Kommentar
Personalnot
von: Kai-Werner FajgaOft sind die Ursachen Baustellen, Verspätungen vorausfahrender Züge oder verstopfte Strecken. Mitunter schallt aber auch dieBotschaft durch den Lautsprecher, dass kein Zugpersonal zur Ablösung bereitsteht, womit nicht nur fehlendes Begleitpersonal, sondern auch Lokführer gemeint sind. Das Problem der Personalknappheit ist bei der Bahn wie auch bei privaten Bahnbetrieben seit Jahren bekannt, mit verstärkter Werbung versucht man, die Lücken zu füllen. Dass das Problem aktueller denn je ist, monierte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Nach dessen Ansicht könnten die Güterbahnen in Deutschland bis zu 50 Prozent mehr Aufträge annehmen.
Der Verband vertritt 650 Unternehmen des öffentlichen Personenverkehrsund des Schienengüterverkehrs – darunter auch die Töchter der DB AG. Der Hemmschuh für mehr Wachstum sei neben bestimmten politischen Rahmenbedingungen der Fach- und Arbeitskräftemangel, sagte Joachim Berends, Vizepräsident des VDV anlässlich der Jahrestagung des Verbands. Obwohl 76 Prozent der Mitgliedsunternehmen 2022 mehr Personal eingestellt haben als im Vorjahr, fehle im Schienengüterverkehr an allen Ecken Personal, insbesondere im Fahrbetrieb. Laut einer Umfrage unter Mitgliedern mussten 2022 rund ein Viertel der Betriebe ihren Betrieb zeitweilig einschränken.
Die Deutsche Bahn allein plant mehr als 25.000 Neueinstellungen, so sollen 9000 Stellen zusätzlich entstehen. "Speditionen und die verladende Wirtschaft drängen auf die Schiene, weil sie wissen, dass die Straßen voll und die Lkw-Fahrerkabinen leer sind – und bleiben. Sie wissen auch, dass die Maut für Lkw steigen wird", erklärte VDV-Vize Berends. Es sei daher wichtig, sich an den "Masterplan Schienengüterverkehr" und dessen Aussagen zur Personalbeschaffung und -entwicklung zu halten. Neben politischen Rahmenbedingungen werde vor allem der Arbeitskräftemangel zum Hemmschuh für Wachstum. Ein Problem, mit dem die Branche sicher nicht allein dasteht.