Bei den ELW sorgt ein MH24 für den emissionsfreien Umschlag von Altpapier

Wenn der Bagger am Elektrokabel hängt

Wiesbaden (ABZ). – Nachhaltigkeit ist inzwischen in aller Munde, doch oftmals bleibt es bei leeren Ankündigungen oder Versprechen, ohne dass konkrete Taten folgen.
Caterpillar Bagger und Lader
Mit dem MH24 lassen sich laut EWL 1,2 t CO2 pro Monat sparen, wenn Altpapier umgeschlagen wird. Anstelle einer Batterie hängt der Bagger an einem 45 m langen armdicken Kabel und erhält darüber den Strom mit 400 V Leistung und einer Stärke von 250 A für seinen Elektromotor. Foto: Zeppelin

Anders machen es die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) laut eigenen Aussagen. Sie schlagen bei der Altpapierentsorgung eine nachhaltige Richtung ein und setzen dabei auf alternative Antriebstechnik. Ihren neuen Cat-Umschlagbagger MH24 mit 24 t Einsatzgewicht tanken sie nicht mehr mit Diesel, sondern der dafür nötige Strom wird in eigenen Blockheizkraftwerken aus Deponiegas und mithilfe von Photovoltaikanlagen produziert – er kommt somit aus der Steckdose. Das spare CO2 ein und angesichts der geringen Geräuschemissionen sei das Arbeiten auch für den Fahrer angenehmer, wenn kein Dieselmotor mehr brumme und er damit in der Halle den Umschlag von Altpapier übernehme.

"Wenn wir nun in Zukunft auf Diesel verzichten und stattdessen den Bagger mit Strom betreiben, senken wir den Ausstoß von Emissionen deutlich", sagt der zuständige Sachgebietsleiter Christian Orth. Konkret beziffert er die Ersparnis auf 1,2 t CO2 pro Monat, die weniger anfallen. Damit könnte ein Mittelklassewagen mit Benzin über 5000 km weit fahren. Oder eine Person könnte mit der Bahn über 80.000 km zurücklegen.

In Deutschland 17 Maschinen ausgeliefert

Seit Dezember 2022 ist die Baumaschine inzwischen im Einsatz auf dem Areal der Deponie Dyckerhoffbruch und absolviert täglich ihre Acht-Stunden-Schicht. "Es ist der einzige Cat-Elektrobagger im Rhein-Main-Gebiet. Damit setzt der Entsorgungsfachbetrieb ein deutliches Statement. Bislang wurden in Deutschland 17 solche Maschinen ausgeliefert und weitere werden folgen. Alle reden immer nur von Autos, die elektrisch fahren, aber auch bei Baumaschinen gibt es diese Möglichkeit", erklärt Rebekka Pfaff, Zeppelin Verkaufsrepräsentantin der Niederlassung Hanau, die das neue Arbeitsgerät liefern durfte.

Der 90 kW starke Elektromotor stelle eine hohe Leistung ohne Zeitverzug umgehend bereit, wie der Fahrer Marvin Breidenbach erklärt, der von der Ergonomie des MH24 angetan ist. "Wenn man den Greifer bewegt, ist das Gerät sofort einsatzbereit. Der Bagger hat Kraft. Beim Dieselantrieb dauert es, bis die Hydraulik reagiert", lautet sein Urteil. Der Bagger arbeitet abgasfrei und es bedarf somit keiner aufwendigen Frisch- und Abluftsysteme im Halleneinsatz. Außerdem erzeuge er keinen Funkenflug und kaum Abwärme, womit er sich für den Umschlag von leicht entzündbaren Materialien wie Altpapier anbiete. Elektrisch angetriebene Baumaschinen sind somit laut Unternehmen eine umweltfreundliche Alternative und erfüllen außerdem bei Arbeiten in geschlossenen Räumen wie der Halle der ELW die nötigen Anforderungen.

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Caterpillar Bagger und Lader
Marvin Breidenbach (Fahrer bei den ELW, v. l.) zusammen mit Rebekka Pfaff (Zeppelin Verkaufsrepräsentantin der Niederlassung Hanau) und Christian Orth (zuständiger Sachgebietsleiter bei den ELW) sind zufrieden mit dem Einsatz des MH24. Foto: Zeppelin

Keinerlei Abgasemissionen sind nicht die einzigen positiven Effekte, sondern auch im Hinblick auf den geringeren Wartungs- und Reparaturaufwand des Elektromotors erhoffen sich die ELW einen Vorteil. Denn ein Motorölwechsel ist hinfällig. Genauso AdBlue. Dafür müssen die Fahrer ihr Augenmerk auf die Filter legen, die nicht verstopft sein dürfen. Das wurde ihnen bei der Einweisung durch die Zeppelin-Niederlassung Hanau klargemacht. "Die Elektronik ist schon etwas empfindlicher. Daher müssen wir auf Sauberkeit achten", betont Breidenbach.

Anstelle einer Batterie hängt der Bagger an einem 45 m langen armdicken Kabel und erhält darüber den Strom mit 400 V Leistung und einer Stärke von 250 A für seinen Elektromotor. Einen eingeschränkten Bewegungsradius habe die Baumaschine trotzdem nicht, denn sie halte sich in der Halle auf. Orange Sammelfahrzeuge fahren dort vor und kippen das aus dem Stadtgebiet von Wiesbaden eingesammelte Altpapier ab. Der MH24 müsse es dann für den weiteren Entsorgungsweg und das Recycling vorbereiten, wie beispielsweise mit seinem Cat Greifer G318 falsche Stoffe entfernen. 500 bis 700 t Altpapier pro Woche werden mit dem MH24 umgeschlagen und per Lkw zu der Papierfabrik der Palm-Gruppe nach Aalen gefahren. Von der hochfahrbaren Kabine aus habe der Maschinist die Mulden der Lkw gut im Blick und könne das Altpapier verteilen – und das alles ohne Emissionen.

Kalkulation und Annahme gehen auf

Einen Bagger auf Basis eines Cat MH3022 haben die ELW bereits – er dient dem Abfalleinbau sowie dem Umschlag verschiedenster Materialien. Auch der Vorgänger des MH24 war mit konventionellem Dieselmotor ausgestattet. Dabei fielen an die 400 bis 450 l Diesel pro Monat an. Für den Elektrobagger werden an die 7000 kWh veranschlagt. Bei den Betriebskosten zeigt sich laut Unternehmen, dass Kalkulation und Annahme aufgehen: Diese lassen sich mit dem MH24 um bis zur Hälfte gegenüber den bereits auf Kraftstoffeffizienz getrimmten Cat MH-Umschlagbaggern mit herkömmlichem Dieselantrieb reduzieren und so könne sich der Entsorger monatlich inklusive anderer Kosten rund 1200 Euro sparen, meint Christian Orth.

Wie wichtig das geworden ist, zeige sich bei den Dieselpreisen 2022, die sich ihm zufolge zeitweilig nahezu verdoppelt hätten. Auch wenn sich die Preisentwicklung derzeit wieder etwas entspannt hat, haben die ELW eine Lösung gefunden, wie sie in Zukunft die Umwelt entlasten können. Das Deponiegas, das ohnehin anfällt, werde kontrolliert gesammelt und von den eigenen Blockheizkraftwerken in Strom umgewandelt. Gemeinsam mit dem, was per Photovoltaik erzeugt werde, waren es 2022 9 Millionen Kilowattstunden. "Somit sind wir mit der Stromversorgung nahezu autark und wir tragen dazu bei, dass Wiesbaden seine CO2-Ziele erreicht", erklärt Christian Orth.

Die ELW wollen einen Beitrag für den Klimaschutz leisten. So können sie eine Vielzahl an elektrisch angetriebenen Pkw, Transportern und Kehrmaschinen vorweisen. Angedacht ist die Anschaffung von drei E-Müllwagen. Bestellt wurde auch ein Wasserstoffmüllwagen. 22 Dienstfahrzeuge sind Teil der Elektroflotte. Vier sollen noch dazukommen. Auch auf der Deponie Dyckerhoffbruch sind weitere elektrisch betriebene Fahrzeuge verschiedenster Art geplant.

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