Teamwork gegen Schmierereien
Spritzwasser- und auffangfreies Arbeiten in der Höhe mit ausgeklügeltem System
In Dresdens Gret-Palucca-Straße 11 steht das internationale Studentenwohnheim der Stadt. Es befindet sich in der Nähe der Hochschule für Technik und Wirtschaft, liegt aber auch in unmittelbarem Blickfeld des Fußballstadions vom SG Dynamo Dresden, bei dem es sich nach Angaben des Rudolf-Harbig-Stadions – so der offizielle Name – um die emotionalste Immobilie der Sächsischen Landeshauptstadt handelt.
Das Studentenwohnheim, das 1967/68 gebaut wurde, war vor wenigen Jahren vollständig saniert worden. Doch schon kurz nach Abschluss der Renovierungsarbeiten prangten auf den höhergelegenen Stockwerken riesige pinkfarbige Buchstaben, die im knapp 300 m Luftlinie entfernten "Wohnzimmer" des Fußballclubs gut lesbar waren. Für ihre "Arbeit" hatten die Unbekannten den Bereich der öffentlichen Gänge im 11., 13., 15. und 17. Stockwerk des Hochhauses ausgewählt und ihre Botschaft mit Hilfe einer Farbrolle und einer Teleskopstange auf die dunkelgrauen Hartplastikplatten aufgebracht, mit denen die Bereiche verkleidet sind.
25-jährigen Erfahrungen in der Reinigung
Der Betreiber des Wohnheims, das Studentenwerk Dresden, gab die Beseitigung der störenden Aufschriften bei Graffitti-ex aus Dresden in Auftrag. Das Unternehmen verfügt aufgrund seiner mehr als 25-jährigen Erfahrungen über eine große Expertise in der Reinigung unterschiedlichster Baustoffe. Allerdings gibt es im Unternehmen keine ausgebildeten Höhenarbeiter, die für die Arbeiten an den schwer zugänglichen Schmierereien gebraucht wurden.
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Die Lösung des Problems war für Torsten Höhne, Geschäftsführer von Graffitti-ex, naheliegend: Er bearbeitete das Objekt gemeinschaftlich mit Industriekletterern von "Die Bergsteiger am Bau". Der Dresdner Fachbetrieb hat sich auf Höhenarbeiten mit Seilsicherung an Gebäuden spezialisiert und seit der Gründung im Jahr 1983 bereits viele spektakuläre Projekte auf Dächern, Kirchtürmen, Schornsteinen und an Fassaden umgesetzt.
Für die Beseitigung der mit Dispersionsfarben aufgebrachten Graffiti entschied sich Torsten Höhne für ein Abbeizverfahren mit Einsatz einer Hochdruckkrake. Ein solches System besteht aus mehreren Komponenten: einem Hochdruckreiniger, in dem auch heißes Wasser erzeugt werden kann, einem Tank zum Auffangen und Filtern von Schmutzwasser sowie einer Reinigungshaube.
Bearbeitung besonders hartnäckiger Verschmutzungen
Diese ist in einer Standardausführung und einer kleineren Variante für die Bearbeitung besonders hartnäckiger Verschmutzungen erhältlich. Beide wurden in dem Objekt eingesetzt. Die Reinigungshauben sind mit zwei rotierenden Hochdruckreinigungsdüsen versehen, die mit hohem Druck die anhaftenden Verschmutzungen entfernen.
Außerdem befindet sich an jeder Haube ein Schlauch, über den das anfallende Abwasser in den Schmutzwassertank gesaugt, direkt gefiltert und anschließend in einen separaten Behälter geleitet wird. "Das Arbeiten mit einer Hochdruckkrake hat mehrere Vorteile. Weil das System spritzwasser- und auffangfrei ist, entfällt das Errichten von flüssigkeitsdichten, chemikalienresistenten Wannen unterhalb der zu behandelnden Flächen. Wir gewinnen also Zeit und sind hinsichtlich der Durchführung deutlich flexibler, denn wir können mit der Graffiti-Entfernung jederzeit beginnen und bei Schlechtwettereinbruch sofort aufhören", erklärt Torsten Höhne. "Eine Hochdruckkrake ist aufgrund der Schlauchlänge für die Ver- und Entsorgung mit Wasser außerdem das ideale Werkzeug für die Reinigungsarbeiten an hohen Gebäuden. Daher hatten wir keinerlei Schwierigkeiten, die Graffitis im 17. Stock zu entfernen."
Beseitigen in mehreren Phasen
Das Beseitigen der Schmierereien verlief in mehreren Phasen. Die erste begann mit der Sicherung für die Höhenarbeiter. Die mit Level 3 für Industriekletterer ausgezeichnete Ute Hüller von "Die Bergsteiger am Bau" wählte für die Seilsicherung geeignete Anschlagpunkte, die zur Lastaufnahme der Arbeiter und des Materials geeignet sind. Dann bereitete sie sich in einer Nässeschutzkombi auf die Fassadenreinigung vor.
Währenddessen brachte ein Mitarbeiter von Graffitti-ex über einen Bodenwischer mit Mopp ein biologisch leicht abbaubares Lösungsmittel auf die pinkfarbigen Botschaften auf und wiederholte den Vorgang nach kurzer Einwirkzeit. Danach begannen die Reinigungsarbeiten. Ute Hüller führte dazu die Reinigungshaube über die besprühten Flächen, um die bereits angelöste Farbe vollständig zu entfernen.
Heißwasser im Hochdruckreiniger erzeugt
Das für diese Tätigkeit benötigte Heißwasser wurde im Hochdruckreiniger erzeugt, wobei das Frischwasser über einen Tank in einem Graffitti-ex Transporter bereitgestellt wurde. Mit derselben Methode verfuhr das Unternehmen mit dem Abwasser: Das vorgefilterte Schmutzwasser – insgesamt 2,5 m³ – wurde ebenfalls in einem, auf einem weiteren Transporter untergebrachten Tank gesammelt und nach Abschluss der Fassadenreinigung bei einem Fachbetrieb ordnungsgemäß entsorgt. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse im ersten Quartal 2023 konnte die Graffiti-Entfernung erst einen knappen Monat nach Auftragsvergabe beginnen.
Die Verzögerung war für Ute Hüller kein Problem: "Wir führen unsere Seilsicherungstechnik jederzeit in unserem speziell ausgestatteten Sprinter mit. Jedes Material hat dort seinen festen Platz. Wir können daher sehr schnell und flexibel reagieren. Dank unserer langjährigen Erfahrungen waren die vorbereitenden Arbeiten für die Seilsicherung an dem 18-stöckigen Hochhaus kurz, weshalb auch eine zeitnahe Abstimmung mit Graffitti-ex möglich war. Nachdem sich das Wetter gebessert hatte, konnten wir das Projekt daher innerhalb von vier Arbeitstagen abschließen."
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