geben Fassaden aus thermisch vorgespannten Gläsern bislang immer wieder Grund zur Unzufriedenheit. Das Problem sind störende sichtbare Doppelbrechungserscheinungen – sogenannte Anisotropien. In fünfjähriger Entwicklung ist es arcon gelungen, diese deutlich wahrnehmbare Farbveränderung in der Beschichtung in den Griff zu bekommen.

Der Hersteller beschichteter Architektur- und Einscheibensicherheitsgläser hat eine neue Verfahrenstechnik entwickelt, mit der Anisotropien erheblich reduziert werden können. arcon topview ESG und TVG werden bereits mit der neuen Technologie produziert und machen arcon zum Vorreiter in der Branche.

Glasfassaden gewinnen vor allem bei gewerblichen Gebäuden durch repräsentative Gestaltung. Sie sind Merkmal moderner Architektur, hochwertig und stehen für Transparenz und schlichte Eleganz. Da gilt es,ästhetische Störungen zu vermeiden. Doch genau das ist bislang für Glashersteller und -beschichter nicht möglich, wie die Experten des zur Arnold Glas-Gruppe gehörenden Unternehmens arcon wissen. So treten bei thermisch vorgespannten Gläsern je nach Betrachtungswinkel und Beleuchtungssitu-ation optisch störende Doppelbrechungserscheinungen (Anisotropien) auf.

Dieser Effekt ist produktionsbedingt: Einscheibensicherheitsglas ESG oder teilvorgespanntes Glas TVG werden in einer Vorspannanlage auf rund 650 °C erhitzt und anschließend mit Kaltluft abgeschreckt. Durch das Abschrecken entstehen Spannungszonen, die zu Doppelbrechungen des Lichts im Glas führen.

Dieser physikalische Effekt wird als Anisotropie bezeichnet und kann in polarisiertem Licht, wie es das natürliche Tageslicht enthält, sichtbar werden - vor allem unter einem streifenden bzw. flachen Blickwinkel sowie bei bestimmten Einbausituationen. Die Folge sind Irisationen, die als Polarisationsflecken, Bänder, Ringe, Streifen oder auch Leopardenmuster wahrgenommen werden. Mit zunehmender Glasdicke zeichnet sich der Effekt stärker ab. Er kann bei modernen Sonnenschutzbeschichtungen verstärkt auftreten, wenn aus den grauen Musterungen farbige Effekte entstehen.

Da außer arcon derzeit noch kein Hersteller in der Lage ist, thermisch vorgespanntes Glas mit geringster Anisotropie zu produzieren, akzeptieren sogar allgemein gültige Normen und Richtlinien den physikalischen Effekt bei wärmebehandelten Gläsern, da er aus der internen Spannungsverteilung resultiert. In der europäischen Norm für "Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicherheitsglas" EN 12150-1:2000 ist Anisotropie als physikalische Eigenschaft aufgeführt und als Standard festgeschrieben. Für Bauherren heißt das: Der Effekt ist charakteristisch für ESG/TVG, produktionsbedingt und damit kein rügefähiger Mangel.

Am Markt verfügbare thermisch vorgespannte Gläser zeigen Isotropiewerte von ca. 55 bis 80 %. arcon topview liegt nach Angaben des Unternehmens bei einem Wert größer 95 % – dabei gilt: Je größer der Isotropiewert, desto weniger sichtbar ist die Anisotropie. Während der fünfjährigen Entwicklungszeit hat arcon im ersten Schritt eine Messtechnik entwickelt, um Anisotropie überhaupt erst quantitativ messen zu können.

Diese Technologie ist zwischenzeitlich patentiert. In den nächsten Schritten wurde das Verfahren zur Herstellung vorgespannter Gläser, mit dem Ziel, höchste Isotropiewerte zu erreichen, weiterentwickelt und die Glasbeschichtung optimiert.

Erstmals umgesetzt und eingebaut ist arcon topview in das Verwaltungsgebäude des Fassadenherstellers Alubau Puhlmann in Rhede.

In diesem Projekt zeigt sich, wie dank der technischen Neuerung die optischen Beeinträchtigungen durch Anisotropie so gering sind, dass sie nicht mehr als störend empfunden werden. Auch Sonnenschutzbeschichtungen wie arcon sunbelt sind im Hinblick auf topview bezüglich des Polarisationsverhaltens auf das verbesserte ESG und TVG optimal abgestimmt.

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