Interview mit Wolfgerd Jansch, Prokurist und Leiter der Messe NordBau in Neumünster

Die NordBau 2024 startet neuen Kongress

Anfang September richten sich die Blicke der Bauwirtschaft wieder gen Norden, wenn die NordBau ihre Pforten öffnet. Wolfgerd Jansch, Prokurist und Leiter der Messe, sprach mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga darüber, was die Besucher in diesem Jahr in Neumünster erwartet.
Nachwuchsförderung
Wolfgerd Jansch, Prokurist und Leiter der Messe NordBau in Neumünster. Foto: NordBau

ABZ: Herr Jansch, die Stimmung in der Bauwirtschaft ist in diesem Jahr durch die Krise im Wohnungsbau nicht so positiv gestimmt wie über Jahre zuvor, erste große Unternehmen mussten Insolvenz anmelden. Wie nehmen Sie die Stimmung unter den Ausstellern der NordBau 2024 wahr?

Jansch: Wenn Sie jetzt Unternehmen betrachten, die direkt im Wohnungsbau beschäftigt sind oder damit zu tun haben, dann ist da in der Tat eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung vorhanden – da ist die Stimmung im Keller. Das war für uns auch ein Anlass darüber nachzudenken, wie wir die Verantwortlichen aus Wissenschaft und Wirtschaft möglichst an einen Tisch bringen können. Und letztlich war das eben eine Überlegung, einen neuen Kongress zusammen mit der Wissenschaft ins Leben zu rufen.

Die Stimmung unter den Ausstellern der NordBau ist grundsätzlich gut und erwartungsvoll. Die NordBau hat sich in diesem Jahr genau diese Themen und Probleme zu eigen gemacht, die die Branche bewegen – sie möchte mit der Bauwirtschaft Lösungswege aufzeigen oder auch Lösungen anbieten. Die Teilnehmer werden diskutieren, was uns alle beschäftigt und versuchen, mit Fachleuten neue Wege zu finden, die auch die Branche in die Zukunft tragen kann. Die NordBau will zeigen, dass sie sich genau dieser Probleme annehmen kann und vielleicht aus manchem Problem sogar was Positives entstehen kann. Man muss letztlich auch festhalten, dass der Bedarf im Wohnungsbau ja vorhanden ist, das sind einfach auch Geschäftsmöglichkeiten.

ABZ: Im Infrastrukturbereich sieht es grundsätzlich positiver aus . . .

Jansch: Ja, in diesem Bereich waren wir seitens der Aussteller im Freigelände, also bei Herstellern und Händlern von Baumaschinen, Baugeräten oder Nutzfahrzeugen schon zum Jahreswechsel ausgebucht. Natürlich findet sich für Kurzentschlossene immer mal der eine oder andere Platz, den man nochmal vergeben kann oder wo man vielleicht etwas zusammenrücken muss. Aber das Interesse ist hier ungebrochen hoch. Wie die Lage dann allerdings beim Vertrieb und beim Absatz von Baumaschinen oder -geräten ist, können wir jetzt momentan auch nicht beurteilen.

ABZ: Sie haben schon angedeutet, dass die NordBau 2024 in diesem Jahr mit einer ganz besonderen Neuerung aufwarten wird – der Kongress CONBAU Nord wird zur NordBau Premiere feiern. Was war der Grund, einen Kongress während der Messe stattfinden zu lassen?

Jansch: Ganz simpel gesprochen war die Intention der technischen Hochschule Lübeck, der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen und uns wie angedeutet, einen Bau-Kongress ins Leben zu rufen, der Klarheit darüber schaffen möchte, wo die Reise der Branche denn hingehen soll und welche Perspektiven sich in allen Bereichen bieten. Auch in jenen, wo es aktuell schwierig ist, vor allem bei den mineralischen Baustoffen. Wir haben im Dialog mit Professor Fiedler von der TH Lübeck und mit Professor Wahlberg der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. festgestellt, dass es eigentlich an einer Plattform oder an einer Möglichkeit der Zusammenkunft für alle Akteure des Bauens mangelt. Wo man sich treffen und austauschen kann – abseits von den üblichen Seminaren für Architekten oder Veranstaltungen der Wohnungswirtschaft. So wurde der Gedanken geboren, die CONBAU Nord zu starten.

ABZ: Was soll den Kongress auszeichnen?

Jansch: Dass es eine Plattform für alle am Bau Beteiligten sein wird, wo Bauhandwerk, Kommunen, Verwaltung, Wissenschaft, Wohnungsunternehmen, Ingenieure und Planer zusammenfinden können. Und darüber hinaus, dass die fachliche Leitung mit mehreren kompetenten Partnern gemeinschaftlich stattfindet. Wir sind sehr froh darüber, dass die TH Lübeck, die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen und die Investitionsbank des Landes Schleswig-Holstein den Kongress fachlich die ersten zwei Tage organisieren. Die Verantwortlichen sind der Überzeugung, dass die Herausforderungen einer nachhaltigen Transformation nur gelingen kann, wenn Experten unterschiedlicher Branchen gemeinsam zukunftsgerichtete Innovationen für den Wohnungsbau voranbringen – und das wollen sie mit der CONBAU voranbringen. Deshalb hat der Kongress auch eine längerfristige Perspektive, die CONBAU soll als maßgebender Kongress mit den Partnern etabliert werden. Unser Konzept zum Kongress ist auf mindestens drei Jahre Laufzeit ausgelegt.

ABZ: Wohnungsbau und Wärmewende lauten zwei Themen, die in diesem Jahr im Kongress vertieft werden sollen. Wie wird das geschehen?

Jansch: Im Themenbereich Wohnungsbau, also Bauen im Bestand wird es insgesamt über 40 Vorträge von ausgesuchten Experten geben, die über verschiedenste Aspekte berichten. Über den Tellerrand blicken, ins Gespräch kommen und Synergien nutzen, das wird das Credo der CONBAU sein. In diesem Jahr schauen wir beispielsweise auch nach Skandinavien, wir fragten im Vorfeld auch danach, wo das Land vor allem unter den Gesichtspunkten Wärmedämmung oder hinsichtlich des Einsatzes regenerativer Energien heute steht. Was kann man in welchen Bereichen auch für uns übernehmen? Alternative Energien und Wärmewende sind ebenfalls zentrale Schlagworte, die im Vortragsprogramm erörtert werden. Es wird verschiedensten Fragestelllungen nachgegangen, wie beispielsweise "Wie geht man mit Energieverbrauch um?", bis hin zu "Wie gelingt die Fachkräftesicherung und Nachwuchsgewinnung?" Das wird spannend.

ABZ: Welche weiteren Themen werden in diesem Jahr auf der NordBau im Vordergrund stehen?

Jansch: Das Sonderthema Energie wird auch im Ausstellungsbereich im Mittepunkt stehen, wir haben in der Halle 7 eine zentrale Anlaufstelle, wo Interessierte und Haus- oder Immobilienbesitzer eine Beratung in Anspruch nehmen können – und zwar ohne vorherige Terminabsprachen. Besucher können einfach dorthin gehen, und sich beraten lassen.

Das wird sicherlich eines der gefragtesten Flächen der Messe sein, neben den Ausstellungsflächen für Baumaschinen und -geräte. Viele Fachbesucher wollen eben auch wissen, wie es in der Entwicklung von Baumaschinen weitergeht, wo man noch effizienter werden kann, und mit welchen Neuheiten Hersteller und Händler aufwarten.

ABZ: An welchen Flächen waren Aussteller in diesem Jahr besonders interessiert?

Jansch: Die Flächen auf dem Freigelände waren schon zu Jahresbeginn komplett ausgebucht, das hatte ich ja schon erwähnt.

Wir haben auch einige Aussteller, die nicht jedes Jahr dabei sind und nun wieder zu finden sein werden. Da bekamen wir häufiger die Aussage, dass vor dem Hintergrund, dass bei der Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen ein großer Nachholbedarf existiert, ein großes Potenzial erwartet wird. Ob Straßen-, Wasserstraßen- oder Bahnbau.

ABZ: Die NordBau zeichnet sich auch dadurch aus, dass versucht wird, junge Menschen für das Baugewerbe zu interessieren. Was haben Sie sich in diesem Jahr ausgedacht, um die Generationen Y und jünger anzusprechen?

Jansch: Wir bieten in Halle 1 erstmalig eine Fläche für den Themenbereich Recruiting. Die Fläche ist aber nicht nur für junge Menschen interessant, die eine Ausbildung suchen oder sich informieren wollen. Große Bauunternehmen und Baukonzerne wollen dort auch Menschen ansprechen und sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen. Seit rund zehn Jahren – wenn man die Corona-Zeit abzieht, bietet das bundesweit tätige Institut für Talententwicklung die Nordjob Bau an. Im Rahmen der NordBau können sich Schüler am Messe-Donnerstag gezielt über Ausbildungsmöglichkeiten bei verschiedenen Unternehmen und Vertretern der Baubranche informieren. Das läuft überaus erfolgreich, vor allem auch weil hier der Bauindustrieverband Hamburg Schleswig-Holstein, der Landesinnungsverband der Dachdecker, der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein sowie ein großer Baumaschinenhersteller, der die gesamten Buskosten für die Schüler aus Norddeutschland übernimmt, die Grundlage hierfür stellt. Mitten in der Ferienzeit hatten sich schon über 1000 Schüler mit konkreten Terminen für Gespräche bei den Ausstellern und teilnehmenden Betrieben angemeldet. Rund 30 Firmen werden sich auf der Messe genau an dem Tag den jungen Menschen präsentieren. Das ist ein Super-Programm und vor allem auch eine tolle Initiative. Genau das brauchen wir, um das Image der Bauberufe weiter hochzuhalten. Und wo geht das besser, als auf einer Messe, wo man auch noch alles anfassen kann?

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