Berliner Hauptstadtflughafen

BER mit neun Jahren Verspätung eröffnet

Schönefeld (dpa). – Klar, dass sie am BER auch bei der Eröffnung improvisieren mussten: Die beiden ersten Flugzeuge konnten am vergangenen Wochenende nicht wie geplant gleichzeitig auf den beiden Landebahnen aufsetzen. Wegen schlechter Sicht entschied der Tower, dass sie nacheinander landen, erst Easyjet, wenige Minuten später die Lufthansa. Dennoch gilt der neue Hauptstadtflughafen damit offiziell als eröffnet – nach sechs verschobenen Eröffnungsterminen und mit neun Jahren Verspätung aufgrund schwerer Bau- und Planungsmängel. "Endlich können wir unseren Flughafen in Betrieb nehmen. Endlich", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup zur Eröffnung erleichtert.

Dies sei zwar kein historischer Tag. "Aber es ist für uns, für Berlin und Brandenburg, für Ostdeutschland ein ganz wichtiger Tag." Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) forderte nach 14 Jahren Bauzeit mit zahlreichen Pannen: "Die Zeit der Jokes über den BER muss jetzt zu Ende sein." Er sicherte zu, alles dafür zu tun, dass der Flughafen ein internationales Drehkreuz werde. Nur ein paar Dutzend Gäste waren im neuen Terminal dabei. Eine große Party war nach der jahrelangen Baukatastrophe ohnehin nicht geplant, die Corona-Pandemie setzte weitere Grenzen. Die Devise: "Wir machen einfach auf." Doch so einfach ist es dann doch nicht. Der Flughafen eröffnet aus Sicht der Branche in der schwersten Luftfahrt-Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Nur wenige Tausend Passagiere pro Tag werden in den kommenden Wochen in Schönefeld erwartet. Fluggesellschaften ringen um ihre Existenz und die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg macht große Verluste.

Eine Erholung ist nicht in Sicht und nicht wenige Skeptiker fürchten, dass der Flughafen BER noch jahrelang auf Zuschüsse seiner Eigentümer, dem Bund sowie den Bundesländern Berlin und Brandenburg, angewiesen sein wird. Dabei hat allein der Bau schon 6 Milliarden Euro verschlungen – drei Mal so viel wie geplant. Lütke Daldrup, der am Eröffnungstag seinen 64. Geburtstag feierte, äußerte Zuversicht. "Wir wollen Mitte der 20er Jahre schwarze Zahlen schreiben", bekräftigte er, schränkte aber ein: "Wir werden sehen, inwieweit Corona das zulässt." Lufthansa-Chef Carsten Spohr riet aber vom Einstieg privater Investoren ab, wie er manchmal vorgeschlagen wird. Spohr verwies auf den Flughafen München, der seit Jahren erfolgreich in öffentlicher Hand geführt werde.

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