Viele strukturelle Probleme

Verbände und Ökonomen sehen schwierige Wirtschaftslage

Berlin (dpa). – Wirtschaftsverbände und Ökonomen sehen Deutschland in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage mit vielen strukturellen Problemen. "Unser Land ist nicht mehr Wachstumslokomotive, sondern Bremsklotz – und das als immerhin die größte Volkswirtschaft Europas", sagte DIHK-Präsidenten Peter Adrian der Deutschen Presse-Agentur.

"Es gilt, das Ruder rumzureißen." Der Ökonom Michael Hüther sagte: "Der Ukraine-Krieg hat schonungslos offengelegt, wie groß die strukturellen Schwächen inzwischen sind." Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst sagte: "Deutschland ist die wichtigste Volkswirtschaft Europas – das gilt nach wie vor. Wir machen aber den Fehler, uns seit Jahren auf unseren Lorbeeren auszuruhen."

Die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm sagte: "Ich glaube, man muss die Zeichen ernst nehmen. Die Wirtschaft hat zwei tiefgreifende Krisen erlebt. Zuerst die Pandemie, mit den Problemen in den Lieferketten und dem Einbruch der Produktion hierzulande. Dann kam der Angriff auf die Ukraine mit den Auswirkungen auf die Energieversorgung und die -preise."

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagte: "Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas, sondern hat wirtschaftlich goldene 2010er Jahre gehabt und ist heute global sehr wettbewerbsfähig. Deutschland könnte jedoch wieder zum kranken Mann Europas werden, wenn es seine Stärken jetzt nicht klug nutzt, um die ökologische, digitale und wirtschaftliche Transformation entschieden voranzubringen." Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht eine Reihe fundamentaler Probleme. "Das Gute: Die Probleme sind lösbar. Es ist aber Zeit loszulegen. Wenn wir vor allem bei der inzwischen überbordenden Bürokratie und komplizierten Genehmigungsverfahren auf allen Ebenen ernsthaft abspecken, können wir in Zukunft auch wieder an alte wirtschaftliche Erfolge anknüpfen."

Laut Grimm hätten die hohen Energiepreise Deutschland wegen der energieintensiven Industrie härter als andere Länder getroffen. Deutschland habe die Krisen gut gemeistert. "Angesichts der hohen Energiepreise war aber nicht zu erwarten, dass Deutschland aus dieser Krise mit Dynamik herauskommt", so Grimm. "Auf der anderen Seite liegen noch Aufgaben vor uns, das darf man nicht kleinreden." Sie nannte Abhängigkeiten von China im Handel und bei kritischen Rohstoffen, den Ausbau der Energieerzeugung und der -netze, die Digitalisierung, den Fachkräftemangel, das Bildungswesen und die Rente. "Und das alles inmitten der Transformation zur Klimaneutralität mit ihrem immensen Investitionsbedarf."

Der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, sagte: "Schon seit Jahren dämpfen hohe Unternehmenssteuern und Lohnstückkosten sowie ein ineffizienter Staatsapparat die Investitionsstimmung. Hohe Energiepreise, gekoppelt mit dem Fachkräftemangel infolge demografischer Alterung und bröckelnder Infrastruktur machen unsere letzten Vorteile zunichte. Insbesondere in den energieintensiven Branchen droht eine veritable Deindustrialisierung."

Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom, sagte, es bestehe die reale Gefahr, dass Deutschland perspektivisch erheblich an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verliere.

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