Liebherr stellt neue Krane vor

Hohes Wachstum und neue Produkte in Ehingen

von: Kai-Werner Fajga
Ehingen (ABZ). – Nach zwei Jahren erzwungener Abstinenz durch die Pandemie war Andreas Böhm, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG, sichtlich erfreut, wieder Pressevertreter live in Ehingen begrüßen zu dürfen. Die Gäste erwarteten die neuesten Entwicklungen in dem Produktsegment Mobil- und Raupenkrane.
Liebherr Krane und Seilmaschinen
Das Highlight des Presseevents in Ehingen war der neue, rein elektrisch betreibbare LTC 1050-3.1 E. Der Kran wird wie bisher konventionell mit einem Verbrennungsmotor, mit Diesel oder HVO-Kraftstoff, für das Fahren auf der Straße und den Kraneinsatz selbst ausgestattet sein. Er kann aber alternativ für die Kranarbeit mit einem elektrischen Antrieb und damit "Zero Emission"-gerecht genutzt werden. Foto: Liebherr

"Ich freue mich, Sie heute in der neu gebauten Halle der Liebherr-Werk Ehingen GmbH begrüßen zu dürfen. Den hier vor Ort Anwesenden ist vielleicht aufgefallen, dass wir uns nicht am Hauptproduktionsstandort in Ehingen befinden, sondern in der "Reparatur- und Service-Niederlassung Süd" in Ehingen-Berg", begrüßte Andreas Böhm, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG die geladenen Pressevertreter.

Der Grund dafür: Gleich nebenan wird das Produktionswerk derzeit kräftig erweitert, weshalb die Kran-Neuheiten dieses Mal in einem anderen Betriebsteil vorgestellt werden mussten – kein Zweifel, bei Liebherr "brummt" das Geschäft. Andreas Böhm ließ es sich dann auch nicht nehmen, glänzende Zahlen des Herstellers als Einleitung zu präsentieren – erst einen Tag zuvor war der aktuelle Geschäftsbericht veröffentlicht worden.

"Wir können mit Stolz auf ein Geschäftsjahr zurückblicken, in dem wir trotz der anhaltenden Coronapandemie den zweitbesten Umsatz in der Geschichte des Unternehmens erzielt haben", sagte Böhm. Hinsichtlich der Entwicklung nach Produktsegmenten konnte die Firmengruppe Liebherr 2021 in fast allen Produktsegmenten ein deutliches Wachstum erzielen, das fast an das Rekordwachstum des Jahres 2019 herangereicht habe. "Die Firmengruppe Liebherr hat sich trotz der schwierigen Bedingungen auf dem Weltmarkt sehr gut entwickelt – vor allem dank der hervorragenden Performance bei Mining- und Baumaschinen", führte Böhm aus.

Die anwesenden Journalisten erwartet in der Riesenhalle ein geballtes Informationspaket aus neuen Produkten und Diensten – und natürlich eine Kran-Show, in der aktuelle Neuheiten vorgeführt wurden, wie etwa mehrere Kranmodelle die mit dem neusten Update "LICCON"-Kransteuerung der 3. Generation befehligt wurden. Mit dabei waren zwei-, drei- und fünfachsige Krane. Noch größer fiel der LTM 1300-6.3 aus, der mit 91,3 Metern Höhe, 9 Tonnen Ladung als 6-Achser unter dem Slogen "Reaching new Heights" vorgestellt wurde und sich beispielswiese durch den Vario-Ballast auszeichnet.

Als "Multitool" stellte der Hersteller den LTC 1050-3.1 vor, der in schwerem Gelände eingesetzt werden kann und bei dem das Fahrerhaus gleichzeitig als Kran-Führerhaus dient. Das absolute Highlight des Events wurde allerdings bis zum Ende der Kranshow hinter einer schwarzen Plane verborgen: Der rein elektrisch betreibbare LTC 1050-3.1 E.

Der E-Kran kommt

Die Entwicklung des elektrischen Antriebs des LTC 1050-3.1 hat Liebherr unter das Motto "Zero emission, full power" gestellt. Dr. Ulrich Hamme, technischer Geschäftsführer der Liebherr-Werk Ehingen GmbH, erklärte: "Unseren Kunden möchten wir auch mit dem alternativen elektrischen Antrieb die volle Kranleistung bieten. Der LTC 1050-3.1 wird wie bisher konventionell mit einem Verbrennungsmotor, mit Diesel oder HVO-Kraftstoff, für das Fahren auf der Straße und den Kraneinsatz selbst ausgestattet sein. Er kann aber alternativ für die Kranarbeit mit einem elektrischen Antrieb und damit "Zero Emission"-gerecht genutzt werden. Alle bisherigen Nutzungseigenschaften des Krans bleiben also erhalten, unabhängig davon, ob er im Kranbetrieb mit dem abgasemissionsfreien Elektro- oder mit dem Verbrennungsmotor betrieben wird."

Die neue Alternative des LTC 1050-3.1 bietet laut Hersteller die bestmögliche Kombination aus Umweltverträglichkeit, Kundennutzen und Effizienz. Auf der Straße und im Gelände ist er mit einem konventionellen und emissionsarmen Verbrennungsmotor der Abgasemissionsstufe 5 unterwegs, der eine Leistung von 243 kW (326 PS) erbringt. Der Motor kann uneingeschränkt mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) gespeist werden, wodurch er im Einsatz bereits bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen, im Vergleich zum reinen Antrieb mit Dieselkraftstoff, einspart.

Im Kranbetrieb kann je nach Einsatzbedingungen flexibel der Verbrennungs- oder der Elektromotor gewählt werden. Letzterer reduziert nach Angaben von Liebherr sowohl Luft- als auch Lärmemissionen auf ein Minimum. Damit sei die Maschine auch für den Einsatz in geräuschsensiblen Bereichen sowie "Zero Emission Areas" geeignet.

Der neu entwickelte Antrieb mit Elektromotor bietet eine Leistung von 72 kW und ermöglicht damit einen uneingeschränkten Kranbetrieb, also mit annähernd gleicher Performance wie bei der Nutzung des 6-Zylinder-Motors. Für die Kraftübertragung an die Verbraucher im Kranoberwagen nutzt der elektrische Antrieb die vorhandene Hydraulikpumpe, die beim konventionellen LTC 1050-3.1 direkt an das Lastschaltgetriebe angebaut ist. Bei der elektrischen Variante kommt zum konventionellen Model des LTC 1050-3.1 lediglich der Elektromotor und ein Verteilergetriebe sowie die notwendige Steuerungstechnik hinzu. Dabei sitzt das Verteilergetriebe direkt zwischen der Kranpumpe und dem Lastschaltgetriebe. Diese laut Hersteller clevere und dennoch einfache Lösung ermöglicht den flexiblen Wechsel zwischen diesel-hydraulischem und elektro-hydraulischem Antrieb. Für die volle Leistung wird Baustellenstrom mit 125 Ampere benötigt, der Betrieb ist jedoch auch mit 63 Ampere praxistauglich möglich. Alternativ kann der Kran mit einem externen handelsüblichen "Battery Pack" arbeiten, falls die Baustelle nicht über eine entsprechende Elektroinfrastruktur verfügt.

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Liebherr Krane und Seilmaschinen
Alle bisherigen Nutzungseigenschaften des Krans bleiben im E-Betrieb erhalten – unabhängig davon, ob er im Kranbetrieb mit dem abgasemissionsfreien Elektro- oder mit dem Verbrennungsmotor betrieben wird. Abb: Liebherr

Liebherr bietet die elektrische Variante des LTC 1050-3.1 für die Version mit dem 36 Meter langen TELEMATIK-Teleskopausleger an. Die Optionen RemoteDrive für ferngesteuertes Fahren und höhenverstellbare Liftkabine sind auch für den neuen Kran erhältlich. Intensive Erprobungen des Prototyps mit elektrischem Antrieb sind in vollem Gange, so dass Liebherr die ersten Auslieferungen für 2023 plant.

Neuer Goliath

Der neue Goliath der Liebherr-Krane mit der Typbezeichnung LR 12500-1.0 passte indes nicht mehr in die schon sehr große Halle. Mit dem Slogan "Gamechanger for tomorrows energy" stellte Liebherr den LR 12500-1.0 als neue Ergänzung seiner Raupenkran-Palette vor: Der LR 12500-1.0 hat 2500 Tonnen Tragkraft und ergänzt künftig das Portfolio des Herstellers unterhalb des LR 13000. Die neuen Konstruktionen seiner Drehbühne und des Hauptauslegers sollen neue Maßstäbe setzen, denn der konkurrenzlos breite Hauptausleger verleiht dem Kran laut Hersteller "die Stabilität eines Powerbooms". Liebherr bezeichnet die neue Auslegerkonstruktion als HighPerformanceBoom.

Getrieben durch die Energiewende werden die Stückgewichte laut Liebherr immer größer, speziell beim Handling von Komponenten für Offshore-Windkraftanlagen. Dieser Herausforderung soll der neue Raupenkran begegnen: Der LR 12500-1.0 ergänzt die Gittermast-Palette zwischen dem 1350-Tonner LR 11350 und dem LR 13000 mit 3000 Tonnen Tragkraft. Mit enormen Tragfähigkeiten und laut Hersteller einzigartigen Transportkonzept ist er als wirtschaftlicher Raupenkran auch für globale Projekte konzipiert.

Die Lösungen bisher waren Doppelausleger wie der PowerBoom oder verbreiterte SX-Systeme. Bei der Konstruktion des LR 12500-1.0 gingen die Liebherr-Konstrukteure nach eigenen Angaben komplett neue Wege: Der breite, leistungsstarke HighPerfomanceBoom wird optimiert in die Drehbühne eingeleitet. Ermöglicht wird dies durch ein spezielles Drehbühnenvorderteil, welches auf einem Tieflader bei 4 Meter Breite transportiert wird. Ergänzt wird die Drehbühne durch ein 3,5 Meter breites Heckteil, in das die beiden Antriebsaggregate integriert sind. Zwei Liebherr-6-Zylinder-Reihenmotoren bringen eine Gesamtleistung von 800 kW/1088 PS. Um die Kranverfügbarkeit zu erhöhen, sind sie redundant ausgeführt. Auf ein separates Powerpack wird verzichtet. Die beiden Haupthubwinden befinden sich ebenfalls auf dem Heckteil.

Die je 10 Meter langen Zwischenstücke des HighPerfomanceBoom werden mithilfe eines raffinierten Mechanismus auf eine wirtschaftliche Transportgröße reduziert. Eine separate Vorrichtung stabilisiert das Gitterstück während des Montagevorgangs auf der Baustelle. Zum Transport der Raupenträger mit je etwa 150 Tonnen Gewicht wird die Kette abgenommen und handlich in Containern transportiert. Der verbleibende Kettenträger wird aufgeteilt auf zwei Tiefladern verfahren.

Emissionen mindern

Dr. Hamme erläuterte in einem Vortrag auch die Anstrengungen des Unternehmens zur Emissionsminderung, das den aktuellen Zielsetzungen des Klimaschutzprogramms der Europäischen Union zur Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent folgt. "Unsere Krane aus Ehingen sind bei vielen dieser Bauprojekte dabei. Gleichzeitig müssen wir die Menge an CO2, die unsere Krane ausstoßen, deutlich verringern. So leisten wir einen doppelten Beitrag zum Erreichen der Klimaziele aus dem Pariser Abkommen." Zum ersten Handlungsfeld erklärte Hamme etwa, dass , für alle in Ehingen produzierten Krane der fossile Dieselkraftstoff, der in der Inbetriebnahme, Test- und Abnahmephase verbraucht werde, vollständig durch reinen HVO-Kraftstoff ersetzt werde.

Bereits seit September letzten Jahres sei das Liebherr-Werk Ehingen "dieselfrei". So würden tausende Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

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