Herausfordernde Abbaubedingungen

Rohstoffgewinnung auf zwölf Sohlen oberhalb des Rheins im Paradies

Trechtingshausen (ABZ). – Bei den Hartsteinwerken Sooneck geht es hoch hinaus: Durch die Erweiterung des Abbaus um weitere 6000 m² erfolgt die Rohstoffgewinnung auf zwölf Sohlen oberhalb des Rheins – der Tagebau erstreckt sich damit über rund 320 Höhenmeter.
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Einer von fünf Muldenkippern auf dem Weg in Richtung zwölfte Sohle. Foto: Zeppelin

Diese Höhen müssen Cat Baumaschinen erklimmen, wenn sie Quarzit abbauen und zur Weiterverarbeitung transportieren. Auch wenn das durch die Steigung eine starke Beanspruchung der Technik nach sich zieht, sind sie laut Unternehmen mitten im Paradies.

Wer den Straßennamen Im Paradies unter der Postleitzahl 55413 in sein Navi eingibt, landet oberhalb des Rheins und blickt dann auf den längsten Fluss Deutschlands, umgeben von Weinbergen und mittelalterlichen Burgen. Zwischen Mainz und Koblenz in Trechtingshausen im Welt- und Naturerbe Mittelrheintal sitzt die Hartsteinwerke Sooneck GmbH, die seit 1963 zur holländischen Unternehmensgruppe de Beijer Groep BV aus Dodewaard gehört und dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert.

Der Rohstoffabbau kann auf eine lange Historie zurückblicken – seit dem Jahr 1650 ist der Steinbruch bekannt, der sich in einem tektonisch stark beanspruchten Teil des Rheinischen Schiefergebirges befindet. 2029, wenn die Bundesgartenschau stattfinden wird, soll dieser ein Publikumsmagnet werden.

16 Prozent Steigung

Verschiedene Ladestellen verteilen sich über die teils stark zerklüftete Lagerstätte: Mal ist es ein Cat Kettenbagger 374, der Cat Muldenkipper wie einen neuen 775G beschickt, um den durch Sprengen oder Reißen gelösten Quarzit zum Brecher in die Weiterverarbeitung zu befördern. Sie stehen laut Hersteller für eine neue Generation von Baumaschinen, mit denen der Abbau wirtschaftlich, aber auch nachhaltig erfolge. Mal sind es Cat Radlader wie zwei 972 XE in der Rückverladung oder ein neuer 982, der einen Skw für die Schiffsverladung belädt. Von dem Modell 775 sind weitere Skw im Umlauf, ein zusätzlicher 775G, zweimal ein Vertreter der E-Serie und einer gehört zur Baureihe F.

Besonders beansprucht werden laut Sooneck ihre Vorder- und Hinterachsen, wenn die Starrrahmenkipper vollbeladen auf Fahrwegen abwärtsfahren. "Muldenkipper müssen am Standort durchschnittlich 16 % Steigung bewältigen. Damit werden die Bremsen und Reifen ganz schön beansprucht. Umso erstaunlicher ist jedoch der Spritverbrauch. Nach oben fahren die Muldenkipper leer, vollbeladen erreichen sie 110 t. Das Gewicht drückt die Skw nach unten, sodass wir beim Abwärtsfahren deutlich weniger Sprit verbrauchen", berichtet Udo Wirth, der frühere Betriebsleiter, der die Hartsteinwerke berät.

Diese verfolgt derzeit die Entwicklungen im Hinblick auf Elektromobilität. "Für uns wären Elektro-Skw, die beim Bergabfahren rekuperieren und somit Energie rückgewinnen, eine interessante Option um Emissionen zu senken. Wir sind gespannt, was sich hier in Zukunft noch tut", sagt Han de Beijer, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe.

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Michael Gard (technischer Leiter von Sooneck, v. l.), Udo Wirth (früherer Betriebsleiter Sonneck), Han de Beijer (Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Sooneck), und David Decker (Zeppelin Gebietsverkaufsleiter) besuchen eine der Ladestellen. Foto: Zeppelin

Um den Abbau effizient zu gestalten, stehe die Technik permanent im Fokus von Stephan Abraham, Betriebsleiter, und Michael Gard, technischer Leiter. Vorausschauend werden Reifen der Skw mit entsprechender Radialtiefe und mit 150-prozentiger Profiltiefe verwendet, die über eine Zickzack-Mittelrille mit versenkter Rippe verfügen, um hohe Traktion sicherzustellen. Das Bergabfahren mit voller Ladung gehe darüber hinaus zulasten der Bremsen sowie des Antriebsstrangs, berichten sie. Bei der Bergabfahrt unterstütze zwar der ölgekühlte Retarder, damit die Bremsen nicht heiß laufen, doch das hohe Gewicht beanspruche bei diesem Einsatz im Lauf der Jahre die Komponenten.

Nötige Rohdichte

Produziert werden sechs verschiedene Sorten Wasserbausteine, die an den Binnenwasserstraßen in Deutschland und den Niederlanden, wie auch auf Offshore-Baustellen an der Nordseeküste eingesetzt werden, sowie Gemische für den Straßenbau und gewaschene Splitte und Sande für den Beton- und Ingenieurbau. "Aktuell müssen wir eine besonders anspruchsvolle Sieblinie mit dem Cat 982 herstellen, die in Rotterdam als Unterbau von Tankanlagen eingebaut wird. Beim Radlader in der Rückverladung unterstützt uns die integrierte Waage, um fünf verschiedene Körnungen mit der richtigen Dosis zu mischen.

Unsere Stärken sind Mischungen, bei denen es auf jede Tonnage ankommt. Wir haben gute Mitarbeiter im Vertrieb, die Kunden entsprechend beraten und wir für sie das passende Produkt für die Anwendung finden", meint Udo Wirth. Im eigenen Labor werden Proben untersucht und Kriterien wie die nötige Rohdichte für die Kundenmischungen bestimmt, um so die hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Für jedes Produkt wird pro Tonne Material ein Indikator erstellt, um dessen CO2-Belastung zu erfassen, die bei der Produktion bis zur Lieferung anfällt.

Eine Besonderheit am Standort sei die Nassaufbereitung, die neben der Trockenaufbereitung besteht, um am Standort das Rohmaterial möglichst vollständig zu verwerten und Primärrohstoffe im Sinne von Nachhaltigkeit zu schonen. Grobe und feine Gesteinskörnungen bis 0/1 mm werden nass herausgesiebt, die Ton- und Schluffanteile kleiner 63 µm werden in einem aufwendigen Prozess aus dem Prozesswasser separiert und mittels einer Kammerfilterpresse zu einem stichfesten "Filterkuchen" entwässert.

Der wird wiederum mithilfe eines Cat Kettenbaggers 330FLN aufgehaldet. Der "Filterkuchen" wird unter Rheinstein-Ton vermarktet. Aufgrund seiner hohen Qualität sei er gefragt für Dach- und Mauerwerkziegel, Fassaden- und Pflasterklinker oder zur Abdichtung von Deponien und Deichen. "Hier gibt es verstärkt Anfragen aus der Region", freut sich Han de Beijer.

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Aus dem abgebauten Quarzit entstehen Gemische für den Straßenbau und gewaschene Splitte und Sande für den Beton- und Ingenieurbau. Foto: Zeppelin

Die Abbaustätte profitiere direkt von der geografischen Lage am Wasser – eine eigene Schiffsverladestelle und eigene Binnenschiffe tragen dazu bei, die geförderten Baustoffe ohne Zwischentransporte per Lkw über große Distanz über den Wasserweg rheinauf und -abwärts auch ins benachbarte Ausland zu den Kunden zu bringen, so das Unternehmen. Doch schränkte der Wasserstand des Rheins die Transporte im letzten Jahr ein.

"Der dauerhaft niedrige Pegelstand des Rheins durch die langen Trockenperioden der letzten Jahre und den zunehmenden Wegfall des Gletscherwasserzuflusses aus den Alpen haben dazu geführt, dass wir unsere Kunden verstärkt per Straße bedient haben. Großer Abnehmer ist derzeit der Deichbau, aber auch in anderen Bereichen verzeichnen wir eine hohe Nachfrage. Vor allem Großbaustellen, die jede Woche 3000 bis 5000 Tonnen von uns abnehmen, beliefern wir weiterhin per Schiff", so Han de Beijer.

Neue Absatzwege zu suchen und die Produktion immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, gehöre zu den Kernaufgaben der Unternehmensgruppe, um wirtschaftlicher und nachhaltiger zu werden. Das führe etwa dazu, dass der Betrieb das Abbauverfahren vom Hoch- auf den Tieflöffelbagger umstellte. Inzwischen hat schon zum zweiten Mal ein Cat Kettenbagger 374 Einzug gehalten. Für den Steinbruch bedeute dies eine höhere Produktionsleistung im Vergleich zum Vorgängermodell.

Der neue Bagger könne im Steinbruch bei Bedarf pro Stunde bis zu zehnmal einen Muldenkipper beladen. Ein sogenannter Schwerlastmodus sorge für hohen Systemdruck, sodass sich schwere Lasten mühelos aufnehmen lassen. Das 10 % höhere Schwenkmoment gewährleiste schnellere Zykluszeiten. So ermöglichen drei Leistungsstufen die Anpassung an unterschiedliche Aufgabenstellungen: Power für maximalen, Smart für ausgewogenen und Eco für besonders energieeffizienten Betrieb, berichtet Sooneck.

Moderne Bagger

Die im Steinbruch eingesetzten Baggerfahrer profitieren von einer modernen Fahrerkabine mit Klimaautomatik, modernen Viskoseauflagen, um die Kabinenvibrationen zu verringern, und griffgünstig angeordneten Bedienelementen. Im Vergleich zu Vorgängergenerationen biete der neue Cat 374 eine stabilere Konstruktion. Dies werde erreicht durch die verstärkte Ausführung von Auslegern, Gestängen sowie oberem und unterem Rahmen für harte, schwere Einsätze, wie sie in einem Steinbruch an der Tagesordnung sind.

Dennoch müssen laut Sooneck die Maschinisten immer wieder für die regelmäßige Maschinenwartung sensibilisiert und ihnen die Bedeutung der täglichen Maschinenkontrolle klargemacht werden. Daher gebe es von Zeppelin durchgeführte Fahrerschulungen. "Unser Abbau ist nicht nur bedingt durch die zwölf Sohlen sehr anspruchsvoll. Quarzit ist sehr abrasiv und das beeinflusst den Verschleiß, den wir immer im Blick haben", so Han de Beijer. Darum seien auch bei der neuen Radladertechnik in Form des Cat 982 sowie bei den beiden Cat 972MXE entsprechende Vorkehrungen getroffen worden und die Unterschraubmesser an deren Schaufeln entsprechend verstärkt.

Doch es müssen laut eigener Aussage nicht immer Neumaschinen sein, die eingesetzt werden. So wäge der Betrieb ab, welche Technik am besten zu den Anforderungen passe und werde dabei von Gebietsverkaufsleiter David Decker von der Zeppelin Niederlassung Frankenthal gezielt beraten. Das führte zur Entscheidung, auch mal auf junge Gebrauchtmaschinen wie den Cat Kettenbagger 330FLN zurückzugreifen oder das Instandsetzungsprogramm Cat Certified Rebuild zu nutzen. Bereits zum dritten Mal wurden zwei Cat Skw vom Typ 775E und einer vom Typ 775F für ein weiteres Maschinenleben von der Zeppelin Niederlassung Frankenthal wieder fit gemacht. "Damit haben wir fast neuwertige Maschinen erhalten, mit denen wir zudem noch verbrauchsarm arbeiten können", meint Han de Beijer.

Den drei Rebuild-Skw zur Seite stehen wiederum zwei neue Cat 775G, die ein effizienter Umgang durch anpassbare Kraftstoffsparmodi auszeichnet, informiert das Unternehmen. Der im Muldenkipper der neuen G-Serie eingesetzte Cat Dieselmotor C27 biete ein hohes Drehmoment für den anspruchsvollen Arbeitseinsatz, mit dem er Steigungen besser bewältigen könne. Damit er dann bis auf Sohle zwölf seine geforderte Leistung Im Paradies bringen könne.

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