Bauaussichten 2023
Branche steht vor enormen Herausforderungen
Mein Ausblick auf das Jahr 2022 trug die Überschrift "Planungsunsicherheit als neue Normalität". Kaum vorstellbar war im Dezember 2021 allerdings, wie groß diese Unsicherheit dann für alle Marktbeteiligten tatsächlich sein würde. Die existierenden Probleme – Lieferkettenstörungen, Materialengpässe, massive Preissteigerungen, Zinssteigerungen auf breiter Front und Fachkräftemangel – sind oft beschrieben und allgemein bekannt und auf eine erneute ausführliche Erörterung kann an dieser Stelle verzichtet werden. Auf keinen Fall möchte ich aber an dieser Stelle darauf verzichten, all denjenigen zu danken, die 2022 dazu beigetragen haben, die für alle Beteiligten schwierige Situation zu meistern. Zuerst unseren Kunden, die zumeist mit großem Verständnis auf Lieferverzögerungen und unausweichliche Preisanpassungen reagiert haben. Und dann natürlich unseren Mitarbeitern, die mit großem Engagement ihr Möglichstes getan haben, flexibel auf alle Kundenbedürfnisse einzugehen.
Was bringt nun das Jahr 2023? Positiv wird bei Prognosen immer vermerkt, dass weiterhin enorme Bauaufgaben in Deutschland angepackt werden müssen. Einige Stichworte hierzu sind Wohnungsbau, energetische Sanierung, Infrastrukturbau, Energiewende. Theoretisch können die Bauwirtschaft und deren Dienstleister also hoffnungsvoll auf weitere Jahre mit vollen Auftragsbüchern vorausblicken. Wie sieht es aber aktuell in der Realität und mit der Umsetzung beziehungsweise Umsetzbarkeit dieser Aufgaben aus? Materialmangel, Versorgungsengpässe bei Gas, steigende Energiepreise, Inflation, steigende Zinsen und fehlende Planungskapazitäten werden die Nachfrage nach Bauleistungen voraussichtlich bis weit ins kommende Jahr deutlich spürbar bremsen. So sind beispielsweise die Baugenehmigungen in Deutschland schon 2022 im Vergleich zum Vorjahr zweistellig zurückgegangen.
Dementsprechend stehen wir und alle anderen Marktbeteiligten 2023 weiterhin vor der Aufgabe, mit unseren Mitarbeitern das eigentlich Unplanbare zu planen und mit den Unsicherheiten zurechtkommen. Aktuell sind unsere Kunden noch überwiegend gut ausgelastet, die Auftragsbücher sind bis weit ins Jahr hinein gefüllt. Der Bedarf an Maschinen, Geräten und den begleitenden wichtigen Serviceleistungen ist entsprechend vorhanden. Wahrscheinlich werden die unsicheren Erwartungen zu einer geringeren Nachfrage nach Neumaschinen und zu einer verstärkten Nachfrage nach Mietmaschinen führen. Aber auch die Mietparks sind wegen der Lieferzeiten nicht beliebig erweiterbar. Vielmehr sind sie angesichts der Knappheit bei den Neumaschinen vielerorts reduziert worden, um Kundenanfragen nach jungen Gebrauchtmaschinen bedienen zu können. In der Konsequenz werden die Vermietpreise für Baumaschinen und Baugeräte sicherlich ansteigen. Auch im technischen Service sind die Kapazitäten weiter begrenzt. Zwar setzt unsere Branche stark auf die Ausbildung eigener Fachkräfte, aber es gibt derzeit noch zu wenige Mechaniker und Mechatroniker. Angesichts der hohen Inflation sind auch hier Preissteigerungen in Folge gestiegener Löhne nicht vermeidbar.
Nicht nur kurzfristig im Jahr 2023, sondern für lange Zeit, wird der Fachkräftemangel das zentrale Thema unserer Unternehmen sein. Unsere Kunden aus Bauhaupt- und Baunebengewerbe stehen ebenfalls vor dieser Herausforderung. Trotz großer Anstrengungen zur Gewinnung und Ausbildung von Mitarbeitern werden in Zukunft überall qualifizierte Mitarbeiter nicht in der notwendigen Zahl gewonnen werden können. Hier gilt es also alle Möglichkeiten zur Steigerung der Produktivität, der Prozessoptimierung, der Automatisierung und der Digitalisierung zu nutzen. Bei dieser wohl wichtigsten Zukunftsaufgabe werden die Händler und Vermieter den Kunden innovative und zuverlässige Dienstleister sein – unabhängig von der aktuellen konjunkturellen Situation.
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