Kommentar

Dickes Ende

von: Kai-Werner Fajga

295.000 lautet die Zahl des Monats – so viel steht fest. Denn wie das Statistische Bundesamt ermittelt haben will, sind in Deutschland im vergangenen Jahr ebenso viele Wohnungen fertiggestellt worden, wie ein Jahr zuvor. Trotz Krise, Teuerung und Auftragsrückgängen wäre das eigentlich ein Ergebnis zum Feiern, da Institute und Verbände bis zu 30 Prozent geringere Auftragseingänge für 2023 erwartet hatten. "Sollten sich die nun vorab in den Medien genannten Zahlen bestätigen, wäre das eine starke Leistung der Baubranche, die zeigt, dass die Branche stabil durch die Krise kommt und Arbeitsplatzverluste vermieden werden", kommentierte sogleich Bundesbauministerin Geywitz.

Ganz und gar nicht in Feierlaune sind dagegen die Verbände in der Bauwirtschaft. "Selbst wenn die Fertigstellungszahlen in 2023 nicht so dramatisch ausfallen, wie befürchtet wurde, heißt das doch nur, das dicke Ende kommt erst noch", folgert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-OliverMüller.

Die Genehmigungszahlen im Wohnungsbau ließen immer noch keine Bodenbildung erkennen, seit März 2022 habe sich die Zahl der genehmigten Wohnungen halbiert. "Die Fertigstellung von 295.000 Wohnungen ist schon jetzt Vergangenheit – die Zahl wird 2024 nicht zu halten sein", erklärte auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Insgesamt fehlten im ersten Quartal 2024 rund 15 200 Wohnungen zum Vorjahresquartal und sogar 39.000 Wohneinheiten zum Jahr 2022. Die aktuelle Zahl 295.000 zeige lediglich, dass die Bauunternehmen die verfügbaren Auftragsbestände weiter mit hohem Tempo abgearbeitet hätten.

Auch aus Sicht der Immobilienwirtschaft sollte "die Dramatikdes Wohnungsmangels" nicht unterschätzt werden. "Wir sind noch nicht ansatzweise so weit, dass Fertigungszahlen die immer größere Wohnungslücke aufholen"¸ sagte der Präsident des Spitzenverbands der Immobilienwirtschaft ZIA, Andreas Mattner.Insgesamt herrscht Konsens, dass keine Trendwende in Sicht ist, sondern das Gegenteil. Nach wie vor müsse mehr Nachfrage im Wohnungsbau erzeugt werden, so der HDB. Es wäre "völlig falsch, auf Basis hoher Fertigstellungszahlen von gestern, jetzt erstmal abzuwarten und tatenlos auf eine Trendwende zu hoffen", mahnt der ZDB.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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