Baumesse fand im Dezember 2022 statt

BIG 5 Dubai meldet sich eindrucksvoll zurück

von: Christian Brensing
Dubai/Saudi Arabien (ABZ). – In gewohnter Stärke und Beteiligung fand vom 5. bis 8. Dezember wieder die BIG 5 Dubai statt und lockte rund 65.000 Teilnehmende an. Es herrschte Aufbruchsstimmung unter allen Beteiligten.
Dubai Messen und Veranstaltungen
Ein neuer Hingucker in Dubai ist das im Februar 2022 eröffnete Museum der Zukunft, dessen kühner Entwurf vom südafrikanischen Büro Zilla Design stammt. Foto: Christian Brensing

Als größte und einflussreichste Baumesse in der MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika) behauptete sich die 43. BIG 5 erneut als ein absolutes Muss für die Baubranche in der Metropole am Persischen Golf. Die durch die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren stark rückläufigen Zahlen wurden deutlich nach oben korrigiert: 65.000 Teilnehmernde aus 150 Ländern mit 2000 Ausstellern füllten die Messehallen des World Trade Centers – Dubai wie gehabt, als funkelnde Perle der Arabischen Emirate sowie Motor und Vorbild für die gesamte Region des Mittleren Ostens.

Josine Heijmans, Vice President des Messeveranstalters dmg events, sah sich demnach in ihrer Definition der Messe bestätigt und hat schon das nächste Jahr im Blick: "In Bezug auf die BIG 5 2023 werden wir als dmg events die Messe in BIG 5 Global umbenennen. Wir glauben, dass dies der steigenden internationalen Ausrichtung mehr gerecht wird, zumal die BIG 5 in einem der weltweit am stärksten wachsenden Märkte stattfindet."

Auch Michael Pittscheidt, Geschäftsführer der gleichnamigen Messe- Marketingagentur, der seit 2012 das Vertretungsbüro des BIG 5 Veranstalters in Bezug auf die deutsche Beteiligung leitet, war von dem starken Auftritt der Messe nach der Corona-Zeit beeindruckt: "Mein Team und ich haben mit gut 100 deutschen Ausstellern gesprochen. Einige erwähnten ausgezeichnete Abschlüsse und besonders auffällig waren die zahlreichen Messebesucher aus Saudi-Arabien. Mit 8 Prozent Wirtschaftswachstum liegt Saudi-Arabien in den Golfstaaten auf Führungsposition. Als deutsche Vertretung des Veranstalters freue ich mich, dass sich der deutsche Export dem internationalen Wettbewerb stellt und wieder in Präsenzveranstaltungen investiert. Nichts kann das persönliche Gespräch ersetzen. Zudem präsentierten sich auf einer Sonderfläche fast 50 Start-ups, vieles drehte sich dort um CO2-Neutralität, Automatisierung und die digitale Baustelle."

Perfekte Plattform

Dergleichen Aufbruchsstimmung bestätigte auch Sebastian Zettelmeier, der für Bayern-International den Gemeinschaftsstand des Bundeslandes leitete: "Für uns stellt die BIG 5 eine perfekte Plattform dar, um die international vernetzte bayrische Wirtschaft zu präsentieren. Dieses Mal hören wir überall von neuen Bauprojekten, bessere Ausgangsbedingungen könnte es für unsere 24 Standteilnehmer nicht geben."

Schon immer war die BIG 5 Dubai ein unmittelbarer Spiegel der wirtschaftlich-politischen Verhältnisse der Vereinigten Arabischen Emirate. Nach der erfolgreich absolvierten Weltausstellung Expo 2020 (Oktober 2021 bis März 2022) und dem damit verbundenen Bauboom in der Region blickt man nun gespannt in die Zukunft. Dabei ist allein schon die Gegenwart mehr als interessant. Diplomatisch geschickt, oder gar opportunistisch clever, manövrieren sich die Vereinigten Arabischen Emirate durch die gegenwärtigen Turbulenzen der Welt- und Wirtschaftspolitik. Einerseits wird weithin, Öl und Gas zu gestiegenen Preisen etwa an die westliche Welt geliefert, andererseits zeigt man sich weniger abweisend gegenüber Putins annektionistischen Aktionen und heißt Flüchtlinge aus den beiden verfeindeten Nationen, Russen wie Ukrainer, herzlich willkommen. Voraussetzung dafür sind allerdings prall gefüllte Bankkonten. Kurzum, die VAE befinden sich einer fast beispiellosen Win-Win-Situation, die sich unmittelbar in den Wirtschaftsdaten der Emirate niederschlägt. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Von Januar bis September besuchten 10 Millionen Touristen das Land, was dem Niveau vor der Pandemie entspricht. Demzufolge weist das Wirtschaftswachstum steil nach oben und der Immobilienmarkt ist leergefegt. Wohnungssuchende sprechen von einem bis 30 Prozent Anstieg der Mieten unter anderem auf Grund der Emigranten aus den sich bekriegenden Ländern.

Aussteller zufrieden

Stimmen auf der Messe reflektierten diesen selbstbewussten Selbstlauf von Politik und Wirtschaft am Persischen Golf und blicken sogar darüber hinaus auf die gesamte arabische Halbinsel, mit besonderem Augenmerk auf Saudi-Arabien. Envelon-CEO Hans-Peter Merklein beispielsweise bezeichnet seinen ersten Marktauftritt mit solar-aktiven Fassadenelementen als richtungsweisend, um in der Region Demonstrationsprojekte zu gewinnen und dadurch eine entsprechende Bekanntheit zu erreichen. Denn das rahmenlose Glas-Glas Modul sei nicht nur ästhetisch, sondern auch robust und kann thermischen und klimatischen Herausforderungen des Wüstenklimas standhalten: "Der Stromertrag wird voll auf das jeweilige Gebäude zugeschnitten, da unsere Fassadenpaneele ganze Fassaden zur Energiegewinnung nutzen und somit auch bei tiefstehender Sonne eine entsprechende Leistung bringen, was unsere Ertragsanalysen belegen. Mit anderen Worten, Enevelon-Fassadensysteme sind die perfekten Instrumente für Grüne Gebäude und CO2-neutrale Städte. Da wir unter anderem Architekten, Ingenieure und Fassadenplaner im eigenen Haus haben, können wir eine Fassade komplett schlüsselfertig planen und zielen in dieser Region auf eine entsprechende Resonanz."

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Dubai Messen und Veranstaltungen
Rund 65.000 Teilnehmende aus 150 Ländern und 2000 Aussteller füllten die Messehallen des World Trade Centers in Dubai, wo die Big-5-Messe Anfang Dezember stattfand. Foto: Christian Brensing

Ein "alter Hase" auf der BIG 5 Dubai ist Tino Schulze, Geschäftsführer der S+S Regeltechnik aus Nürnberg. Sein Eindruck über die Jahre ist, "dass die Messe immer internationaler wird mit einer inzwischen sehr starken Präsenz und Spezialisierung der Inder in Bezug auf Architektur, Konstruktion und Bauausführung, der Türken in Bezug auf die Elektro- und Lüftungsindustrie und der Chinesen in Bezug auf Komponenten und Materialzulieferung. Wir nutzen die Messe als Drehkreuz, um von hier aus unsere Geschäfte anzubahnen. Die ganze arabisch-asiatische Welt einschließlich Afrika trifft sich hier. Wir beliefern Kunden in Bereichen, wie zum Beispiel alternative Energien, Windparks, Offshoreanlagen et ceterea, also den Markt eines immer stärker erwachenden Umweltbewusstseins. Allerdings spielen Energiekosten in dieser Region noch keine vorrangige Rolle wie bei uns in Europa. Hier bohren wir noch dicke Bretter, aber auch das wird sich ändern."

Viel Potenzial

Özgür Bayram, Head of Sales von Bauer Mat Slurry Handling Systems, spricht von einem sehr hohen Marktpotential, das der Hersteller seit vielen Jahren auch mit Hilfe einer Niederlassung vor Ort bedient. Dies schlägt sich in dem sehr hohen Marktanteil von Bauer-Baumaschinen im Bereich Spezialtiefbau und dem Erreichen aller Umsatzziele nieder: "Riesige Baumaßnahmen stehen vor der Tür, da Dubai seine Kanalisation weiter ausbauen will, um Ab- wie Regenwasser besser zu nutzen, in Abu Dhabi wird der Flughafen fertiggestellt, viele Tunnelbauprojekte stehen an und überall versuchen wir, mit dabei zu sein. Hinzu kommen seit letztem Jahr die immer konkreter werdenden Bauprojekte in Saudi-Arabien. Stichworte sind Projekte wie NEOM, THE LINE oder jetzt die Asian Winter Games 2029 in Trojena. Mit einem Wort, der Mittlere Osten wird auf Jahrzehnte weiterhin eine absolute Boom-Region für alle am Bau beteiligten Firmen sein. Nur um eine Größenordnung zu geben, zur Zeit sind etwa 100 Bohrgeräte von uns und unseren Mitbewerbern bei NEOM im Einsatz."

NEOM ist eine von der Regierung Saudi-Arabiens projektierte Planstadt mit angeschlossenem Technologiepark im Nordwesten des Landes unweit des Golfs von Akaba sowie an der Küste des Roten Meeres. Ein Teilprojekt von Neom ist THE LINE. Darin soll ein urbanes Wohnerlebnis bei gleichzeitiger Erhaltung der umliegenden Natur umgesetzt werden. Das Projekt soll laut der Initiatoren neue Maßstäbe in der Stadtentwicklung setzen und zeigen, wie Städte der Zukositives Feedbackunft aussehen sollten.

Positives Feedback

Deutsche Qualität, Innovation und Expertise in Nachhaltigkeit scheint mehr denn je gefragt zu sein. Aber nicht nur deutsche Firmen, die Produkte für den Bausektor herstellen, fanden sich auf der BIG 5 Dubai ein. Die Veranstalter versuchten auch in Bezug auf die Architektur die Messe attraktiv zu gestalten, beziehungsweise Architekten und Architektur-affinen Produkten eine bessere Plattform zu bieten. Gerber Architekten, seit Jahrzehnten mit Groß-Projekten äußerst erfolgreich in Saudi-Arabien vertreten, wagten den Einstand. Abdelhamid Darrag, dem aus Kairo stammenden Director of Business Development, verschafften seine Arabischkenntnisse einen besonderen Ein- und Überblick über den Markt in den Arabischen Emiraten: "Als internationales Architekturbüro ist die BIG 5 für uns eine ausgezeichnete Netzwerkveranstaltung. Wir sind schon lange außerhalb Deutschlands tätig, im asiatischen und im arabischen Raum. Unser Interesse ist es, immer wieder Kontakte zu knüpfen und neue Märkte zu erschließen. Vielen Messebesuchern ist die von uns geplante und gebaute Nationalbibliothek in Riad ein Begriff, während unsere vor allem in China realisierten Hochhausprojekte eher überrascht haben. Für die Bandbreite der Bauaufgaben, für die Gerber Architekten steht, gibt es in den Arabischen Emiraten einen großen Markt, den wir weiter erschließen wollen."

Dubais Bauherren lieben ikonisch-metaphorisch-überwältigende Architektur, also Bauwerke mit einer hohen Symbol- und Strahlkraft. Jüngstes Beispiel ist das im Februar 2022 eröffnete Museum der Zukunft, dessen kühner Entwurf vom südafrikanischen Büro Zilla Design stammt. Zentral an Dubais Sheikh Zayed Road auf einem künstlichen Hügel gelegen, ist seine Fassade vollständig mit kalligraphischen Inschriften überzogen, visionäre Zitate des Herrschers von Dubai Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktum. Auch seine geometrische Form, eine Dupinschen Ring-Zyklide, macht den Tempel der Zukunft automatisch zu einem Hingucker. Sein als futuristisch gepriesenes Äußeres steht jedoch einem weit weniger zukunftsträchtigen musealen Inhalt gegenüber. Nicht vergleichbar mit einem Naturkunde- oder gar Technikmuseum erzählt das Museum der Zukunft von einer sorgenfreien Utopie á la Dubai. Gepriesen als "eine Heimstätte für Ideen, die noch nicht erdacht wurden" erscheint das Museum eher als die Aporie eines positivistischen Fortschrittsglaubens, der um und in sich selbst rotiert, ohne Widerspruch oder den Anflug eines Decartes'schen Dubio. Mit anderen Worten, ein Museum, was mehr preisgibt über Dubais Gegenwart als dessen Zukunft verrät.

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