Auftragseingang bricht auch im Februar 2023 ein

Wohnungsbau im freien Fall

Berlin (ABZ). – Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe für den Monat Februar 2023 im Vergleich zum Vormonat ein leichtes Orderplus von 4,2 Prozent. Im aussagekräftigeren Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Auftragseingang preisbereinigt allerdings um 15,4 Prozent, im Wohnungsbau – angesichts der nach wie vor deutlich rückläufigen Baugenehmigungen – sogar um 36,9 Prozent, eingebrochen, teilt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) mit.

Für die ersten zwei Monate ergebe sich damit im Wohnungsbau ein Minus von real 34,8 Prozent, im Branchendurchschnitt von 17,6 Prozent. Die seit Monaten ausgesprochen schwache Auftragslage wirke sich weiter auf die Umsätze1 aus, die im Februar im gesamten Bauhauptgewerbe um real 6,8 Prozent und in der Summe der ersten zwei Monate um 8,1 Prozent zurückgegangen seien. "Der Wohnungsbau befindet sich im freien Fall. Da hilft auch der Genehmigungsüberhang der vergangenen Jahre nicht weiter. Viele Projekte, die zwar genehmigt, aber mit deren Bau noch nicht begonnen wurde, werden mangels Rentabilität auf Eis gelegt. Die explodierenden Baukosten treiben die Projekte in die Unwirtschaftlichkeit", kommentiert der Hauptgeschäftsführer des HDB, Tim-Oliver Müller, die Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. "Wir befürchten, dass die Umsatzrentabilität unserer Branche – die schon 2021 von 6,9 auf 6,8 Prozent gesunken ist – im laufenden Jahr weiter zurückgehen wird. Schließlich klagt derzeit jedes vierte Wohnungsbauunternehmen über Auftragsmangel", sagte Müller.

"Was die Baugenehmigungen vorgezeichnet haben, setzt sich leider erwartungsgemäß beim Auftragseingang im Wohnungsbau fort. Seit Juni letzten Jahres sind Baugenehmigungen und Order im Rückwärtsgang und das mit zunehmendem Tempo. Die Bauunternehmen verzeichnen bereits seit September einen Rückgang der Aufträge im Wohnungsbau von monatlich real mehr als 25 Prozent, seit Dezember von mehr als 30 Prozent. Im Februar sind es minus 37 Prozent. Die Auftragsbücher laufen leer", kommentiert Felix Pakleppa; Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe.

Es sei kein Wunder, dass es im Baugewerbe im Januar 2023 mit 246 Fällen die meisten Unternehmensinsolvenzen gegeben hätte, so der HDB. Nach langen Jahren des Rückgangs der Zahl der Insolvenzen würde der Anstieg zwar auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau erfolgen, "aber jede Insolvenz ist eine zu viel", so Müller. Dies hätte sich auch schon auf die Zahl der Arbeitslosen ausgewirkt: Die der Baufacharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen sei im März um 7 Prozent auf 19 500, die der Bauingenieure sogar um 38 Prozent auf 1940 gestiegen. "Wenn sich die Situation so fortsetzt, fehlen uns bald die Facharbeiter, um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, sollte sich das Blatt wenden. Dann kann uns die Politik aber nicht wieder vorwerfen, wir würden nicht genügend Kapazitäten schaffen."

Nicht nur die privaten und gewerblichen "Wohnungsbauer", sondern auch die Industrie und die Dienstleister hätten angesichts der starken Kostensteigerungen und der zunehmenden Unsicherheit auf die Investitionsbremse getreten. Die Bauunternehmen hätten im Februar für den Wirtschaftshochbau ein nominales Minus von 17 Prozent gemeldet, preisbereinigt sei dies ein Einbruch von 28 Prozent, für Januar bis Februar von 22 Prozent. Lediglich für den Wirtschaftstiefbau – dies seien überwiegend Aufträge der Bahn – werde ein reales Plus ausgewiesen. Müller: "Immerhin ein Lichtblick."

"Wir halten das politische Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu errichten, für richtig. Gerade erst hat das Statistische Bundesamt die Zuwanderung nach Deutschland im letzten Jahr mit mehr als 1,4 Millionen Personen veranschlagt. Damit leben hierzulande so viele Menschen wie noch nie", sagte Pakleppa und ergänzt: "Bei der Nachfrage sehen wir aber seit Monaten eine konträre Entwicklung. Diese länger politisch zu ignorieren, gefährdet den erfolgreichen Kapazitätsaufbau der letzten Jahre." Die Alarmglocken am Ausbildungsmarkt läuteten schon Sturm: "Nach sechs Jahren, in denen die deutsche Bauwirtschaft ihre Ausbildungszahlen steigern konnte, sehen wir zum ersten Mal ein Ausbildungsminus von 2,1 Prozent." Im Bauhandwerk seien es im 1. Lehrjahr sogar 11,3 Prozent weniger Auszubildende.

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