Kommentar
Profitgier
von: Kai-Werner FajgaAm ersten Messetag der BAU begrüßte die Empfangsdame des Sterne-Palasts die nichts ahnenden Hotelgäste mit der schlichten Ankündigung, dass die Hotelzimmer ganz neu renoviert seien, und sie die Gäste zu den Zimmern geleiten werde, was sie dann auch tat. Über Treppen und Gänge – der Fahrstuhl sei wegen Bauarbeiten außer Betrieb – ging es in den Nebentrakt des Anwesens.
Und dort wurde tatsächlich kräftig gebaut – alle Fußböden, Wände waren mit Folien abgedeckt, von den Decke lugten offene Kabelbündel und Stecker hervor, bereits angeschlossene Rauchmelder, Deckenleuchten und Lautsprecher hingen herab. Passend dazu waren in den Gängen Trockenbauelemente, Leitern, Farbeimer, Bohrmaschinenkoffer und diverse Bauwerkzeuge drapiert – alles präsentierte sich entsprechend staubig und verschmutzt. Freilich ohne Baulärm und Handwerker, denn es war nach 18 Uhr.
Hinter abgedeckten Türschildern und frisch gestrichenen Zimmertüren erwarteten die Hotelgäste renovierte Zimmer, die stark nach Farbe rochen und anhand von Details wie offenen Lüftungsschächten oder Farbresten auf dem Fußboden zeigten, dass eine endgültige Bauabnahmen noch nicht erfolgt – oder die Mängelliste noch nicht abgearbeitet war. Auf dem Bett informierte ein Schreiben neben einer Tafel Schokolade nüchtern, dass man sich für die Unannehmlichkeiten entschuldige und wünschte einen guten Aufenthalt.
Wer jetzt dachte, Teilnehmer einer Folge der "versteckten Kamera" zu sein, oder dass sich die Hotelleitung einen ganz besonderen Scherz ausgedacht hatte, sah sich getäuscht, beziehungsweise mit der Münchner"Es-ist-Messezeit"-Hotelrealität konfrontiert: Die Empfangsdame informierte auf Nachfrage der Hotelgäste, dass keine anderen Hotelzimmer verfügbar seien, Punkt. So hatten die Besucher der BAU und Hotelgäste immerhin die Möglichkeit zu sehen, wie sich Produkte, Baustoffe und Geräte, die tagsüber auf der Messe vorgestellt wurden, live in der Praxis bewährten. Das ist ja auch ein gutes Messeergebnis.