Unbesetzte Stellwerke und Bauarbeiten

Immer mehr Zugausfälle verzeichnet

Halle (dpa). - Bahnfahrer und Pendler rund um Halle, Leipzig, Erfurt oder Magdeburg kennen die Nachricht: Zugausfall wegen unbesetzter Stellwerke. Daten zeigen jetzt, dass es keine Einzelfälle sind und immer mehr Züge ausfallen. Dahinter stecken grundlegende Probleme.

Mal sind es nur einzelne Fahrten, die unter anderem wegen unbesetzter Stellwerke ausfallen. Mal ist es - wie bei der S-Bahn zwischen Halle und Leipzig - jeder zehnte Zug: Vor allem in Sachsen-Anhalt und den angrenzenden Bundesländern sind zuletzt immer mehr Zugfahrten „netzbedingt” ausgefallen. Das geht aus Daten des Infrastrukturministeriums in Magdeburg hervor. Demnach hat sich der Anteil netzbedingter Ausfälle innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

Im Jahr 2022 war es auf 36 Strecken zu netzbedingten Ausfällen gekommen. Vor allem Strecken im Süden Sachsen-Anhalts sind den Daten zufolge betroffen. Etwa von Eisleben nach Halle, von Sangerhausen nach Erfurt oder von Halle nach Leipzig. Von mehr als 414.000 Fahrten fielen demnach 3277 aus: ein Anteil von 0,79 Prozent. Allein in den ersten fünf Monaten 2023 stieg dieser Anteil auf insgesamt 1,63 Prozent. Vor zehn Jahren lag der netzbedingte Ausfall bei fast 0 Prozent. Von mehr als einer halben Million Fahrten fielen damals nur 17 netzbedingt aus. Verantwortlich für den Betrieb ist die DB Netz AG, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn – und die kämpft mit zwei großen Problemen: Veralteter Technik und Personal. „Unser Netz ist in Teilen zu alt, zu überlastet und zu störanfällig”, sagte eine Sprecherin der Bahn. In Sachsen-Anhalt kämen neben Bauarbeiten vor allem Mitarbeiterengpässe in den Stellwerken hinzu.

Kritik kommt daher von privaten Bahnunternehmen wie Abellio, die unter anderem wegen nicht besetzter Stellwerke Fahrten ausfallen lassen müssen. Aber auch vom Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt. Die Bahn müsse schnellstmöglich die völlig veraltete Stellwerkstechnik ersetzen, sagte Ministerin Lydia Hüskens (FDP) der Deutschen Presse-Agentur. „Fehlendes Personal ist heute schon eine der häufigsten Gründe für Zugausfälle. Die Bedeutung des Bahnverkehrs wird weiter zunehmen, dafür ist ein funktionierendes Netz essenzielle Grundlage.”

Nach Bahnangaben gibt es in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 844 Stellwerke. Die Bahn selbst spricht dabei von einer alten und personalintensiven Stellwerkstechnik. Viele Stellwerke müssen noch von spezialisierten Fahrdienstleitern besetzt werden.

Dabei macht die Bahn wenig Hoffnung, dass sich kurzfristig etwas an den Problemen ändert. Jeweils durchgeführte Bauprojekte, wie etwa der Austausch von Bahnschwellen oder die Modernisierung von Strecken nach europäischem Standard, endeten frühestens 2025 oder 2027, so die Bahn-Sprecherin. In rund vier Jahren sollen auch neue, digitale Stellwerke unter anderem in Eisleben und Sangerhausen in Betrieb gehen. Neues Personal lasse sich durch Aus- und Fortbildung auch nur mittelfristig gewinnen.

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