Kommentar
Der richtige Weg
von: Kai-Werner FajgaDie Deutsche Bahn hatte verkündet, dass sie an ihrer umstrittenen Variante für den sogenannten Brenner-Nordzulauf bei Rosenheim festhält. Die Planungen für den Tunnel und die Zulaufstrecken der Bahn begannen bereits in den 90er-Jahren. Während die Arbeiten am Tunnel seitens Italien und Österreich 2007 und 2009 begannen und die Eröffnung für 2032 geplant ist, sollte zumindest die Diskussion mit der Festlegung beendet sein.
Bürgerbefragungen, Dialogforen, Planspiele, Gutachten und vieles mehr waren der Entscheidung vorausgegangen, mit der die Bahn die für sie als Netzbetreiber sinnvollste Variante nun festlegte. Ein "Stresstest" habe die Vorteile der bisherigen Auswahltrasse bestätigt, teilte die DB mit. Was für den Konzern das beste Ergebnis darstellt, erntet vor Ort allerdings weiter heftige Kritik. Lokale Politiker fühlen sich übergangen, eine Bürgerinitiative monierte, dass der sogenannte "Stresstest" nur eine "fadenscheinige Prüfung" gewesen und das Ergebnis nicht überraschend sei.
Die Regierungsfraktionen im Landtag in München bevorzugt ebenfalls eine andere Trasse als die Bahn, die sich an der bisherigen orientiert. Genau diese – und die daraus entstehenden Lärmbelastungen wollte die DB mit der Alternative entlasten. Die Diskussion steht damit stellvertretend für viele in Deutschland, bei denen sich Anwohner durch die Verkehrszunahme belästigt fühlen, Umweltschützer den Raubbau an der Natur und Flächenverbrauch kritisieren und gleichzeitig unbegrenzte Mobilität gefordert wird – und wo Autobahnen und Schienennetz im Verkehr ersticken.
Wie hier und andernorts eine Entscheidung gefunden wird, bleibt weiter abzuwarten, denn den einen "richtigen Weg" gibt es offensichtlich nicht.